Kolumne

Amazonen Kriegerinnen sind Fake … sagt zumindest der antike Autor Palaiphatos

Sie sollen vor Troja und gegen die größten griechischen Helden Achilleus, Herakles und Theseus gekämpft haben. Ihre Lebensweise soll völlig aus dem Rahmen der von Männern dominierten antiken Welt gefallen sein. Und sie sollen Städte und Heiligtümer gegründet haben: die Amazonen, ein Volk von ebenso gefürchteten wie geachteten Kriegerinnen.

Eine nebulöse Herkunft

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Aus der griechischen Mythenwelt sind Amazonen Kriegerinnen nicht wegzudenken. So tauchen die aus einer Romanze des Kriegsgottes Ares und der Nymphe Harmonia hervorgegangenen kriegerischen Frauen in vielen der bedeutendsten Mythen auf. In der Folge wurden diese Erzählungen auch in Bilder auf Gefäßen und in plastische Darstellungen wie Statuen und Reliefs umgewandelt. Alle Ereignisse, die mit den Amazonen zusammenhängen, fanden jedoch in grauer Vorzeit statt, weshalb es keine Zeitzeugen für ihre tatsächliche Existenz gibt. Auch die Herkunft des Frauenvolkes bleibt im Dunklen: Es soll die Randgebiete der griechischen Welt bevölkert haben, wobei besonders oft der Fluss Thermodon am Schwarzen Meer in der heutigen Nordtürkei als Heimat genannt wird.

Ein neues Feindbild

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Das Bild der Amazonen Kriegerinnen hat sich in der griechischen Kunst immer wieder verändert. Auf frühen Vasenbildern erscheinen sie ebenso gepanzert wie ihre männlichen griechischen Gegner. Schon gegen Ende des 6. und in der ersten Hälfte des 5. Jhs. v. Chr. tauchen die Kriegerinnen aber in einer bunt verzierten Hosentracht und häufig als Bogenschützinnen auf, was bisher für Perser und Reiternomaden charakteristisch war. Es fand also vor dem Hintergrund der von den Persern gegen die griechischen Städte geführten und nur mit großen Mühen abgewehrten Eroberungsfeldzüge eine Angleichung statt. Die Amazonen dienten nun als mythische Entsprechung eines realen Feindes, auch wenn das Phänomen sicherlich komplexer ist.

Gräber von Amazonen Kriegerinnen in der Steppe

Vielfach hat man sich auf die Suche nach den realen Amazonen gemacht. Aufgrund der Verbindung des Kriegerinnenvolks mit dem Schwarzmeerraum rücken seit einigen Jahren immer wieder Gräber in den eurasischen Steppen in der südlichen Ukraine und im südlichen Russland in den Fokus. Gefunden wurden in ihnen Frauen, die wie Männer mit Waffen bestattet waren. Diese Gräber sind allerdings immer in der Minderheit, und in halbnomadischen Kulturen stellte es keine Seltenheit dar, dass Frauen auch ihren Anteil zum Schutz der Gemeinschaft beitrugen. Vom Nachweis eines Volkes, das ausschließlich aus Kriegerinnen besteht, kann jedenfalls bis heute nicht die Rede sein.

Zweifel an den Amazonen Kriegerinnen schon in der Antike

zweifel an den amazonen kriegerinnen 300x300 - Amazonen Kriegerinnen sind Fake … sagt zumindest der antike Autor PalaiphatosDas hat auch schon der antike Autor Palaiphatos so gesehen, der an der Wende vom 4. zum 3. Jh. v. Chr. lebte und ein Werk mit dem Namen „Unglaubliche Geschichten“ verfasste. Darin geht er den griechischen Mythen auf den Grund und entlarvt sie als Unwahrheiten – als Fake. Die Amazonen sollen demnach gar keine Frauen gewesen sein, sondern glattrasierte Barbarenmänner, die ihre langen Haare mit Bändern zusammenbanden und rockartige Gewänder trugen. Wie andere Erklärungen vermochte auch diese offensichtlich nicht zu überzeugen, und so werden die Amazonen auch weiterhin die Phantasie beflügeln.

Lesehinweise

  • Kai Brodersen, Die Wahrheit über die griechischen Mythen. Palaiphatos‘ „Unglaubliche Geschichten“ (Stuttgart 2002).
  • Jochen Fornasier, Amazonen: Frauen, Kämpferinnen und Städtegründerinnen, Zaberns Bildbände zur Archäologie (Mainz 2007).

Urhebender Autor: Dr. Oliver Hülden

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