Gesundheit

Volkskrankheit Psyche: Wie moderne Gesellschaften leiden

Psychische Krankheiten können viele Auslöser haben. Der allgemeine Lebenswandel moderner Gesellschaften kann dazugehören, also zumindest ein Mit-Auslöser und Verstärker sein. In den vergangenen Jahrzehnten lässt sich vor allem in Industrienationen eine deutliche Zunahme psychischer Krankheiten betrachten. Was sind die Gründe dafür und um welche Erkrankungen handelt es sich vornehmlich?

Machen moderne Gesellschaften krank oder sind sie nur feinfühliger?

Immer wieder liest man davon, dass moderne Gesellschaften krank machten. Aber ist das wahr und falls ja, welche Auslöser gibt es für diese Krankheiten in modernen Gesellschaften, die es früher nicht gab?

volkskrankheit psyche - Volkskrankheit Psyche: Wie moderne Gesellschaften leidenUm eines vorwegzunehmen: Eine moderne Gesellschaft wie unsere westliche, deutsche Gesellschaft macht nicht per se krank. Sie kann aber durchaus gerade die Entstehung psychischer Leiden beeinflussen. Wissenschaftler:innen zufolge tut sie auch genau das. Warum das so ist, lässt sich recht einfach zusammenfassen.

Unsere Lebensspanne heute ist nicht nur länger als früher, sie ist auch anders getaktet. Unsere Kindheit wird kürzer, die Jugend länger und es gibt kaum noch einen klar erkennbaren Übergang zum Erwachsenenalter. Jenes schließlich ist, anders als früher, heute in der Regel von etlichen beruflichen und privaten Brüchen gekennzeichnet. Beruhigt sich die Berg- und Talfahrt der Ereignisse des Erwachsenenlebens irgendwann, befindet man sich bereits im hohen Alter – welches sich heute auch länger ausdehnt, als je zuvor.

Allein aus diesen Umständen ergibt sich die permanente Anforderung an ein hohes Selbstmanagement und eine intensive Orientierung am eigenen Selbst. Nicht nur beschleunigt sich der Rhythmus des modernen Lebens enorm, es entstehen auch ganz neue Herausforderungen, deren Lösungen noch nicht über Generationen hin tradiert wurden. Die Globalisierung und vor allem die Digitalisierung stellen uns als Individuen heute unter nicht zu unterschätzenden Bewährungsdruck. Es gilt, Aufgaben im außen sowie in uns selbst zu lösen, für die es keine präzisen Anleitungen oder Formeln gibt.

So nehmen psychische und psychosomatische Störungen und Krankheiten heute deutlich zu – und zwar schon im Kindes- und Jugendlichenalter. Die Psychologin Sandra Konrad leitet an der Bundeswehruniversität in Hamburg das einzige deutsche Forschungsprojekt rund ums Thema Hochsensibilität. Sie führt die Popularität der Hochsensibilität heute unter anderem auf die moderne Gesellschaft zurück:

„Unsere Umwelt ist komplexer geworden. Dass sich so viele mit Hochsensibilität identifizieren, kann ein Ausdruck ihrer Überforderung sein.“

Unterschiedliche Forscher:innen kommen diesbezüglich zu unterschiedlichen Auffassungen. Dennoch überzeugt Konrads These: Die Anzahl der Hochsensiblen – wenn es so etwas überhaupt gibt, denn auch darin ist man sich uneinig – nimmt nicht zu. Dass dieser Eindruck allerdings entsteht, dürfte ein Zeichen dafür sein, dass immer mehr Menschen überfordert, ausgelaugt und überanstrengt sind. Diese Überforderung wiederum gipfelt oft in psychischem Leiden.

Bedeutende psychische Leiden ohne organische Auslöser

Stress und Burnout

stress und burnout - Volkskrankheit Psyche: Wie moderne Gesellschaften leiden

adobe.stock | Antonioguilem | 69469696

Jeder Mensch ist hin und wieder gestresst. In der Regel wird Stress mit negativen Dingen assoziiert. Dabei gibt es auch positiven Stress. Grundsätzlich schütten wir, wenn wir gestresst sind, die Hormone Adrenalin und Cortisol aus. Dadurch wird ein Maximum an Energie schnell verfügbar gemacht. Die Folge sind deutlich spürbar: Der Blutdruck steigt an, das Herz schlägt schneller und die Pupillen weiten sich. Außerdem wird die Atmung kürzer und die Verdauung gedrosselt.

