Ernährung

Nahrung und Ernährung in der Zukunft

Pizza aus dem Drucker, Kaffee, der aus einem futuristischen Automaten quasi aus dem Nichts materialisiert wird oder selbstkochende Gerichte – Sieht so die Zukunft unserer Ernährung aus? Aktuelle Ernährungstrends jedenfalls zeichnen ein realitätsnäheres und dennoch doppelgesichtiges Bild. Zum einen lässt sich beobachten, dass immer mehr Menschen auf gute Qualität, Regionalität und Saisonalität setzen. Um die Umwelt zu schützen und die Gesundheit zu fördern. Doch auch der Trend hin zur Digitalisierung der Ernährung sowie ein Hang zu Exotik, der wiederum für längere Lieferwege und mehr Einsatz von Ressourcen steht, ist zu beobachten.

Die Digitalisierung des Essens

Die Digitalisierung ist auch im Bereich der Ernährung längst angekommen. Digitalkonzerne aus dem Silicon Valley, wie Google und Amazon, investieren riesige Summen in die Lebensmittelbranche. Schon jetzt ist Amazon in Deutschland der Lebensmittellieferant Nummer 1 im Internet. Besonders im Agrarbereich macht sich das wilde Investieren bemerkbar. Man kann beinahe von einer Art Wettrüsten sprechen, wenn es um Förderungen aufstrebender Start-ups geht, die sich den diversen Technologien widmen. Neben Agrardrohnen oder vertikalen Farmen stehen vor allem auch Möglichkeiten synthetisch Fleisch herzustellen. Gerade in Deutschland spürt noch kaum jemand die Auswirkungen dieser Entwicklung auf die Lebensmittelbranche und die Ernährung der Bürger:innen. Doch die massiven Investitionen der Tech-Konzerne verändern auch die Machtverhältnisse und den Einfluss auf die Lebensmittelproduktion. Wie genau die Auswirkungen dieses „Trends“ sein werden, lässt sich bislang schwer voraussagen. Klar ist jedoch, dass manch ein Tech-Riese, wie etwa Amazon, sicherlich bald schon etliche Daten auch über individuelles Essverhalten gesammelt hat. Mit diesen kann etwa genau vorausgesagt werden, wann jemand Hunger auf welche Lebensmittel hat. Und das könnte die Wahl unseres Essens massiv beeinflussen.

Transparenz bei Produktion und Vertrieb

Obwohl sich die konkreten Auswirkungen der Digitalisierung auf unsere Ernährung bislang nur erahnen lassen, ist es kein Geheimnis mehr, dass Gesundheits- und Ernährungsdaten zuhauf gesammelt werden. Das dürfte gerade den meisten Deutschen sicherlich nicht unbedingt passen. Schließlich ist die Angst vor Datenmissbrauch groß. Einer aktuellen Studie zufolge, ist Datenmissbrauch gar die größte Angst rund um die fortschreitende Digitalisierung. Doch was Tech-Konzerne genau mit den Daten machen, wird den meisten Konsument:innen auch rund ums Thema Ernährung verborgen bleiben. Zumindest was die Produktion und den Vertrieb von Lebensmitteln betrifft, wird aber genau deshalb immer genauer hingeschaut. Oder besser gesagt: Immer mehr Menschen legen hier Wert auf Transparenz. Und genau dabei können tatsächlich doch auch wieder Daten und die Digitalisierung helfen. Denn mittels der Blockchaintechnologie und anderen Authentifizierungsmöglichkeiten lassen sich Produkte und deren Historie immer besser nachverfolgen.

Verpackungen – Stylisch, innovativ, umweltfreundlich

Mit einer Veränderung diverser Ernährungstrends geht auch eine Veränderung der Trends rund um die Verpackungen von Lebensmitteln einher. Denn das Außen soll das Innen in bestmöglicher Weise widerspiegeln. Seit einigen Jahren lässt sich unstrittig beobachten, dass immer mehr Menschen darauf achten, hochwertigere und gesündere Produkte zu kaufen. In vielen Fällen müssen diese deshalb auch frisch sein. Auch besondere, ja „luxuriösere“ Lebensmittel verkaufen sich immer besser. Gleichzeitig sollen Lebensmittel angepasst sein, an den modernen Lifestyle, der von Mobilität und Schnelllebigkeit geprägt ist.

