Das Gehirn wächst und schrumpft im Laufe des Lebens

Unser Gehirn entwickelt sich im Laufe unseres Lebens weiter. Zum ersten Mal haben Forscher diese Veränderungen in Form einer Wachstumskurve wiedergegeben.

Im Gesundheitspass sind mehrere Seiten der Überwachung von Größe und Gewicht während des Wachstums von Kindern gewidmet. Was wäre, wenn es die gleiche Kurve auch für unser Gehirn gäbe? Das haben Jakob Seidlitz von der University of Pennsylvania in Philadelphia und über 200 weitere Forscher aus der ganzen Welt untersucht. Dank einer gemeinsamen Anstrengung konnten sie über 120.000 verschiedene MRTs des Gehirns sammeln, die alle Lebensabschnitte abdecken: vom Fötus bis zum 100. Geburtstag.

Sammeln von MRTs auf der ganzen Welt

Diese Sammlung von Gehirnbildern ist einzigartig und wurde nicht speziell für diese Studie erstellt. Das wäre zu teuer und zu zeitaufwendig gewesen. Jakob Seidlitz und seine Kollegen konnten sich daher auf die internationale Wissenschaftsgemeinschaft verlassen und baten Forscher auf der ganzen Welt, die eine wissenschaftliche Studie mit MRT-Aufnahmen des Gehirns veröffentlicht hatten, ihre Daten mit ihnen zu teilen. Eine Initiative, die von den Forschern, die sich zur Zusammenarbeit bereit erklärten, mit Begeisterung aufgenommen wurde. Die Anzahl der gesammelten MRTs ist beeindruckend, dennoch ist die Auswahl nicht vollständig. Sie leidet an einem Mangel an Vielfalt, was die Verallgemeinerung der Ergebnisse einschränkt.

Laut einem Artikel in „Nature“ stammen nur drei Datensätze von afrikanischen und südamerikanischen Kontinenten, die etwa ein Prozent der Gesamtdaten ausmachen. Der Rest bezieht sich hauptsächlich auf weiße, europäische oder amerikanische Menschen aus der Stadt. So sehen die Wissenschaftler, die hinter dem Projekt stehen, diese erste Version der Wachstumskurve als einen Entwurf an, der noch verbessert werden muss.

Beobachtung des Hirnwachstums über einen längeren Zeitraum

Die Wachstumskurve des Gehirns ist zwar unvollkommen, bietet aber dennoch einen völlig neuen Einblick in die Entwicklung des Gehirns mit zunehmendem Alter. Aus den Kernspintomografien konnten vier Parameter extrahiert und mit dem Alter korreliert werden: das Volumen der grauen Substanz, das Volumen der weißen Substanz, das Volumen der Hirnventrikel und die kortikale Dicke. Während einige Parameter in der Kindheit ihr Maximum erreichen, wie die kortikale Dicke oder das Volumen der grauen Substanz, erreicht das Volumen der weißen Substanz erst im Erwachsenenalter seinen Höhepunkt. Die Zunahme des Ventrikelvolumens hängt mit der Atrophie des Gehirns zusammen und steigt ab dem 40. Lebensjahr exponentiell an. In ihrer endgültigen Version könnte diese Wachstumskurve zu einem Instrument zur Überwachung des Wachstums von Kindern werden, wie es auch die Kurven für Größe und Gewicht sind.

Urhebender Autor: Julie Kern