Covid-Impfstoff: Frauen viermal häufiger Nebenwirkungen als Männer
Frauen sind durch den Covid-19-Impfstoff, aber auch durch alle anderen Impfstoffe stärker von Nebenwirkungen betroffen, da ihre Körper eine stärkere Immunantwort hervorrufen. Die Frage, die sich Forschern nun stellt: Sollte man ihnen vielleicht sogar eine niedrigere Dosis des Impfstoffes geben, um die Nebenwirkungen zu reduzieren?
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Wie jetzt deutlich wurde, haben mehrere Studien gezeigt, dass Männer und Frauen unterschiedlich auf Covid-19 reagieren. Laut ANSM liegt das Risiko einer Krankenhauseinweisung bei Frauen bei 1,4 und das Sterberisiko ist 2,1 mal höher. Viele Erklärungen sind vorgebracht worden, um diesen Unterschied zu erklären: Hormone, Immunzellantwort und auch die Zusammensetzung der Mikrobiota. Aber es scheint, als wäre die Ungleichheit zwischen Männern und Frauen auch bei der Reaktion auf den Impfstoff zu beobachten. Laut einem Bericht der Centers for Disease Control and Prevention (CDC), die für die Gesundheitsüberwachung in den Vereinigten Staaten zuständig sind, werden drei Viertel der Impfstoffnebenwirkungen bei Frauen registriert. Im Detail berichten Frauen 79,1 % der Nebenwirkungen, obwohl sie nur 61,2 % der Geimpften ausmachen. Außerdem wurden fast alle schwerwiegenden anaphylaktischen Reaktionen bei Frauen beobachtet (29 von 31 Fällen).
„Es ist nicht wirklich eine Überraschung: Wir sehen diese Geschlechterunterschiede bei vielen anderen Impfstoffen“, attestiert Sabra Klein, Immunologin an der Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health, der New York Times. Eine Studie aus dem Jahr 2013 zeigt, dass Frauen im Alter zwischen 20 und 59 Jahren viermal häufiger Symptome einer Überempfindlichkeit gegenüber dem H1N1-Impfstoff zeigen als Männer. Und das betrifft sowohl Impfstoffe, die Erwachsenen verabreicht werden (Tollwut, Gelbfieber, Herpes …) als auch solche, die Kindern injiziert werden (Hepatitis B, Masern, Mumps oder Röteln).
Bessere Antikörperproduktion
Wenn man bedenkt, dass Frauen eine stärkere Immunantwort hervorrufen, ist dieser Befund durchaus logisch, da die Impfung genau darin besteht, diese Immunantwort zu provozieren. „Generell haben Frauen höhere Antikörperspiegel sowie eine höhere Anzahl an B-Zellen“, erklärt Ashley Fink von der Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health in einer Studie aus dem Jahr 2018 zu dem Thema. „Eine höhere Antikörperproduktion impliziert eine stärkere Reaktion auf den Impfstoff.“ Da die Unterschiede im Erwachsenenalter stärker ausgeprägt sind, wird angenommen, dass ein hormoneller Faktor ins Spiel kommt. So ist z. B. bekannt, dass weibliche Hormone (Östrogen und Progesteron) den ACE2-Rezeptor hemmen, der in den Zellen das Einfallstor für das Coronavirus darstellt. Umgekehrt verlangsamt Testosteron die Produktion von Zytokinen, die zu der Entzündung führen, die die infizierten Zellen zerstören.
Eine reduzierte Impfstoffdosis für Frauen?
Während Frauen von Natur aus besser gegen Krankheiten geschützt sind, sind sie von den Nebenwirkungen der Impfstoffe stärker betroffen. Für Ashley Fink legt dieser Befund nahe, dass die Impfstoffdosen je nach Geschlecht angepasst werden sollten, wobei Frauen geringere Dosen verabreicht werden sollten, da sie so bei gleichem Schutz weniger Nebenwirkungen ausgesetzt wären.
Die Verwaltung der Impfstoffdosen ist bereits jetzt recht problematisch und man kann sich vorstellen, dass es schwierig wäre, Männern und Frauen unterschiedliche Dosen zu verabreichen. Zumal die Unterschiede bei den Nebenwirkungen auch einfach darauf zurückzuführen sein können, dass Frauen eher über sie klagen als Männer.
Urhebender Autor: Céline Deluzarche
Marlene ist seit 25 Jahren Fotografin und Künstlerin. Ihre Leidenschaft für Sprachen und interkulturelle Kommunikation entwickelte sie durch internationale fotojournalistische Arbeiten. Heute nutzt sie ihre weitreichende Erfahrung auch als Korrekturleserin und übersetzt journalistische Artikel vom Französischen ins Deutsche. Marlene stellt sicher, dass jeder Text seine Authentizität bewahrt und an die sprachlichen sowie kulturellen Besonderheiten des deutschsprachigen Publikums angepasst wird.