Gesundheit

Mehr als 10 Prozent haben Angst vor dem Zahnarzt: die Ursachen – und was dagegen hilft

Fast jeder Zweite liegt nicht so entspannt auf dem Zahnarztstuhl. Die meisten Patienten klagen über eine leichte bis schwere Dentophobie.

Schon allein der bloße Gedanke an den nächsten Zahnarzttermin löst bei vielen Bürgern in Deutschland Beklemmungen aus. Ein mulmiges Gefühl im Magen, Kopfschmerzen, Herzrasen, Schockstarre – so zeigt sich die Angst vor dem Besuch am Zahnarztstuhl häufig. Ursächlich dafür sind nicht nur Hirngespinste, sondern oft negative Erfahrungen bei vorangegangenen Behandlungen. Immer mehr Zahnärzte nehmen die Angst ihrer Patienten jedoch ernst und machen den Besuch mit Einfühlungsvermögen und psychologischem Geschick deutlich leichter.

Dentophobie unter den Top 10 der Ängste

Viele Menschen werden von Angst gesteuert und häufig sogar gelähmt. Zu den größten Ängsten gehören: Agoraphobie, Klaustrophobie, soziale Phobie, Agoraphobie, Aviophobie, Arachnophobie, Emetophobie und Dentophobie. Letztere beschreibt die Angst vor dem Zahnarzt.

Die einzelnen Phobien haben völlig unterschiedliche Ursachen. Häufig sind es schlechte Erlebnisse oder Panik durch Erfahrungsberichte anderer. Manchmal kommt die Angst jedoch ganz plötzlich und das Gehirn spielt uns einen Streich. Experten haben längst herausgefunden, dass Angst im Kopf beginnt und Mut ebenfalls.

Um der Dentophobie entgegenzuwirken, brauchen Patienten häufig die Unterstützung durch Profis und vor allem durch einen einfühlsamen Arzt. Das Problem sollte keinesfalls auf die leichte Schulter genommen oder als bloßes Hirngespinst abgetan werden. Quält sich ein Patient mit seiner Phobie vor dem Zahnarzt trotzdem zu einem Besuch, kann das spätestens bei der Behandlung ohne Eingehen auf die Ängste schwerwiegende Folgen haben. Schlägt der Patient beispielsweise aus Angst um sich, kann er sich und den Arzt/die Assistenz am Stuhl verletzen. Ergebnisse einer Studie des Instituts der Deutschen Zahnärzte (IDZ) machen deutlich, wie weit verbreitet die Angst vor dem Zahnarztbesuch in Deutschland tatsächlich ist. Circa 75 Prozent aller Befragten haben laut eigenen Angaben eine leichte bis mittlere Angstausprägung und beispielsweise ein mulmiges Gefühl, wenn sie einen Zahnarzttermin wahrnehmen. Etwa 15 Prozent der Studienteilnehmenden gaben zu, massive Angst vor dem Zahnarzt zu haben. Mit Freude und ohne Angst gehen hingegen nur ca. 5 Prozent zu ihrem Dentisten.

Die Angst und ihren Ursachen richtig behandeln

Kein Besuch beim Zahnarzt ist aus mundhygienischen Gründen keine Lösung. Experten empfehlen, mindestens einmal jährlich zur Vorsorgeuntersuchung zu gehen und auch eine Zahnreinigung vornehmen zu lassen. Um den Termin aus Angst nicht immer wieder vor sich herzuschieben, ist Angst-Kontrolle statt Angst-Vermeidung empfehlenswert. Es gilt, der Angst gezielt die Stirn zu bieten und sie zu behandeln. Wie die Schritte dafür aussehen, hängt von den Ursachen für die Angst ab.

Resultiert das Angstverhalten beispielsweise aus schlechten Erfahrungen beim Zahnarzt, sollten diese aufgearbeitet und mit einem vertrauenswürdigen Zahnarzt genau besprochen werden. Welche Ursachen gab es für die missglückte Behandlung und das Unwohlsein? Gab es beispielsweise bei der Zahnbehandlung einen ausgelösten Schmerz, der überraschend kam und sich so prägnant und Angst einflößend in das Unterbewusstsein eingebrannt hat? In diesem Fall könnte eine leichte Betäubung der zu behandelnden Stellen im Mundraum für mehr Sicherheit bei den Patienten sorgen.