Wer mit stressigen Situationen gut umgehen kann, profitiert mitunter von diesem Hormoncocktail und ist wacher und fokussierter. Positiver Stress ist also solcher, „bei dem wir uns als wirkungsvoll und tatkräftig empfinden – und das Gefühl haben, dass unser Tun dazu verhilft, ein erstrebenswertes Ziel zu erreichen.“

Doch die zunehmend höhere Arbeitsbelastung, steigender Leistungsdruck und ständige Erreichbarkeit in der heutigen Zeit sorgen bei vielen Menschen für Stress, der einfach nicht abzunehmen scheint. Mit ihm kann irgendwann nicht mehr produktiv umgegangen werden – er überfordert nur noch und laugt aus.

Burnout ist das wohl typischste mehr oder minder eindeutige Krankheitsbild, das aus chronischem Stress hervorgeht. Oder anders gesagt: Burnout bedeutet Dauerstress. Der Verein Theodor-Wenzel-Werk e.V. betreibt sieben Einrichtungen im Gesundheitswesen in Berlin. Auf der Website des Vereins finden sich unter anderem umfassende Informationen rund ums Thema Burnout. Das Krankheitsbild wird hier folgendermaßen zusammengefasst:

„Menschen mit einem Burnout-Syndrom haben sich in Kämpfen erschöpft. Kämpfe mit dem Arbeitgeber, den Kollegen, mit dem System, in dem sie sich befanden, aber auch mit dem Partner. Lebenssituationen wie Verluste, Scheitern, Krankheit, die Burnout-Patienten nicht akzeptieren wollen, münden in einen Konflikt, der scheinbar unlösbar scheint. Da kann auch das familiäre Umfeld ein Auslöser sein, wenn es zum Beispiel um die Pflege von Angehörigen geht.“

Burnout trifft nicht selten auch Menschen, die nie gedacht hätten, dass Stress sie in einem solchen Ausmaß beeinflussen könnte. Umso wichtiger ist es, vorzusorgen und sich abzusichern so weit dies möglich ist. Bei Ärzt:innen, Sozialpädagog:innen, Krankenpfleger:innen und Lehrer:innen wird das Burnout-Syndrom besonders häufig beobachtet. Da die Erkrankung oft zu einer – zumindest zeitweiligen – Berufsunfähigkeit führt, wird immer wieder empfohlen, vorsichtshalber eine Berufsunfähigkeitsversicherung abzuschließen. Das ist deshalb präventiv sinnvoll, da die meisten Versicherer das Burnout-Syndrom bereits als Grund für einen Leistungsfall ansehen. Ein bereits bestehendes Leiden wiederum könnte zu Schwierigkeiten bei der Aufnahme in die Versicherung führen.

Boreout

boreout - Volkskrankheit Psyche: Wie moderne Gesellschaften leiden

adobe.stock | Rido | 243272074

Boreout ist gerade in der Arbeitswelt kein neuer Begriff, aber vielleicht einer, der bislang noch nicht jedem geläufig ist. So ähnlich das Syndrom auch wie das Burnout klingen mag, ist es mit diesem doch nicht zu verwechseln.

Erstmals wurde Boreout im Jahr 2007 von zwei Schweizer Unternehmensberatern, Peter Werder und Philippe Rothin, beschrieben. Wer am Arbeitsplatz einfach nur noch ein Körper sei, anstatt einen Beitrag zur Arbeit zu leisten, leide womöglich unter Boreout. Vom Syndrom betroffene Personen erscheinen zwar jeden Tag zur Arbeit, haben aber kein klares Ziel mehr vor Augen. Von Kolleg:innen und Management werden sie mitunter einfach vergessen – zumindest rücken ihre Bedürfnisse so stark in den Hintergrund, dass niemanden auffällt, dass irgendetwas nicht stimmt.

