Gesundheit

Workaholics: Die Arbeitssucht im Portrait

Arbeitssucht: Was Workaholics kennzeichnet und wie sich die Sucht bekämpfen lässt

Von seinem Suchtmittel kann sich der Arbeitssüchtige kaum fernhalten. Hier geht es nicht um eine verbotene Substanz, die Menschen im Verborgenen konsumieren. Der Arbeitssüchtige oder Workaholic folgt seinem Verlangen im gesellschaftlich anerkannten Rahmen. Hier bleibt es in seiner Umgebung lange unbemerkt, dass die Arbeit zur Sucht geworden ist. Dennoch geht es beim Workaholism um eine echte Abhängigkeit. Wie bei anderen Süchten bekommen es der Süchtige und seine Umgebung bald mit negativen Folgen der Sucht zu tun.

Die Arbeitssucht aus medizinischer Sicht

Die häufig mit ihrer englischen Bezeichnung Workaholism bekannt gewordene Arbeitssucht stellt Mediziner und andere Therapeuten vor Herausforderungen. Experten konnten sie noch nicht abschließend bis in alle Einzelheiten verstehen. Die Sucht ist stoffungebunden. Das bedeutet, dass die Abhängigkeit nicht an einer bestimmten Substanz wie etwa Marihuana oder Alkohol ansetzt. Das macht es schwierig, Arbeitssucht zu erkennen und zutreffend zu diagnostizieren. Den Begriff Workaholism prägte Anfang der 1970er-Jahre der US-amerikanische Psychologe und Religionslehrer Wayne E. Oates. Er lehnte die Bezeichnung an das englische Wort „alcoholism“ für Alkoholismus an. Selbst im 21. Jahrhundert scheint es schwierig, den Kern der Arbeitssucht zu verstehen und den Leidensdruck Betroffener nachzuvollziehen. Wie kann ein gesellschaftlich anerkanntes Phänomen wie Arbeit süchtig machen?

Workaholics und ihre Einstellung zur Arbeit

Arbeitssucht ist keine feste Charaktereigenschaft, die Menschen genetisch voneinander unterscheidet. Vielmehr geht es um eine beeinflussbare und wandelbare innere Einstellung zur Arbeit. Für Betroffene bekommt Arbeit eine Funktion, die über die normale Einstellung hinausgeht. Der Arbeitssüchtige hat ein übertriebenes Verlangen nach Tätigwerden, ohne dass er im gleichen Maße produktiv wird. Im Gegenteil. Es kennzeichnet Workaholics, dass sie immer unproduktiver werden. Ein großes Problem für Unternehmen, unter deren Führungskräften und Angestellten Workaholics sind. Arbeitssüchtige Manager können ihrem Unternehmen großen Schaden zufügen. Ebenso sich selbst. Sie stellen ihr ganzes Leben und ihre zeitliche Planung auf die Arbeit ein. Arbeiten wird zu einem Selbstzweck. Die Ziele der Arbeit wie Lebenserhalt und Erfolg des Unternehmens treten in den Hintergrund. Als Führungskraft versucht der Arbeitssüchtige, seine nicht stimmige Einstellung zur Arbeit auf seine Mitarbeiter zu übertragen. Unter solchen Chefs wird die Präsenz im Unternehmen sinnentleert gern zum einzigen Kriterium für vermeintlich erfolgreiches Tun. Arbeitssüchtige überfordern Mitarbeiter und die Menschen im privaten Umfeld. In ihrem Universum dreht sich alles um die Arbeit, für andere Bereiche bleibt weder Zeit noch Interesse.

Was macht Arbeitssucht mit Menschen?

Workaholics setzen sich unter Dauerstress. Sie sind wie besessen von Arbeit. Aspekte wie die eigene Gesundheit und das jedem Menschen innewohnende Bedürfnis nach Erholung drücken sie rücksichtslos beiseite. Das bleibt nicht ohne Folgen. was macht arbeitssucht mit menschen 300x183 - Workaholics: Die Arbeitssucht im PortraitEin Burnout ist beim Arbeitssüchtigen nicht weit entfernt. Auch dieses moderne Phänomen ist medizinisch schwer zu fassen. Besonders engagierte und ehemals sehr motivierte Menschen, die für ihre Tätigkeit innerlich glühen, brennen am Ende aus. Der Zustand des Burn-out steht am Schlusspunkt einer langen Entwicklung, bei der Menschen ständig über ihre eigenen Grenzen gegangen sind. Der Arbeitssüchtige ist gefährdet, auszubrennen. Er kennt bei seinem nicht stillbaren Verlangen nach Arbeit weder zeitliche Einschränkungen noch persönliche Limitierungen. Damit überfordert er Körper und Geist. Das Burnout in seiner Endform führt nicht selten in einen physischen und psychischen Zusammenbruch. Die Erholung, die sich der Workaholic vorher nicht gegönnt hat, setzt sich massiv durch. Der Betroffene verliert für längere Zeit und in manchen Fällen dauerhaft seine körperliche sowie geistige Leistungsfähigkeit.

