Erde

Bodenversiegelung: Gründe und ökologische Folgen

Die Versiegelung des Bodens wird binnen der letzten Jahre immer häufiger diskutiert. Leider verursacht diese erhebliche Folgen, unter denen die Umwelt leidet. Was wissen wir über sie und warum werden Bodenversiegelungen überhaupt vorgenommen? Eine Bodenversiegelung ist immer dann notwendig, wenn etwas Neues gebaut wird. Der Grund für die Versiegelung besteht darin, den Boden wasser- und luftdicht zu machen. Das Problem: Regenwasser kann nicht mehr in der Erde versickern, ebenso ist der Gasaustausch des Bodens gestört und wird somit innerhalb der Atmosphäre gehemmt. Auf lange Sicht gesehen verursacht dies Folgen, die dann nur noch schwer zu beheben sind.

Welche Flächen werden warum versiegelt?

Zunächst scheint es so, als würden sämtliche mit Häusern oder Straßen bebauten Flächen versiegelt, doch weit gefehlt. Daneben gehören auch unbebaute Flächen dazu. Unter anderem werden zum Beispiel die folgenden Flächen mit einer Bodenversiegelung versehen:

  • Betriebsflächen
  • Siedlungsflächen
  • Verkehrsflächen
  • Freiflächen
  • Erholungsflächen

All diese Bereiche sind zum Teil mit Beton, Pflastersteinen oder anderen Abdeckungen versehen, um sie zu versiegeln und sie korrekt zu befestigen. Innerhalb von Deutschland nahmen alleine 2018 die Verkehrs- und Siedlungsflächen etwa 14 Prozent der Gesamtfläche ein. Das Bundesamt Boden berichtet, dass innerhalb des Landes pro Sekunde bis zu acht Quadratmeter Boden beansprucht und davon ein Teil wieder versiegelt wird. Alleine im Bereich der Verkehrs- und Siedlungsflächen ist ungefähr die Hälfte versiegelt. Ein Gutes hat das Ganze: Binnen der letzten Jahre nahm die Beanspruchung der Flächen etwas ab. So betrug diese im Jahr 2014 nur noch 63 Hektar pro Tag, während 2000 ganze 129 Hektar pro Tag verzeichnet wurden.

Die Umweltfolgen im Überblick

Um sich bewusster darüber zu werden, welche Schäden die Bodenversiegelung verursacht, folgt hier ein Überblick:

  • bodenversiegelung umweltfolgen im uberblick 300x200 - Bodenversiegelung: Gründe und ökologische FolgenWasserhaushalt: Wie bereits erwähnt, versiegt auf versiegelten Flächen keinerlei Regenwasser mehr. Stattdessen gelangt das Wasser in die Kanalisation, die jedoch keinen Einfluss auf das Grundwasser nimmt. Dauerhaft führt dieser Zustand zur Wasserknappheit und es kommt stattdessen zu einer Überschwemmung an anderen Stellen.
  • Fruchtbarkeit des Bodens: Normalerweise ist der natürliche Mutterboden mit zahlreichen Lebewesen und auch Mikroorganismen angereichert. Erhält der Boden jedoch weder Wasser noch Luft, stirbt das in ihm enthaltene Leben ab. Um dies zu vermeiden, wird bereits in vielen Bereichen vor der Bebauung der nährstoffreiche Humus ausgebaggert und abtransportiert. In vielen Fällen wird er jedoch auch dort belassen. Der hieraus entstehende Schaden wird von manchen sogar mit der Abholzung des Regenwaldes verglichen, bei dem ebenfalls tagtäglich zahllose Mikroorganismen vernichtet werden.
  • Generell gehen durch die Versiegelung auch Lebensräume für größere Tiere verloren. Diese ziehen sich zurück, weil sie die Nähe zum Menschen stresst. Darunter sind auch möglicherweise Tiere, die der Mensch in erster Linie gar nicht wahrnimmt.
  • Natürliche Kühlung des Bodens: Diese ist nicht mehr gewährleistet, da das Kleinklima negativ beeinflusst wird. Dies ist auch der Grund dafür, dass es an einem warmen Tag im Sommer innerhalb von Städten noch wärmer erscheint. Der Boden bekommt einfach keine Luft. Eine natürliche Bepflanzung zur Herstellung von schattigen Flächen ist ebenfalls nicht möglich, da die Pflanzen im Boden nicht mehr die nötigen Nährstoffe finden. Selbst erwachsene Pflanzen gehen mit der Zeit ein, da ihr Wurzelwachstum durch die fehlenden Mikroorganismen und die normalerweise im Boden lebenden Tiere (wie zum Beispiel Regenwürmer) gestört wird.
  • Zu guter Letzt ist auch die Versiegelung selbst ein Problem, da sie hohe Kosten verursacht. Sie muss regelmäßig gewartet werden, in einigen Fällen sogar beheizt oder gekühlt. Diese Vorgänge nehmen ebenfalls Einfluss auf das allgemeine Klima.

Leider werden in der heutigen Zeit nicht mehr nur für Häuser oder Straßen Versiegelungen erstellt. Der heimische Garten wird immer öfter zur Betonwüste oder Schotterfläche, die wiederum einen versiegelten Boden erfordert. Aufgrund der Problematik wird die Erschaffung solcher Gärten immer häufiger innerhalb von Kommunen und Gemeinden verboten.

Lassen sich versiegelte Flächen wieder entsiegeln?