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Verpackungen, die umweltverträglicher sind, werden immer beliebter. stock.adobe.com © photo_lia_laune (DATEI-NR.: 24287701)

Die Kombination dieser Eigenschaften des Konsummarktes schlägt sich direkt beispielsweise bei Hülsen- und Trockenfrüchten, Beeren, aber auch diversen Pulvern, Mehlen und Ähnlichem nieder. Früher vielleicht häufiger in Gläsern oder auch mal Dosen verpackt, greifen viele Hersteller heute zu Beutelverpackungen. Diese erlauben nicht nur eine moderne Präsentation, mit ihnen lässt sich auch in einem völlig anderen Aspekt noch punkten: Der Nachhaltigkeit. Denn ein gerne verwendetes Material für Beutelverpackungen ist Polypropylen, das zu 100 Prozent recyclingfähig ist. Immer mehr Hersteller entwickeln auch andere innovative Verpackungen, die bestenfalls Lebensmittel frisch halten, sie stilvoll in Szene setzen und die vielleicht sogar aus umweltfreundlichen Materialien bestehen.

Klimabewusste Ernährung

Umweltfreundlich soll es natürlich nicht nur bei den Verpackungen, sondern auch bei den Lebensmitteln selbst zugehen. Viele Konsument:innen achten daher seit einiger Zeit immer mehr darauf, dass sie ihre gesamte Ernährung „klimabewusster gestalten“. Dieses Klimabewusstsein umfasst mehrere verschiedene Maßnahmen beim Einkauf und Konsum von Lebensmitteln.

  • Die kommenden Jahre wird weiterhin ein regelrechter Bio-Boom erwartet. Dabei geht man davon aus, dass Bio-Produkte immer häufiger gekauft werden, wohingegen zu herkömmlichen Produkten weniger stark gegriffen wird.
  • Bereits im Jahr 2013 war die Viehwirtschaft für 14,5 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich. Da die Fleischerzeugung seitdem zunahm und bis 2029 um 13 Prozent zunehmen soll, sieht es aus Sicht der Umwelt nicht besonders gut aus. Bislang griffen viele Menschen genau deshalb oder auch aus Gründen des Tierwohls statt zu Fleisch und Fisch gerne zu Fleischersatzprodukten. Tofu, Seitan oder Milch auf Hafer-, Reis- oder Erbsenbasis waren etwa angesagt. Schon jetzt aber bieten zum Beispiel einige Fast-Food-Ketten „künstliches Fleisch“ an. Dieses soll dem „echten Fleisch“ in Geschmack, Konsistenz und Aussehen bestenfalls in nichts nachstehen. Heute noch ebenfalls oft auf Weizeneiweiß- oder Sojabasis gemacht, forscht man weltweit schon an Laborfleisch. Jenes kultivierte Fleisch, ist das Ergebnis von Gewebezüchtung. Hierbei wird das ehemals echte Fleisch also im industriellen Maßstab synthetisch hergestellt. Bestenfalls müssten irgendwann dann gar keine Tiere mehr für den Fleischkonsum gezüchtet und getötet werden.
  • Auch „Save Food“ und „Re-Use Food“ sind Schlagworte rund um klimabewusste Ernährung. Man denke hier etwa ans „Containern“, bei dem Menschen (illegal) Abfallcontainer etwa großer Supermärkte durchsuchen, um vermeintlich noch brauchbare Lebensmittel vor der Müllhalde oder Verbrennung zu retten. Immer häufiger finden sich Lösungen, dass es erst gar nicht zu einem Überangebot kommt. Außerdem kaufen immer mehr Konsument:innen bewusster ein, um zumindest im eigenen Haushalt weniger Lebensmittelmüll zu produzieren. Darüber hinaus steigt das Interesse an Re-use- und Recycelkonzepten. Vorbild sind hier Ideen, wie jene einer Backstube in Hilden, zwischen Düsseldorf und Wuppertal. Hier wird Kund:innen nicht nur ausführlich erläutert, wie  Lebensmittelabfälle vermieden werden und wie altes Brot immer noch verwendet werden kann. Die Backstube selbst heizte eine Zeit lang mit Altbrot, um weniger Energie zu verbrauchen.

