Kolumne

Gicht – die dunkle Seite des Wohlstands – Gichtanfall behandeln

Zwei Faktoren erhöhen das Gicht-Anfall Risiko. Warum ungünstige Erbkombinationen zu Gicht-Genen führen und übermäßiger Fleischkonsum einen Gicht-Anfall auslösen kann

Nach dem Fasten kommen die Feste. Festessen und Nahrungsverzicht können gleichermaßen Auslöser für einen akuten und extrem schmerzhaften Gichtanfall sein. Oft passiert es plötzlich nachts. Wenn Patienten mich in ärztlichen Notdienst anrufen und berichten, dass sie vor Schmerzen ihre Bettdecke nicht mehr ertragen können, erwecken sie in mir eine Vorahnung. Wenn sich ihr Großzeh dann auch noch so anfühlt, als würden 1000 Nadeln darin stecken, kann ich bereits die Ferndiagnose „Gichtanfall“ stellen.

Was pikt denn da so?

„Auslöser eines Gichtanfalls sind rasche Änderungen des Harnsäurespielgels im Blut,“ erklärt Gerd Herold, Kölner Internist und Bestsellerautor. In Deutschland leben ca. 950.000 Menschen mit Gicht. Ähnlich wie sich Kochsalzkristalle im Wasser auflösen und beim Verkochen des Wassers wieder bilden, ist es auch bei der Harnsäure. „Wird die Löslichkeitsgrenze dieses Abfallprodukts im Blut überschritten, so bilden sich nadelförmige Kristalle in der Gelenkflüssigkeit. Diese lagern sich an der Gelenkinnenhaut ab, welche Schmerzsignale ans Gehirn sendet“, so Herold.

Frauen sind im Vorteil

Meist sind Männer betroffen, die auf Bockwurst, Braten und Bier lieber verzichtet hätten. Auch Innereien und die als harmlos erachtete Fleischbrühe haben es in sich. Frauen sind bis zu den Wechseljahren durch ihre Östrogene weitgehend geschützt. Wer Eltern hat, die bereits unter Gichtanfällen litten, sollte sich von hochprozentigem Alkohol und Fleisch möglichst fernhalten und keine überflüssigen Pfunde herumschleppen. Das Freiburger Forschungsteam um Prof. Anna Köttgen berichtet von 183 Genorten, die Einfluss auf die Erkrankung haben können. Menschen mit einer hohen erblichen Veranlagung haben ein 100-fach erhöhtes Risiko von der nächtlichen Pein überrascht zu werden.

Wie Sie einen Gichtanfall erkennen und behandeln können

Die kleinen Nadeln lösen einen akuten Entzündungsprozess aus, der mit Rötung, Schwellung und Überwärmung des Gelenks einhergeht. Das geschieht zu 60 Prozent im Großzehengrundgelenk (Podagra), gefolgt vom Sprunggelenk, Kniegelenk und den Fingergelenken. Der Körper reagiert wegen der Stärke der Entzündung sogar mit Fieber. Nach einigen Tagen kommt es zu Hautjucken und -schuppung an den betroffenen Stellen und der Anfall klingt ab. Wer entzündungshemmende Medikamente wie Diclofenac oder Ibuprofen in seiner Hausapotheke aufbewahrt ist im Vorteil. Diese können sofort in hoher Dosierung eingenommen werden. „Homöopathische Dosen nützen nichts gegen die Schmerzen“, ist mein bewährter Standardspruch. Damit alle Beteiligten ihre Nachtruhe in Zukunft genießen können, ist ein zukunftsnaher Hausarzttermin zur Blutentnahme und Dauertherapie unerlässlich.

1 Link: https://www.rheuma-liga.de/rheuma/krankheitsbilder/gicht (aufgerufen am 24.2.2022)

2 https://www.uniklinik-freiburg.de/presse/pressemitteilungen/archiv-2018/detailansicht-1/1826-genetische-ursachen-fuer-gicht-entschluesselt.html (aufgerufen am 24.3.2022).

3 Herold, Gerd: Innere Medizin (2015), S. 703.

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