Wie Burnout wird auch Boreout mit verschiedenen Begleiterscheinungen wie chronischem Stress, Selbstwertproblemen und mitunter bestimmten körperlichen Krankheiten in Verbindung gebracht. In Fällen, in denen Arbeitnehmer:innen unterbeschäftigt sind, kann schnell das Gefühl aufkommen, dass die Karriere keinen Sinn hat. Dieser Zustand wiederum kann zu Depressionen führen.

Viele Führungskräfte und Manager:innen sind sich sogar bewusst darüber, dass ihre Angestellten häufig Langeweile verspüren. Einer Studie aus dem Jahr 2017 zufolge, glauben lediglich 40 Prozent der Vorgesetzten, dass sich ihre Mitarbeiter nie langweilen. Allerdings fängt die Bekämpfung von Boreout tatsächlich zunächst bei einem selbst an.

Man kann gegen Boreout vorgehen, indem man etwa um eine Fortbildung bittet, sich einen Mentor sucht, etwas Neues lernt oder sich mitunter sogar einen neuen Job sucht. Vorgesetzte wiederum sollten alles daran legen, ihre Mitarbeitenden auf keinen Fall zu demotivieren – das ist viel wichtiger und effektiver, als gezielt nach Motivationsmöglichkeiten zu suchen.

PTBS und ähnliche Traumata

ptbs traumata - Volkskrankheit Psyche: Wie moderne Gesellschaften leiden

adobe.stock | fotofabrika | 329541558

Soldaten, die aus grausamen Kriegen heimkehrten, waren seit jeher von Flashbacks, Alpträumen und Halluzinationen geplagt. Vor mehreren tausend Jahren, im alten Mesopotamien, glaubte man, die Krieger seien von Geistern verflucht worden. Heute weiß man: Die Gräueltaten der Kriege führten bei vielen der Betroffenen zu einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS, oder eng.: PTSD).

Eine PTBS entwickelt man etwa, nachdem man ein traumatisches Ereignis erlebt, beobachtet oder davon erfährt. Die auftretenden Symptome beeinträchtigen das normale Funktionieren in der Gegenwart dermaßen, dass das psychische Leiden ein alltägliches, sorgenfreies Leben unmöglich macht.

Die heutige Definition von PTBS ist umfassend und bezieht sich natürlich nicht nur auf die Folgen von Kriegsereignissen. Das National Geographic schreibt:

„ Auch bei Überlebenden von sexuellem Missbrauch oder Übergriffen, Gesundheitskrisen und Operationen, Naturkatastrophen, Trauerfällen, Massenmorden, Unfällen und mehr wird PTBS diagnostiziert. Die Symptome sind äußerst vielfältig und reichen von Flashbacks und Alpträumen bis hin zu Hypervigilanz, Konzentrationsproblemen, Amnesie, Dissoziation und negativen Ansichten über sich selbst oder andere.“

Jährlich entwickeln Forscher:innen neue Behandlungsmethoden für PTBS. Üblich sind heute Behandlungen, die auf eine traumafokussierende Psychotherapie setzen. Zusätzlich werden häufig aber auch Antidepressiva sowie Schlaf- und Beruhigungsmittel (Benzodiazepine) eingesetzt.

Ängste und Zwänge

Angst- und Zwangsstörungen gehören ebenfalls zu den am häufigsten verbreiteten psychischen Krankheiten. Ähnlich wie beim Burnout ist es auch bei Ängsten und Zwängen: Fast jeder von uns hat hin und wieder Angst vor bestimmten Situationen, Ereignissen oder Dingen. Das kann die Angst vor einem Bewerbungsgespräch oder vor einem gefährlichen Tier sein. Diese Ängste sind natürlich und mitunter sogar gut, weil sie Überlebens- und Performanceinstinkte triggern.

Gewisse Zwangshandlungen, die einem vielleicht nicht einmal wirklich auffallen, sind ebenfalls keine Seltenheit. Das zweifache Überprüfen der Herdplatte oder des Autoschlosses wären typische Beispiele. Auch das kann sinnvoll sein, um möglichst wenig Risiken zu provozieren.