Arbeitssucht erkennen und behandeln

Workaholism bleibt häufig lange unbemerkt. Der Arbeitssüchtige gilt in seinem Umfeld als besonders engagiert und motiviert. Arbeit ist in unserer Gesellschaft anerkannt. Wer viel arbeitet, erscheint erfolgreich und gesellschaftlich angepasst. Die unproduktiven Aspekte der Arbeitssucht kommen erst nach und nach zum Vorschein. Ebenso trauen sich Familienangehörige eines Arbeitssüchtigen zunächst nicht, ständig abwesende Partner, Väter oder Mütter auf die Sucht anzusprechen. Häufig streiten Betroffene weiterhin ab, nach Arbeit süchtig zu sein, wenn alle anderen ihre Abhängigkeit durchschauen. In vielen Fällen führen erst gesundheitliche Schwierigkeiten oder ernsthafte wirtschaftliche Probleme in Unternehmen Betroffene zur Einsicht. Wie bei anderen Süchten müssen Arbeitssüchtige selbst zur Erkenntnis finden. Sie müssen in ihrem Leben etwas ändern und die Sucht bekämpfen wollen. Von außen lassen sich keine Maßnahmen erzwingen. Vielfach kommen Betroffene an psychotherapeutischer Unterstützung nicht vorbei. Auch Selbsthilfegruppen wie die AAS und der Arzt des Vertrauens können Hilfe leisten. Am Anfang steht das Wissen um die eigene Sucht. Von diesem Punkt aus können Arbeitssüchtige einen Weg aus der Abhängigkeit entwickeln.

Warum die Gefährdung bei Arbeitssucht bleibt

Von Alkoholikern ist bekannt, dass sie sich ihr ganzes Leben von Alkohol fernhalten müssen, um der Sucht zu entsagen. Der Arbeitssüchtige hat es mit seinem Suchtmittel besonders schwer, sich davon zu distanzieren. Es ist in unserer Gesellschaft kaum denkbar, überhaupt keiner Arbeit nachzugehen, ohne von wirtschaftlichen Unterstützungsleistungen abhängig zu werden. Sofern der Arbeitssüchtige weiterhin seine wirtschaftliche Existenz sichern möchte, muss er sich der Gefahr der Sucht stellen. Workaholics müssen ein intensives Gefühl für die eigenen körperlichen und mentalen Grenzen entwickeln. Sie sind gezwungen, achtsam mit ihrer Arbeitszeit und ihrem Engagement umzugehen. Vor allem ist es wichtig für sie, die innere Balance und das eigene Selbstbewusstsein zu stärken. Arbeitssucht kann besonders Menschen betreffen, die mit inneren Unsicherheiten und versteckten Minderwertigkeitsgefühlen zu kämpfen haben. Sie erhoffen sich unbewusst über ihre Sucht gesellschaftliche Anerkennung. Sie sind nicht selbstbewusst genug, bei beginnender Überforderung, überzogene Erwartungen von außen zurückzuweisen. Diese fehlende innere Stabilität kann ihnen zum Verhängnis werden und sie erneut in das übertriebene Arbeiten führen.

Mehr gesellschaftliches Bewusstsein für Workaholism

Ähnlich wie beim Phänomen Burn-out ist allmählich ein Umdenken zu beobachten. Die Sucht nach der Arbeit findet mehr Aufmerksamkeit. Arbeitgeber, Ärzte und die Gesellschaft im Ganzen erkennen zunehmend die Gefahren. Hier gibt es sinnvolle Bewegungen. Wenn etwa Unternehmen die Erreichbarkeit ihrer Mitarbeiter außerhalb der Arbeitszeiten begrenzen, leisten sie einen Beitrag zur Bekämpfung von Arbeitssucht. Es sind in diesem Feld noch viele weitere Bemühungen notwendig. Vor allem müssen wir alle eine Erkenntnis verinnerlichen: Hinter einer übertriebenen Arbeitsmotivation kann sich eine echte Sucht verbergen. Krankhaftes Engagement für die Arbeit steht nicht für eine erhöhte Produktivität und nicht für mehr Erfolg. Es darf nicht mehr gesellschaftlich anerkannt sein, ständig gestresst und überarbeitet zu sein. Dann sind wir alle auf dem richtigen Weg. Arbeitssucht und Burn-out können jeden Menschen betreffen. Urhebender Autor: Redaktion Futura

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