Parsonage-Turner-Syndrom, eine mögliche Nebenwirkung des Covid-19-Impfstoffs?
Bisher waren die meisten Nebenwirkungen von Covid-19-Impfstoffen so erwartet worden und auch nicht schwerwiegend. In den letzten Tagen wurden Fälle des Parsonage-Turner-Syndroms nach Injektionen von Impfdosen des Pfizer-bioNTech-Impfstoffs gemeldet. Worum handelt es sich dabei? Ist der Impfstoff tatsächlich daran beteiligt?
Seit Beginn der Impfkampagne gegen SARS-CoV-2 veröffentlicht die Nationale Agentur für die Sicherheit von Arzneimitteln und Gesundheitsprodukten (ANSM) regelmäßig Statusberichte über die Überwachung der Covid-19-Impfstoffe. Dabei geht es darum, das Sicherheitsprofil der Impfstoffe in Echtzeit zu überwachen. Dies wird als Pharmakovigilanz bezeichnet. Der jüngste Bericht wurde am 5. April 2022 online gestellt und bezieht sich auf den Zeitraum vom 25. Februar bis zum 10. März 2022. Er bezieht sich auf eine neue, schwerwiegende, aber sehr seltene potenzielle Nebenwirkung von Impfstoffen, die als Parsonage-Turner-Syndrom bezeichnet wird.
Worum handelt es sich dabei?
Das Parsonage-Turner-Syndrom, auch amyotrophische Schulterneuralgie genannt, ist ein plötzlich auftretender, heftiger Schmerz in der Schulter. Es kann zu einer Abnahme oder einem Verlust der Muskelkraft oder sogar zu einer Lähmung des Arms kommen. Die Ursache ist eine Entzündung des Plexus brachialis, einer Ansammlung von Nerven zwischen Schulter und Schlüsselbein. Zur Bestätigung der Diagnose ist eine Magnetresonanztomografie (MRT) erforderlich.
Die Ursachen dieser Erkrankung sind noch nicht vollständig geklärt. Die Behandlung ist im Wesentlichen symptomatisch. Sie umfasst Schmerzmittel und in der akuten Phase eventuell Kortikosteroide. Wenn die Beeinträchtigung bis zur Lähmung des Arms geht, ist eine Rehabilitation erforderlich. Die Patienten erholen sich meist innerhalb weniger Monate. Bei 75 Prozent von ihnen ist die Heilung nach zwei Jahren vollständig abgeschlossen. Dennoch sind Folgeerkrankungen oder Rückfälle möglich.
Ist der Impfstoff daran beteiligt?
In Frankreich beispielsweise wurden mehrere Fälle (n=25) nach der Injektion einer Dosis des Covid-19-Impfstoffs gemeldet. Obwohl in Frankreich seit Beginn der Kampagne fast 110 Millionen Injektionen verabreicht wurden, ist die Zahl der Fälle von Parsonage-Turner-Syndrom äußerst gering. Sieben Fälle traten nach der ersten Dosis auf, 14 nach der zweiten Dosis und vier nach der Auffrischungsdosis. Von den 25 Fällen „haben sich neun Fälle erholt oder sind dabei, sich zu erholen, 14 sind nicht erholt, einer hat sich mit Nachwirkungen erholt und in einem Fall sind die Informationen nicht bekannt“.
Während bereits Fälle nach Grippeimpfungen gemeldet wurden, sind auch Fälle nach einer Infektion mit SARS-CoV-2 bekannt geworden. Zum jetzigen Zeitpunkt kommt die ANSM zu dem Schluss, dass „die Rolle des Impfstoffs nicht ausgeschlossen werden kann und dass es sich um potenzielle Signale handelt“. Sie wünscht sich „eine europäische Überprüfung aller Fälle“, um eine Aussage über die Ursächlichkeit des Impfstoffs treffen zu können. Zum jetzigen Zeitpunkt überwiegen die Vorteile des Impfstoffs also immer noch bei Weitem seine potenziellen Nachteile.
Urhebender Autor: Stéphanie Le Guillou
Marlene ist seit 25 Jahren Fotografin und Künstlerin. Ihre Leidenschaft für Sprachen und interkulturelle Kommunikation entwickelte sie durch internationale fotojournalistische Arbeiten. Heute nutzt sie ihre weitreichende Erfahrung auch als Korrekturleserin und übersetzt journalistische Artikel vom Französischen ins Deutsche. Marlene stellt sicher, dass jeder Text seine Authentizität bewahrt und an die sprachlichen sowie kulturellen Besonderheiten des deutschsprachigen Publikums angepasst wird.