Wichtig ist das Verständnis darüber, wo sich die Angst tatsächlich abspielt: im Kopf. Die Kontrolle der eigenen Gedanken ist bei der Angstbehandlung deshalb unerlässlich. Ziel ist es, sich möglichst wenig in die Angst hineinsteigern, denn dann lösen sich häufig im Körper weitere Reaktionen aus. Schon der Gedanke an den Besuch beim Zahnarzt ist wie ein Play-Button für Nervosität, flaues Gefühl im Magen, Kopfschmerzen oder sogar ein Ohnmachtsgefühl. Um diese Emotionen nicht unwillkürlich im Körper ausbreiten zu lassen, helfen sogenannte Trigger- oder Ankerpunkte.

Bemerken betroffene Patienten, dass sich die Angst im Kopf und Körper auszubreiten scheint, nutzen sie ihren Ankerpunkt. Das kann beispielsweise ein Armband, ein Ring, ein Stück Stoff oder etwas ganz anderes (Persönliches) sein. Wichtig ist, dass dieser Anker ganz bewusst gewählt wird und in Stresssituationen als Unterbrechung das Momentum gilt. Je weniger sich die Angst im Kopf ausbreiten kann, desto leichter wird es, ihr mit einer größeren Gelassenheit entgegenzutreten.

Ablenkung, um der Angst einen Strich durch die Rechnung zu machen

Manche Patienten haben keine starken Ängste, fühlen sich bei der Behandlung jedoch unbehaglich. Für sie reicht es häufig schon aus, sich auf dem Behandlungsstuhl eine Ablenkung zu suchen. Hilfreich kann die Fixierung eines Punktes an der Decke sein. Darauf konzentriert bleibt dem Gehirn nur wenig Raum, um sich dem Angstgefühl hinzugeben. Viele Zahnärzte haben an der Decke ohnehin Bilder von Wasserfällen, Wäldern oder einem wunderschönen blauen Himmel befestigt, um den Patienten durch den unweigerlichen Blick nach oben mehr Entspannung zu verschaffen.

2 - Mehr als 10 Prozent haben Angst vor dem Zahnarzt: die Ursachen – und was dagegen hilft

pixabay.com @ Jobbeat (CC0 Creative Commons)

Schon der bloße Gedanke an den Bohrer und den Zahnarztstuhl löst bei vielen Patienten Angstgefühle aus. Mit Entspannungstechniken lässt sich der Angst begegnen.

Hypnose auf dem Zahnarztstuhl: Damit der Kopf sich endlich entspannen kann

Manchmal ist die Dentophobie so übermächtig, dass bloße Ankerpunkte oder ein Gespräch mit dem vertrauenswürdigen Zahnarzt nicht mehr helfen. Haben Patienten beispielsweise Angst vor Geräuschen, Kontrollverlust oder Gegenständen im Mund, bedarf es oft anderer angstlösender Schritte.

Eine Hypnose kann dabei helfen, den Körper und Geist der betroffenen Patienten zur Ruhe zu bringen und für Entspannung sorgen. Viele Zahnärzte bieten eine Hypnose mittlerweile bei ihren Eingriffen an und stellen dafür sogar eigens kreierte Behandlungszimmer zur Verfügung. Hier dürfen sich Patienten an sanften Klängen und wohltuend-stimulierenden Bildern erfreuen und kommen allmählich zur Ruhe. Patienten bekommen wie durch einen Schleier zwar alles bei der Behandlung mit, nehmen sie jedoch als deutlich angenehmer und nicht bedrohlich wahr.

Nicht jeder ist bereit für eine Hypnose. Dreht sich das Gedankenkarussell zu schnell, zeigt die Tiefenentspannung oft gar keine Wirkung. Hier sind nur noch wenige Alternativen möglich. Muss eine Zahnbehandlung vorgenommen werden und kann der Patient dies aufgrund seiner Angstzustände nicht aushalten, ist eine Narkose häufig der letzte Ausweg. Aufgrund der Auswirkungen auf den gesamten Körper wird sie jedoch nur in Ausnahmefällen eingesetzt und bedarf eines aufklärenden Vorgesprächen und einer guten Nachbehandlung.

Beitrag verfasst von : Mara Hinzdorf

Bilder:

Titelbild : pixabay.com @ oswaldoruiz (CC0 Creative Commons)

Abbildung 2: pixabay.com @ Jobbeat (CC0 Creative Commons)

 

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