Doch Ängste und Zwänge werden nicht selten krankhaft und beeinflussen das Leben dann in stark einschränkender Weise. So haben einige Menschen etwa unbegründet Angst vor schweren körperlichen Krankheiten oder einfach davor, das Haus zu verlassen. Andere wiederum haben einen Putzzwang, der dazu führt, dass sie den Großteil ihres Tages mit dem Säubern der Wohnung verbringen. In diesen Fällen können Ängste und Zwänge die Kontrolle über ein Menschenleben übernehmen und Betroffene somit stark am „normalen“ Leben hindern.

Für die Behandlung von Ängsten wird häufig eine Konfrontationstherapie verordnet. Betroffene lernen hier, sich ihren Ängsten langsam zu stellen, um zu merken, dass diese mitunter völlig irrational sind. Auch hinter Zwangshandlungen stecken meist bestimmte Ängste. In einer Therapie lernen Betroffene daher, Befürchtungen und Fantasien von konkreten (angsterzeugenden) Geschehnissen und Handlungen zu unterscheiden.

Übrigens hat unsere Psyche auch einige interessante Methoden, Ängste unterbewusst anzugehen und zu bekämpfen. Die Träume etwa und hier insbesondere die Albträume könnten dabei eine Rolle spielen. So wurde in einer, leider nicht besonders umfangreichen, Studie untersucht, wie sich Albträume auf unsere Ängste auswirken. Das interessante Ergebnis: Wer in der Nacht Albträume hat, kann sich tagsüber mitunter besser seinen realen Ängsten stellen.

Depressive Erkrankungen

depressive erkrankungen - Volkskrankheit Psyche: Wie moderne Gesellschaften leiden

adobe.stock | Paolese | 126217748

Jeder hat schon von Depressionen gehört – vielen Menschen ist aber nicht bewusst, dass es sich bei einer Depression nicht einfach um eine starke Stimmungsschwankung handelt. „Deprimiert sein“ ist etwas vollkommen anderes als an einer Depression erkrankt zu sein. Denn jeder fühlt sich hin und wieder abgeschlagen und verstimmt. Eine Depression jedoch ist eine ernstzunehmende, psychische Krankheit, die sich nicht allein in einer chronisch gedrückten Stimmung, sowie einer Hemmung von Antrieb und Denken oder Interessenverlust zeigt.

Vielmehr haben viele Depressive auch zahlreiche körperliche Symptome, wie etwa Schlaflosigkeit, Appetitstörungen oder diverse Schmerzzustände. Zudem ist es so, dass viele Betroffene früher oder später sogar Suizidgedanken hegen. Mehr als 50 Prozent der Menschen, die durch Suizid versterben, haben übrigens an einer Depression gelitten.

Mit Hilfe einer umfassenden Psychotherapie, die oftmals mit antidepressiven Medikamenten unterstützt wird, lassen sich sogenannte depressive Episoden heutzutage gut in den Griff bekommen. Doch in mehr als der Hälfte der Fälle, handelt es sich bei einer Depression um eine chronische oder wiederkehrende Erkrankung. Deshalb ist es wichtig, dass ebensolche Betroffene früh und konstant behandelt werden. Denn mit jeder neuen depressiven Episode, die unbehandelt bleibt, steigt das Risiko auf eine neue, mitunter schwerere Episode.

Somatoforme Störungen

Viele Menschen leiden unter körperlichen Beschwerden, für die Ärzt:innen keine organische Ursache finden können. Ein Gang zu mehreren Praxen mit umfassenden Blutbildern und etlichen Gesundheitstest, der zu keinerlei Ergebnis führt, kann mehr als frustrierend sein. Häufig wird bei Betroffenen einer somatoformen Störung erst nach Monaten oder Jahren die Diagnose gestellt, dass es sich eventuell um eine psychische Erkrankung handelt.

Die Beschwerden bei somatoformen Störungen werden oftmals Organen zugeordnet, die weitgehend oder vollständig vom vegetativen Nervensystem kontrolliert werden. Das sind beispielsweise das Herz-Kreislauf-System, der Magen-Darm-Trakt oder auch der Atemwegstrakt. Die Ursache der Störungen allerdings sind nicht klar. Man vermutet oder ist sich sogar recht sicher darüber, dass sie seelisch verursacht sind. Eine hohe seelische Anspannung, das Erleben von permanentem Stress bestimmte Konflikte könnten etwa zu einer somatoformen Störung führen.

Bei der Therapie einer somatoformen Störung geht es zunächst darum, bewusst zu erleben, wie der eigene Körper auf unterschiedliche Gefühle reagiert. Hierbei ist das wichtigste Ziel, herauszufinden, welche Gefühle die Betroffenen am meisten belasten. Schritt für Schritt wird dann im Rahmen einer komplexen Therapie ermittelt, wie die Betroffenen ihre Störung überwinden können. Dabei spielen auch Selbstregulationsübungen eine Rolle, mit denen man sich selbst positiv regulieren und die Symptome und Gefühle beeinflussen kann.

Psychosen

Unter einer Psychose wird eine schwere psychische Krankheit oder besser gesagt ein unscharf definierten Symptomenkomplex verstanden. Dieser kann zum Beispiel durch Halluzinationen, Wahn, Realitätsverlust oder Ich-Störungen gekennzeichnet sein.

Einige Psychosen lassen sich, je nach Fall, auf eine bestimmte Ursache zurückführen, wohingegen die Ursachen bei anderen Psychosen unklar bleiben. Bekannte und häufiger vorkommende Auslöser von Psychosen sind etwa:

  • organische Grunderkrankungen, die die Hirnfunktion verändern, wie Demenz, Epilepsie oder Multiple Sklerose
  • diverse Substanzen, wie LSD, Cannabis, Alkohol oder Kokain
  • bestimmte Medikamente – allen voran Parkinson-Medikamente
  • genetische Veranlagung
  • Stress
  • negative Erlebnisse/ Traumata

Die Behandlung einer Psychose hängt, wie bei eigentlich jeder psychischen Erkrankung, natürlich vom Einzelfall ab. Zunächst gilt es, die Auslöser der Psychose ausfindig zu machen und zu behandeln. Zusätzlich wird Betroffenen meist eine Psychotherapie und auch hier oft die Einnahme bestimmter Medikamente empfohlen. Dabei handelt es sich in der Regel um Antipsychotika wie Haloperidol, die sehr gut gegen etwa Halluzinationen und Wahnvorstellungen wirken. Allerdings haben diese Medikamente starke Nebenwirkungen, weshalb sie stets mit Bedacht verschrieben und eingenommen werden sollten.

Sozialpsychologische Leiden

Das Thema der Sozialpsychologie ist das menschliche Verhalten und das Erleben im sozialen Kontext. Sozialpsychologische Leiden haben demzufolge ihre Ursache in Ereignissen oder Erfahrungen im Sozialen.

Bereits Kinder zeigen häufig schon Störungen des Sozialverhaltens, die meistens aus sozialpsychologischem Leiden entstehen. Bei den Jüngsten der Gesellschaft können die Symptome etwa häufiges Stehlen, ein extremes Maß an Streiten oder Tyrannisieren, Gewalttätigkeit gegenüber Anderen oder etwa Schuleschwänzen sein. Erwachsene ziehen sich häufig zurück und rutschen in die soziale Isolation, entwickeln Angststörungen oder Panikattacken.

Auch bei sozialpsychologischem Leiden wird in den meisten Fällen eine Psychotherapie empfohlen. Hierbei geht es darum, Betroffenen wieder einen „normalen“ Umgang mit alltäglichen Situationen des Soziallebens beizubringen. Ähnlich wie bei der Konfrontationstherapie bei Angststörungen, wird auch hier oft nach und nach mit bestimmten, immer „extremer“ werdenden, sozialen Szenarien gearbeitet. So soll eine Art sozialer, gesunder Desensibilisierung erzeugt werden.

Psychische Leiden: Wie sie sich erkennen lassen

psychische leiden - Volkskrankheit Psyche: Wie moderne Gesellschaften leiden

adobe.stock | Photographee.eu | 187620962

Wer unter einer psychischen Erkrankung leidet – ganz egal, wie stark deren Ausmaße auch sein mögen – hat ein nachvollziehbares und berechtigtes Verlangen nach Heilung. Das große Problem rund um psychische Krankheiten ist allerdings, dass sie oft nicht eindeutig zu erkennen sind. Viele Betroffene leiden jahrelang unter den Folgen psychischen Leidens, bis sie irgendwann erst verstehen, was eigentlich „falsch“ ist mit ihrem Körper und ihrem Geist.

So sind viele der Anzeichen psychischer Erkrankungen leider unspezifisch. Das bedeutet, dass auch andere Krankheiten hinter den Symptomen stecken können. Dennoch gibt es einige Symptome, die – gerade, wenn mehrere von ihnen gleichzeitig und über einen längeren Zeitraum auftreten – Warnsignale bezüglich einer psychischen Krankheit sein können. Folgende Anzeichen sollten beobachtet werden und eventuell zu einer Abklärung mit Ärzt:innen oder Therapeut:innen führen:

  • Albträume
  • Aufmerksamkeitsprobleme
  • Angst
  • Appetitlosigkeit
  • Chronische Schmerzen in unterschiedlichen Körperregionen
  • Erschöpfung
  • Innere Unruhe
  • Libidoverlust
  • Müdigkeit
  • Rückenschmerzen
  • Schlafstörungen
  • Stress
  • Tinnitus
  • Verdauungsprobleme
  • Zähneknirschen im Schlaf

Auch Persönlichkeits- und Verhaltensänderungen treten bei psychisch Erkrankten häufig auf. Man kategorisiert diese in der Regel wiederum in verschiedene Gruppen:

  • Desorganisierte Sprache und desorganisiertes Verhalten
  • Halluzinationen
  • Stimmungsextreme (wie Depressionen oder Manien)
  • Verwirrtheit oder Delirium
  • Wahnvorstellungen

Die Psyche heute – Ein Fazit

Führungskräfte, die vor lauter Stress keine Nacht durchschlafen können und Jugendliche, die, aus Sorge, sie könnten etwas versäumen, zwangsweise andauernd Social-Media-Kanäle überprüfen – auf den ersten Blick scheinen sie nicht allzu viel gemeinsam zu haben. Dennoch sind sie Stereotypen unserer heutigen Gesellschaft – gerade im Westen. Psychologisch besteht eine recht klar definierbare Verbindung zwischen beiden Gruppen.

Zwar ist es nicht unbedingt so, dass das Leben in modernen Gesellschaften automatisch die Psyche belastet. Viele Leiden allerdings würde es in früheren Gesellschaften wohl kaum in diesem Ausmaß geben. Dabei handelt es sich durchaus um eine Herausforderung auf staatlicher Ebene – denn die Zahlen verschiedenster psychischer Krankheiten steigen beinahe alljährlich an und das kommt weder dem gesellschaftlichen Klima noch dem Arbeitsmarkt zugute.

Glücklicherweise sind psychische Erkrankungen heute deutlich weniger stigmatisiert als noch vor wenigen Jahrzehnten. Zudem sind diverse Symptome für viele Ärzt:innen inzwischen mehr oder weniger eindeutige Warnsignale. Hoffnung macht letztlich auch, dass Psychotherapie nachweislich wirksamer ist als viele Behandlungen körperlicher Erkrankungen. Langfristig allerdings bleibt zu hoffen, dass sich die moderne Lebensweise wieder ein wenig entschleunigt oder zumindest Druck und Erwartungen auf den Großteil der Gesellschaft wieder etwas sinken, um die Menschen wie das System gleichermaßen zu entlasten.

Teile diesen Beitrag:
Vergleichsportal für Schönheitsbehandlungen

Estheticon, das Vergleichsportal für Schönheitsbehandlungen

Mehr erfahren
Wie werden wir in Zukunft arbeiten

Wie werden wir in Zukunft arbeiten? Wissenschaftliche Studien zur Arbeitswelt von morgen

Mehr erfahren