Ist eine Fläche erst einmal versiegelt, lässt sie sich nur mit sehr viel Aufwand wieder entsiegeln. Daneben verursacht ein solcher Akt sehr hohe Kosten, zudem der Boden nach der Prozedur nicht wieder derselbe ist wie vor der Versiegelung. Die meisten Böden müssen komplett ausgetauscht werden, insbesondere wenn danach eine Bepflanzung und natürliche Nutzung gewünscht ist. Ein weiteres Problem sind die im Boden nach wie vor enthaltenen Reste der Versiegelung. Asphalt- oder Betonpartikel verbleiben oftmals in der Erde und beeinträchtigen deren Qualität.

Wie lassen sich versiegelte Flächen aktiv vermeiden?

Besonders im Eigenheim besitzt man die Möglichkeit, die Versiegelung von Flächen einzuschränken oder sogar zu vermeiden. Hier werden die folgenden Tipps gegeben:

  • Steht eine Renovierung an, sollte die Erschließung einer neuen Fläche nicht in Erwägung gezogen werden. Bereits bebaute Flächen lassen sich oftmals umstrukturieren und somit besser nutzen.
  • Das Bewusstsein darüber, wie viel Wohnraum man eigentlich selbst benötigt, kann ebenfalls dazu beitragen, die Fläche für eine Versiegelung möglichst klein zu halten.
  • Ist eine Fläche bereits versiegelt und sammelt sich darauf das Regenwasser, kann man dieses mittels mehrerer Möglichkeiten auffangen und zu anderen Zwecken nutzen. Zum Beispiel ist es zur Bewässerung eines Kleingartens optimal geeignet.
  • Wenn ein Neubau geplant ist, besteht die Möglichkeit, sich für einen wasserdurchlässigen Bodenbelag zu entscheiden. Hierfür ist lediglich eine eingehende Vorabinformation erforderlich.

Da die Problematik immer häufiger diskutiert wird, stellen manche Universitäten auch Studien an, wie bestehende Flächen entsprechend genutzt werden können, um keine neue Versiegelung zu verursachen. Eine dieser Studien wurde von der Universität Darmstadt erstellt. Sie zeigte, dass Dächer von Supermärkten und Parkhäusern ebenfalls zur Bebauung geeignet sind und dort zum Beispiel neuer Wohnraum entstehen könnte. In Zahlen ausgedrückt, würde diese Methode zwischen 2,3 und 2,7 Millionen Wohnungen schaffen. Ein weiterer Vorteil dieser Alternative birgt die Energieversorgung. Durch die Bebauung der Dächer entstünde Abwärme, die anschließend für die Beheizung anderer Gebäude eingesetzt werden könnte.

Möglichkeiten im Garten als Alternative zur Bodenversiegelung

moglichkeiten im garten als alternative zur bodenversiegelung 300x198 - Bodenversiegelung: Gründe und ökologische FolgenBesonders im heimischen Garten ergeben sich viele Alternativen, die eine typische Versiegelung nicht erfordern. Insbesondere Einfahrten, Abstellflächen oder der Hof kommen vollständig ohne eine Versiegelung aus. Die hierfür erforderlichen Maßnahmen sind wasserdurchlässig und beeinflussen somit die Umwelt nicht. So lässt sich eine Terrasse zum Beispiel auf Balken verlegen, dank denen eine Versiegelung entfällt. Eine weitere Alternative im Garten selbst ist ein Kräuterrasen, der auf Spielflächen gesät werden kann. Rasengittersteine sind für Parkflächen ideal, ebenso wie wasserdurchlässige Drainageschichten, die darunter verlegt werden. Kleinere Wege, auf denen sich Pflastersteine befinden, lassen sich ebenfalls ohne Versiegelung erstellen und bringen sogar einen gewissen Teil an optischer Abwechslung in den Garten.

Ziele für die Zukunft?

Innerhalb der Bundesregierung wird über dieses Thema zunehmend diskutiert. 2002 wurde zum Beispiel die „30-Hektar-Regel“ eingeführt, die bis zum Jahr 2020 dazu führen sollte, dass pro Tag nur noch 30 Hektar Land verbraucht werden. 2020 jedoch wurden nach wie vor noch immer etwa 60 Hektar Land pro Tag verbraucht, wovon die Hälfte wiederum versiegelt wird. Um das Ziel doch noch zu erreichen, wurde das Jahr 2030 angepeilt. Bis dahin sollen weniger als 30 Hektar Fläche pro Tag verbraucht werden. Bis 2050 sollen sogar gar keine mehr. Dies bedeutet jedoch nicht, dass nicht mehr neu gebaut werden darf. Stattdessen sollen vorhandene Flächen optimiert oder wahlweise andere wieder aufbereitet und der Natur zurückgegeben werden. Ein großes Problem, welches mit dieser Lösung einhergeht, wurde bislang jedoch nicht berücksichtigt: Das Leben im Boden, welches unter der Versiegelung praktisch abgestorben ist, müsste für die Freigabe zunächst aufbereitet oder ausgetauscht werden. Dies ist jedoch nicht ohne einen höheren Kostenaufwand möglich. Dazu kommt das Problem, dass das Thema Boden keine Lobby besitzt, in der man sich eingehend um eine Lösung bemüht. Somit ist es auch zukünftig noch fraglich, wie es mit dem Thema Bodenversiegelung weitergehen soll. Sich etwas näher damit zu befassen, wäre für die Regierung sogar durchaus sinnvoll. Denn in Bezug auf das allgemeine Klima und dessen Wandel hat auch ein gesunder Boden durchaus großen Einfluss.

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