Kolumne

Die Geschichte von Bubon: War der römische Kaiser weit, mussten sich die Bürger selbst helfen

Als der spätere Kaiser Augustus die überaus blutigen Bürgerkriege der ausgehenden Republik im Jahr 27 v. Chr. beendete, begann die Pax Romana, die ungefähr 200 bis 250 Jahre währende Zeit des „Römischen Friedens“. Nichtsdestotrotz existierten innerhalb des römischen Reiches Gebiete, die aus unterschiedlichen Gründen nicht vollständig befriedet waren und in denen immer wieder Unruhen in der Form gewalttätiger Konflikte aufkamen.

Bubon – Eine abgelegene Gebirgsregion in Kleinasien

Im westlichen Pisidien im gebirgigen Hochland nördlich der modernen türkischen Stadt Antalya, lag das antike Bubon. Der Ort war irgendwann im 3. Jh. v. Chr. gegründet und im Laufe der Zeit mit jenen öffentlichen Bauten ausgestattet worden, die eine antike Stadt ausmachen: ein zentraler Platz (Agora) mit einem Markt, ein Theater und Tempel. Wiederkehrende Erdbeben machten immer wieder Renovierungen erforderlich. Besonders groß müssen die Schäden im Jahr 141/142 n. Chr. gewesen sein.

Der Kaiser schreibt einen Brief an Bubons Bürger

Nicht nur Erdbeben stellten aber eine Gefahr für Bubon und seine Bewohner dar. So wurde im Theater vor einigen Jahren ein altarförmiger Stein gefunden, dessen Inschrift einen brisanten Brief wiedergibt. Verfasst hat ihn der römische Kaiser Commodus im Jahr 190 n. Chr., und gerichtet war er an die Bürger von Bubon. In seinem Brief dankt Commodus der Bürgerschaft für ihren „Eifer und ihren Mut“, den sie bei der Bekämpfung von Räubern an den Tag gelegt hat.

Bürger, die zu den Waffen greifen (müssen)

Diese Banditen scheinen erhebliche Probleme bereitet und eine massive lokale Bedrohung dargestellt zu haben. Es wird sich daher nicht bloß um ein paar Wegelagerer gehandelt haben. Vielmehr scheint hier eine gut organisierte und bewaffnete größere Gruppe unterwegs gewesen zu sein. Vielleicht hatten deren Mitglieder auch nicht nur kriminelle Machenschaften im Sinn, sondern verfolgten politische Ziele. Die Bürger von Bubon bereiteten den Umtrieben jedenfalls ein brutales Ende. Sie besiegten die Räuber, wie es in dem Brief des Kaisers heißt, indem sie diese entweder „töteten oder gefangen nahmen“.

der kaiser schreibt einen brief an bubons burger 1024x576 - Die Geschichte von Bubon: War der römische Kaiser weit, mussten sich die Bürger selbst helfen

Abb. Befestigtes Gehöft im Umland von Bubon (© ÖAW-ÖAI/Kibyratis-Projekt, O. Hülden)

 

Einer solchen Räubergefahr war im 2. und 3. Jh. n. Chr. nicht nur Bubon ausgesetzt. Sie trat in den abgelegeneren ländlichen Gebieten Pisidiens und des weiteren westlichen Kleinasiens immer wieder auf. Das macht sich auch daran bemerkbar, dass ländliche Anwesen, die wohl aus dieser Zeit stammen, oftmals befestigt waren.

Wenn der Kaiser am Ende doch handeln muss

Während einige der Banditen wohl von wirtschaftlicher Not getrieben waren, dürften viele von ihnen aber auch zu nichtbefriedeten lokalen Stämmen mit Autonomiebestrebungen gehört haben. Im Jahr 278 n. Chr. eskalierte diese Situation in der pisidischen Stadt Kremna. Ein „Räuber“ mit dem Namen Lydius zettelte in der Gegend einen regelrechten Aufstand an und bemächtigte sich der Stadt. Anders als im Fall von Bubon musste der dann regierende römische Kaiser Probus jetzt selbst aktiv werden. Eine komplette Legion war dafür notwendig, die dem Aufstand nach einer langwierigen Belagerung von Kremna ein Ende setzte und den Frieden wiederherstellte.

Lesehinweise

Urhebender Autor: Dr. Oliver Hülden

Teile diesen Beitrag: