Astronomie

Die Milchstraße könnte „kürzlich“ mit etwas Großem kollidiert sein

Die Milchstraße wurde durch Kollisionen mit anderen Galaxien geformt. Die letzte große Kollision fand vor über 8 Milliarden Jahren statt. Das zumindest glaubten die Astronomen bislang. Doch neue Beweise lassen nun vermuten, dass unsere Milchstraße vor nur drei Milliarden Jahren erneut den Weg einer Zwerggalaxie gekreuzt hat.

Die Geschichte unserer Milchstraße ist mit einer Reihe von Kollisionen mit anderen Galaxien gespickt. Diese Kollisionen haben in unserer Galaxie Spuren hinterlassen. Es handelt sich dabei um eine Art Falten, die durch das Schaukeln der Sterne entstanden sind und die Forscher mehrerer Universitäten mithilfe der von der Gaia-Mission übermittelten Daten untersucht haben. Denn diese Falten wirken sich immer noch auf verschiedene Sternfamilien aus und beeinflussen deren Bewegung, die Gaia ja gerade messen soll.

Falten markieren die Unfälle des Lebens in der Milchstraße.

Nun ist es aber so, dass sich die Falten in der Milchstraße mit der Zeit auflösen. Durch den Vergleich von Beobachtungen — die ziemlich ausgeprägte Falten zeigen — mit kosmologischen Simulationen stellen die Forscher fest, dass unsere letzte bedeutende Kollision mit einer anderen Galaxie nicht wie zuvor angenommen vor 8 bis 11 Milliarden Jahren stattgefunden hat (diese Kollision nennen die Astronomen Gaia-Enceladus-Kollision), sondern viel früher, vor weniger als 3 Milliarden Jahren.

Die Arbeit der Forscher, die in den Monthly Notices of the Royal Astronomical Society veröffentlicht wurde, legt nahe, dass all die Sterne mit ihren ungewöhnlichen Umlaufbahnen, die den Astronomen wohlbekannt sind, also letztlich nicht von der Gaia-Enceladus-Kollision stammen. Sondern von einem anderen, jüngeren Ereignis, das als radiale Fusion der Jungfrau bezeichnet wird. Eine Kollision mit einer Zwerggalaxie.

Eine Kollision hat die Milchstraße in den letzten Milliarden Jahren durcheinander gebracht.

„Die Geschichte der Milchstraße wird derzeit ständig neu geschrieben, größtenteils dank der neuen Daten von Gaia“, erklärt Thomas Donlon, einer der Koautoren der Studie, in einer Mitteilung der Europäischen Weltraumorganisation (ESA). „Dieses Ergebnis, dass ein großer Teil der Milchstraße erst in den letzten Milliarden Jahren zu uns gestoßen ist, stellt eine große Veränderung gegenüber dem dar, was Astronomen bislang angenommen haben.“ Denn nun erscheint es wahrscheinlich, dass die Radialfusion der Jungfrau eine Familie anderer kleiner Zwerggalaxien und Sternhaufen mit sich brachte, die alle etwa zur gleichen Zeit in die Milchstraße eingetreten wären. Zukünftige Untersuchungen werden zeigen, welche dieser kleineren Objekte, von denen man früher annahm, dass sie mit der Gaia-Enceladus-Kollision in Verbindung stehen, in Wirklichkeit mit einer späteren Radialfusion der Jungfrau in Verbindung stehen.

 

Redaktion: Futura, verfasst von NATHALIE MAYER.

Titelbild: © Halo: ESA, Gaia, DPAC, T Donlon et al. 2024; Hintergrund: Stefan Payne-Wardenaar – Wenn unsere Milchstraße mit einer Galaxie kollidiert, bilden sich in ihrem Halo Falten – wie die hier gezeigten. Astronomen haben sie untersucht, um die jüngste dieser Kollisionen auf ein Alter von weniger als 3 Milliarden Jahren zu datieren.

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Marlene

Marlene ist seit 25 Jahren Fotografin und Künstlerin. Ihre Leidenschaft für Sprachen und interkulturelle Kommunikation entwickelte sie durch internationale fotojournalistische Arbeiten. Heute nutzt sie ihre weitreichende Erfahrung auch als Korrekturleserin und übersetzt journalistische Artikel vom Französischen ins Deutsche. Marlene stellt sicher, dass jeder Text seine Authentizität bewahrt und an die sprachlichen sowie kulturellen Besonderheiten des deutschsprachigen Publikums angepasst wird.

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