Insekten als Proteinquelle

Noch klingt es für einige Menschen eklig und unvorstellbar, bei anderen wiederum landen sie seit Längerem wöchentlich auf den Tellern: Insekten. Während in einigen asiatischen oder auch afrikanischen Ländern seit jeher Insekten konsumiert werden, galten sie bei uns lange Zeit als „Ungeziefer“. Doch spätestens seit der Trend hin zu einer proteinreichen, auf den Sport getrimmten Ernährung um sich greift, haben viele den Wert der kleinen Tiere verstanden. Der Konsum jener stellt nämlich nicht nur eine geringe Umweltbelastung dar – oft sind Insekten plagenartig und in viel zu großen Mengen verfügbar. Sie haben vor allem aus ernährungsphysiologischer Sicht ganz hervorragende Eigenschaften. Besonders bedeutend ist meist der Gehalt an hochwertigem Eiweiß, den sie mit sich bringen. Auch der Anteil an ungesättigten Fettsäuren sowie Vitaminen und Mineralstoffen wie etwa Kupfer, Eisen, Magnesium, Mangan, Selen und Zink ist nicht zu verachten. Diese Eigenschaften könnten dazu führen, dass Insekten nach und nach nicht nur bei Sportler:innen, sondern gar in immer mehr Luxusküchen und irgendwann vielleicht sogar in den meisten Restaurants weltweit auf dem Teller landen.

Kräutersuche und Eigenanbau

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Kräuter selbst sammeln: Nachhaltig, kostenlos und gesund. stock.adobe.com © alicja neumiler (DATEI-NR.: 268074939)

Saisonaler, regionaler und frischer geht es nicht: Wer seine Lebensmittel selbst anbaut, handelt so ökologisch und transparent, wie möglich. Zum einen können Obst, Gemüse und Kräuter dann nach der Ernte sofort verwertet werden, um wirklich maximale Frische zu garantieren. Zum anderen werden hierdurch lange Lieferwege vermieden und man kann selbst kontrollieren, was genau in Kontakt mit den Lebensmitteln oder beispielsweise in das sie umgebende Erdreich kommt. Das Urban Gardening, bei dem sich etwa in einem Stadtblock mehrere Menschen zusammentun, um mitten in einer Metropole gemeinsam ein kleines Nutzgärtchen zu betreiben, ist schon seit Längerem ein großer Trend. Dieser hilft auch dabei, ganze Städte nach und nach unabhängiger von externen Lebensmittellieferanten zu machen. Hinzu kommt, dass immer mehr Menschen sich wieder für Kräuter interessieren, die sich fast in jedem Wald und auf vielen Wiesen finden und die meist bedenkenlos konsumiert werden können. Seien es Löwenzahn, Sauerampfer, Spitzwegerich und Bärlauch oder auch Giersch, Brennnessel und Wilde Möhre – sie alle lassen sich einfach in leckere Speisen einbinden oder stellen Grundlagen für gesunde Salate dar. Das Angebot an Kräuterwanderungen, das gerade auch am Rand vieler Großstädten zunimmt, wird den Trend hin zum Konsum von „Selbstgefundenem“ sicherlich weiter anfeuern.

Superfoods und Exotik

Wo die einen auch für ihre Gesundheit gerne zu Frischem und Regionalem greifen, denken die anderen, dass sie besonders gesund leben, wenn sie Superfoods und exotische Früchte konsumieren. Es gab eine Zeit, da galt die Avocado hierzulande noch als exotisch. Heute ist sie vom wöchentlichen Speiseplan gerade vieler junger Menschen gar nicht mehr wegzudenken. Jede Bowl und jedes zweite Brot muss mit Avocado garniert werden. Gesund ist die Frucht des Lorbeergewächses und gut schmecken tut sie auch. Das große Problem aber ist, dass Avocados nicht in Deutschland oder irgendwo in der Nähe wachsen. Sie werden vielmehr in trockenen tropischen und subtropischen Gebieten angebaut und dort meist künstlich bewässert. Bis sie hier im Supermarkt liegen, braucht es Tage und viel Treibstoff. Gut für die Umwelt ist das nicht. Ähnlich ist es mit vielen weiteren leckeren und gesunden Früchten und exotischen Lebensmitteln. Superfoods, wie Buriti, Camu-Camu oder eigentlich auch Mangos und Ananasse sollten Ausnahmen in der Ernährung darstellen und nicht die Regel. Der Trend jedoch geht in eine andere Richtung. Man darf gespannt sein, wie sich derlei Trends in naher Zukunft verhalten werden. Wird der Drang zur Nachhaltigkeit irgendwann die Lust auf Exotik verdrängen oder wird beides parallel existieren und zu moralischen Konflikten und weiteren Diskussionen führen?

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