Krebs

Zusammenhang zwischen Darmkrebs und Nitriten bestätigt

Die Gesundheitsbehörden bestätigen den Zusammenhang zwischen Darmkrebs und dem Verzehr von verarbeitetem Fleisch. Schuld daran sind Nitrite, Zusatzstoffe, die vorwiegend in Wurstwaren verwendet werden, um die Haltbarkeit zu verlängern, und die dem Schinken eine rosa Farbe verleihen. Europäischen Gesundheitsbehörden raten, den Konsum einzuschränken und rufen dazu auf, die Ernährung abwechslungsreicher zu gestalten.

zusammenhang darmkrebs und nitriten 300x169 - Zusammenhang zwischen Darmkrebs und Nitriten bestätigtDie französischen Gesundheitsbehörden bestätigen „die Existenz einer Assoziation zwischen dem Risiko von Darmkrebs und der Einwirkung von Nitraten und Nitriten“, insbesondere über verarbeitetes Fleisch, in einer Stellungnahme, die nach mehreren Monaten Arbeit veröffentlicht wurde. Frankreichs Nationale Agentur für Lebensmittelsicherheit (Anses) erklärt, dass die Analyse der Daten aus den zu diesem Thema erschienenen wissenschaftlichen Veröffentlichungen „mit der Klassifizierung der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC) übereinstimmt“.

Die IARC der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat 2015 verarbeitetes Fleisch, vornehmlich Wurstwaren, als krebserregend (Kategorie 1) eingestuft. Es soll unter anderem Darmkrebs begünstigen, an dem in Deutschland jährlich fast 26.000 Menschen sterben. Die aufgenommenen Nitrite werden ihrerseits als wahrscheinliche Karzinogene (Kategorie 2A) eingestuft. Historisch gesehen verwenden Wurstwarenhersteller Nitritbestandteile, um die Haltbarkeit ihrer Produkte zu verlängern und das Wachstum pathogener Bakterien zu verhindern, die u. a. Botulismus verursachen, eine schwere neurologische Erkrankung, die aufgrund des Fortschritts im Gesundheitswesen weitgehend in Vergessenheit geraten ist. Diese Bestandteile verleihen dem von Natur aus grauen Schinken seine rosa Farbe.

Reduzierung der Exposition der Bevölkerung gegenüber Nitraten und Nitriten

Anses empfiehlt, „die Exposition der Bevölkerung gegenüber Nitraten und Nitriten durch proaktive Maßnahmen zu verringern, indem die Exposition über die Nahrung eingeschränkt wird“.

„Obwohl die Reduzierung des Zusatzstoffgehalts das mikrobiologische Risiko deutlich erhöhen kann“ und somit die Entwicklung von Krankheiten wie Salmonellose, Listeriose oder Botulismus begünstigt, ist Anses der Ansicht, dass sie unter Anwendung validierter Ausgleichsmaßnahmen zur Beherrschung dieses Risikos in Betracht gezogen werden kann“. Beispielsweise durch die Verkürzung der Mindesthaltbarkeitsdaten von Produkten oder durch Maßnahmen auf der Ebene der Herstellungsstufen (Bioschutzmaßnahmen in der Tierhaltung und in Schlachthöfen). Der Verein Foodwatch, die Krebsliga und die App Yuka forderten die Behörden umgehend auf, „diese Zusatzstoffe zu verbieten“: „Angesichts der wissenschaftlichen Fakten müssen die politischen Akteure ihre Verantwortung wahrnehmen“, erklärten sie in einer gemeinsamen Erklärung.

Im Winter hatten sie sich in Frankreich in harten Debatten mit Metzgern angelegt, die ein jahrhundertealtes Know-how unter Einhaltung des Gesetzes verteidigten. Im Februar hatte die Nationalversammlung für einen „Absenkungspfad“ für die Höchstmengen an Nitritzusätzen in Wurstwaren gestimmt. Die Regierung hatte ihrerseits erklärt, sie wolle „das Feedback“ der Anses abwarten und hatte sich verpflichtet, deren Stellungnahme zu befolgen.

Während große Hersteller wie Herta oder Fleury Michon bereits mit „nitritfreien“ Schinkenlinien begonnen haben, warnt die Agentur vor Alternativen auf der Basis von „Pflanzenextrakten“ oder „Gemüsebrühen“. „Dies stellt keine echte Alternative dar, da diese Ersatzstoffe von Natur aus Nitrate enthalten, die unter dem Einfluss von Bakterien in Nitrit umgewandelt werden. Diese Produkte, die als „ohne Nitritzusatz“ oder „null Nitrit“ bezeichnet werden, enthalten daher versteckte Nitrate und Nitrite“, betont die Agentur.

Festlegen der zulässigen Tagesdosen

Die Anses hält es auch für wichtig, die zulässigen Tagesdosen (ADI) von Nitraten und Nitriten besser zu definieren. Denn sie stellt ein Paradoxon fest: die Existenz eines Zusammenhangs zwischen dem Verzehr von verarbeitetem Fleisch und dem Krebsrisiko, obwohl die empfohlenen Höchstdosen (150 Gramm Wurstwaren pro Woche) von 99 Prozent der französischen Bevölkerung eingehalten werden. Die ADI-Werte werden „für jeden dieser Stoffe einzeln festgelegt, obwohl die beteiligten biochemischen Mechanismen eine Reihe von Umwandlungen in Nitroverbindungen darstellen“, heißt es in der Stellungnahme. Im Klartext: Nitrate, die natürlicherweise im Boden vorkommen, können durch landwirtschaftliche Tätigkeiten (Düngemittel, Dung) in ihrer Konzentration verstärkt werden. Sie finden sich in den Pflanzen, die wir verzehren, und im Wasser, das wir trinken. In unserem Mund werden die aufgenommenen Nitrate unter dem Einfluss bakterieller Enzyme in Nitrite umgewandelt. Diese sind instabil und können, wenn sie im Übermaß vorhanden sind, zur Bildung von „Nitroverbindungen“ führen, die „für ihre genotoxischen und karzinogenen Eigenschaften bekannt sind“.

Die Anses empfiehlt daher weitere Forschungsarbeiten, um „den toxikologischen Referenzwert unter Berücksichtigung der Koexposition“ mit Zusatzstoffen festzulegen, aber auch neue epidemiologische Studien zu starten, um die Kenntnisse über den Zusammenhang mit dem Risiko für verschiedene Krebsarten zu verbessern. In der Zwischenzeit rät die Agentur, den Verzehr von Wurstwaren auf 150 Gramm pro Woche zu beschränken und ruft zu einer abwechslungsreichen Ernährung mit mindestens fünf Portionen Obst und Gemüse pro Tag auf. Dieser Aufruf erscheint auch für Deutschland sinnvoll, wobei hier der Verzehr von Wurstwaren aktuell pro Kopf bei durchschnittlich 560 Gramm je Woche, weitaus höher liegt.

Urhebender Autor: Futura avec ETX Daily Up

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