Pädiatrische Hepatitis unbekannter Herkunft soll mit SARS-CoV-2 in Verbindung stehen
Da sich die Fälle von pädiatrischer Hepatitis unbekannter Herkunft häufen, zerbrechen sich Wissenschaftler den Kopf über eine Erklärung. Derzeit wird der viralen Spur der Vorzug gegeben: Adenovirus Typ 41 oder Coronavirus oder beides? Nachfolgend ein Überblick über den aktuellen Wissensstand.
Die Hepatitis-Epidemie mit bisher unbekannter Ursache, die Kinder weltweit befällt, breitet sich weiter aus. Seit ihrer Entdeckung Anfang April 2022 haben sich in Indonesien, den USA und Palästina mehr als 450 Kinder mit der Krankheit angesteckt und elf sind daran gestorben. Mehrere von ihnen mussten sich außerdem einer Lebertransplantation unterziehen.
Diese Hepatitis stellt die Wissenschaftler vor eine schwierige Aufgabe. Die jungen Patienten sind negativ auf Hepatitisviren von A bis E, die sich, wie der Name schon sagt, in den Leberzellen vermehren und dort Schaden anrichten. Die heute favorisierte Hypothese ist die einer Infektion mit einem anderen Virus, dem Adenovirus Typ 41. Dieses Virus ist jedoch nicht dafür bekannt, bei Kindern Leberprobleme zu verursachen, außer bei immungeschwächten Kindern.
Ist SARS-CoV-2 beteiligt?
In einer Korrespondenz in The Lancet Gastroenterology and Hepatology schlagen Petter Brodin vom Imperial College in London und Moshe Arditi vom Cedar Sinai Hospital in Los Angeles einen weiteren Denkansatz vor, der SARS-CoV-2 einbezieht, ohne das Adenovirus Typ 41 beiseitezuschieben. “Wir nehmen an, dass die jüngsten Fälle schwerer pädiatrischer Hepatitis die Folge einer Infektion mit einem Adenovirus mit intestinalem Tropismus bei Kindern sein könnten, die zuvor mit SARS-CoV-2 infiziert waren und virale Reservoirs trugen.“
Mehrere Beobachtungen stützen ihre Hypothese. Etwa 12 Prozent der in Europa erfassten jungen Kranken waren zum Zeitpunkt ihrer Aufnahme in ein Krankenhaus SARS-CoV-2-positiv. Derzeit werden Tests auf Antikörper gegen SARS-CoV-2 durchgeführt, die auf eine einige Monate zurückliegende Infektion hindeuten. Von den 19 europäischen Fällen, für die diese Information vorliegt, besaßen 14 sehr wohl Antikörper gegen das Coronavirus. Außerdem betrifft die Mehrzahl der Hepatitisfälle Kinder unter 5 Jahren, die für eine Impfung nicht infrage kommen.
Noch hypothetische Mechanismen
Die beiden Wissenschaftler schlagen vor, zu untersuchen, ob der Stuhl der Kinder das Genom von SARS-CoV-2 enthält, was ein Zeichen für die Persistenz der Infektion im Darmtrakt wäre, aber auch die Art der Immunantwort zu charakterisieren, die einen Mechanismus vom Typ „Super-Antigen“ offenbaren könnte.
Virale Super-Antigene unterscheiden sich von klassischen Antigenen. Sie aktivieren nicht nur T-Lymphozyten, die sie spezifisch erkennen, sondern alle, die einen identischen Rezeptor, den TCR, tragen. So werden ganze Zellfamilien stimuliert. Einige Wissenschaftler glauben, dass ein Super-Antigen, möglicherweise ein Stück des S-Proteins des Coronavirus, bei Kindern für die schwere Form von Covid-19, einen generalisierten Entzündungszustand, der die Leber befallen kann, verantwortlich ist.
Urhebender Autor: Julie Kern
Marlene ist seit 25 Jahren Fotografin und Künstlerin. Ihre Leidenschaft für Sprachen und interkulturelle Kommunikation entwickelte sie durch internationale fotojournalistische Arbeiten. Heute nutzt sie ihre weitreichende Erfahrung auch als Korrekturleserin und übersetzt journalistische Artikel vom Französischen ins Deutsche. Marlene stellt sicher, dass jeder Text seine Authentizität bewahrt und an die sprachlichen sowie kulturellen Besonderheiten des deutschsprachigen Publikums angepasst wird.