Wirtschaft

Angriffskrieg auf die Ukraine: Was bedeutet das für Deutschland?

Sowohl Russland als auch die Ukraine gehören zu den bedeutsamsten Exporteuren der Welt. Durch den zur Zeit herrschenden Krieg bahnt sich der Verlust großer Mengen von in diesen Ländern hergestellten Waren an. Wie wirken sich die Folgen des Krieges in der Ukraine auf Deutschland aus?

Seit dem Krieg in der Ukraine sind die Lebensmittel- und Energiepreise weltweit in einer Größenordnung in die Höhe geschnellt, wie wir sie das letzte Mal vor 50 Jahren, in Zeiten der Energiekrise, erlebten. Der Preis für Weizen und ähnliche Getreideerzeugnisse stieg im Vergleich zum vergangenen Jahr bisher um etwa 50 Prozent an.

angriffskrieg ukraine was bedeutet deutschland 300x169 - Angriffskrieg auf die Ukraine: Was bedeutet das für Deutschland?Der Grund für diesen immense Anstieg der Preise liegt in der Tatsache, dass Ukraine und Russland weltweit zu den beiden wichtigsten Getreideproduzenten gehören. Etwa ein Drittel aller Weizenimporte an Deutschland wurden von diesen Ländern erbracht. Allein die Ukraine belieferte insgesamt vierzehn Länder mit Ressourcen wie Weizen, Gerste, Mais, Sonnenblumen- und Rapsöl. Im Hinblick auf die Lebensmittelwirtschaft spielt das Land an der Grenze zur Russischen Föderation eine große Rolle für uns, denn durch den aktuellen Verlust der Ukraine als Getreidelieferant brachen rund ein Zehntel der Getreide-Ressourcen weg. Das belastet die bereits geringen Getreidevorräte des Weltmarkts noch weiter, und führt in Folge zu gravierenden Auswirkungen in Dritte Welt Ländern.

Während es bei der Ukraine offensichtlich ist, dass das Land an der Schwarzmeerküste aufgrund der entsetzlichen aktuellen Geschehnisse nicht in der Lage ist, Güter zu exportieren, ist es beim Aggressor Russland derzeit noch unklar, inwiefern das Land seine Exporte in die EU aufrechterhalten kann – und will. Sollte sich Russland ebenfalls zur Gänze vom Markt entfernen, würde sich die weltweite Marktlage noch einmal erheblich verschärfen. Neben dem Getreideexport war Russland auch für den Export großer Mengen an Düngemittel verantwortlich. Gemeinsam mit dem Nachbar Belarus machten die beiden Länder etwa 30 Prozent der globalen Kalium-Dünger-Exporte aus. Zwar bestünde die Möglichkeit, auf andere Düngemittel umzusteigen – diese sind jedoch weitaus kostenintensiver, was das Lebensmittelproblem – speziell in Afrika – zusätzlich verschärft. Es wird befürchtet, dass die Anzahl der am Welthunger betroffenen Menschen kurzfristig auf circa 100 Millionen ansteigen könne.

Der Westen versucht indes, Russland so weit wie möglich als Handelspartner zu umgehen. Weite Teile der Welt engagieren sich gemeinsam mit Europa, die Getreide-Ressourcen zu schonen, und so wenig wie möglich davon außerhalb der Lebensmittelproduktion einzusetzen. Im Bereich Biokraftstoff etwa konnte durch den verminderten Einsatz ein großer Teil der Ressourcen eingespart werden. Zudem versucht man in Europa, weniger Getreide an Tiere zu verfüttern und stattdessen auf neue Technologien auszuweichen. Diese Vorgehensweise erfuhr jedoch viel Kritik. So sei es zu kurzfristig gedacht, den Tieren hochtechnologisierte Futtermittel zu verfüttern, von denen noch zu wenige Daten existieren, und somit nicht abzuschätzen ist, wie Mensch und Tier auf diese Veränderung in der Nahrungskette reagieren. Zusätzlich müssen zur Produktion dieser Art von Futtermittel weitere Teile des Regenwaldes abgeholzt werden. Ein Teufelskreis, der sich nicht nur auf das Tierwohl niederschlägt.

Die Exportverluste beeinflussen indes auch das Osterfest. Der Krieg lässt die Preise von den bei Kindern beliebten Osterhasen aus Schokolade, aber auch von Ostereiern erheblich steigen. Auch Eier aus BIO- und Öko-Betrieben scheinen von dieser Krise betroffen zu sein. Der Hintergrund dessen sind die steigenden Energie-, Transport- und Verpackungskosten.

Der Ukraine Krieg in Zahlen:

  • 1.651 tote Zivilistinnen und Zivilisten, darunter 142 Kinder (Stand 10. April 2022, Statista)
  • 2.210 verletzte Zivilistinnen und Zivilisten, darunter 229 Kinder
  • 4,5 Millionen Flüchtlinge aus dem Kriegsgebiet der Ukraine (Stand 11.04.2022, UNRIC)
  • +550 % Aufschlag auf Sonnenblumen- und Rapsöl (Stand 11.04.2022, Focus)
  • 1,79 Euro / L für lagerndes Sonnenblumenöl (Aldi) vor dem Krieg in der Ukraine
  • 4,99 Euro / L für lagerndes Sonnenblumenöl (Aldi) im April 2022

Urhebender Autor: Elisa Karner

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