Wirtschaft

Wie sich der Krieg in der Ukraine auf die Versorgung mit Energie, Metallen und Rohstoffen auswirkt

Die anfängliche Ungewissheit, die durch den Einmarsch Russlands in die Ukraine entstanden ist, sowie die Dauer des Krieges haben verschiedene Auswirkungen in den Bereichen Geopolitik, Energie, Wirtschaft und Finanzen ausgelöst. Dabei sollte aber nicht die Tatsache aus den Augen verloren werden, dass dieser Konflikt eine große humanitäre Krise auslöste. Bereits einem Monat nach Beginn forderte er Hunderte von Toten und löste Flüchtlingswellen aus, während Tausende von Zivilisten verletzt wurden.

Ferner waren bisher schätzungsweise 3,5 Millionen Ukrainerinnen und Ukrainer gezwungen, vor dem Krieg aus ihrem Land zu fliehen. Nach der russischen Invasion dauerte es nicht lange, bis verschiedene Länder reagierten, vorwiegend die Vereinigten Staaten und die Europäische Union, die verschiedene Sanktionen gegen Russland verhängten.

Krieg in der Ukraine lässt Preise für Metalle und Agrarrohstoffe steigen

Der Krieg in der Ukraine lässt Industriemetalle und Agrarrohstoffe in die Höhe schnellen. Die Eskalation der Spannungen in Osteuropa treibt die Preise von Aluminium bis Weizen in die Höhe. Russland und die Ukraine sind wichtige Länder für die Produktion einiger wichtiger Rohstoffe für den weltweiten Aufschwung und im Zusammenhang mit der geplanten globalen Energiewende. In einer komplexen Situation, die durch die steigende Nachfrage und das mangelnde Angebot an Rohstoffen bestimmt wird, verschlimmert der Ausbruch des Konflikts die Situation zusätzlich.

Der Preis für Aluminium stieg an den westlichen Börsen auf einen Rekordwert und Nickel erreichte den höchsten Stand seit mehr als einem Jahrzehnt. Damit beschleunigten sich die Zuwächse an den Industriemetallmärkten, da der Ukraine-Krieg die Versorgungsrisiken in einer Branche erhöht, die bereits vorher mit kritischen Engpässen zu kämpfen hatte. Dieser Zustand ist ein Faktor, der auch Einfluss auf die Inflation nimmt, die dadurch weiter steigen wird.

Dadurch, dass die Aluminiumvorräte inzwischen ein extrem niedriges Niveau erreicht haben, erhöht der Preisanstieg des Metalls den Kostendruck auf die Produzenten, und Analysten rechnen mit steigenden Zuwächsen. Das New Yorker Investmentbanking- und Wertpapierhandelsunternehmen Goldman Sachs sagt voraus, dass die Preise innerhalb von zwölf Monaten 4.000 US-Dollar erreichen werden, da ein noch nie dagewesener Mangel an Verfügbarkeit herrscht, der sich nun noch weiter verstärkt.

Importverbot für Metalle kommt China zugute

Russland ist ein wichtiger Exporteur der Metalle Nickel und Palladium, die in der Stahlproduktion und in Batterien für Elektroautos sowie in Katalysatoren für die Abgasreinigung und in Brennstoffzellen verwendet werden. Dies bringt die westlichen Länder in eine Zwickmühle. Eine Verringerung der Einfuhren dürfte zur Folge haben, dass vor allem China auf russische Bergwerke und Rohstoffe setzen könnte. Ein Einfrieren der Metallimporte aus Russland könnte also dazu führen, dass China dem Westen wichtige Marktanteile abnimmt.

Energiekosten steigen immens

krieg ukraine versorgung energie metallen rohstoffen auswirkt 300x169 - Wie sich der Krieg in der Ukraine auf die Versorgung mit Energie, Metallen und Rohstoffen auswirktDa Russland ein wichtiger Energieproduzent und -exporteur (Gas, Öl und Kohle) ist, verursacht die Unsicherheit über die Verfügbarkeit seines Angebots auf dem internationalen Markt, insbesondere von Gas, einen starken negativen Effekt, der ebenfalls die Inflation erhöht und das Wachstum weltweit verringert. Dies ist besonders wichtig für Europa, wo 40 Prozent des Gases aus Russland kommen, aber zweifellos schaden das geringere Angebot und die höheren Preise allen Ländern, die diese Waren importieren. Die Ölpreise (Brent) stiegen von durchschnittlich 88,94 US-Dollar pro Barrel in den 30 Tagen vor Ausbruch des Konflikts auf 104,20 US-Dollar pro Barrel am 29. März.

Der Ersatz von Gas dauert länger als die EU denkt

Die EU ist davon überzeugt, dass die Abhängigkeit von Erdgas schnell verringert werden kann. Deutschlands Maßnahmen werden eine große Rolle dabei spielen, wie sich die Strompreise zukünftig in Deutschland, aber auch europaweit entwickeln werden. Die Offshore-Windenergie ist eine der Prioritäten, um die Abhängigkeit Russlands vom Gas zu verringern, aber Gas wird immer noch benötigt, um Häuser zu heizen und das Netz auszugleichen, wenn kein Wind weht.

Deutschland hat daher unter anderem beschlossen, mit dem Import von verflüssigtem Erdgas (LNG) zu beginnen, das unter anderem aus Katar, den USA oder Australien geliefert werden kann. Aber, anders als in Spanien, wo es acht LNG-Importterminals gleichmäßig an den verschiedenen Küsten verteilt gibt, muss Deutschland zunächst Terminals bauen.

Auch russisches Erdgas wird teurer werden

Ein Einfrieren der Erdgaskäufe durch die EU würde Russland hart treffen. Da Gas in Pipelines transportiert wird, gibt es für Russland noch keine alternativen Märkte. Derzeit werden Pipelines nach China gebaut, sodass Russland in einigen Jahren in der Lage sein wird, Erdgas auch in sein östliches Nachbarland zu exportieren und so die fehlenden Exporte in die EU zu kompensieren.

Alternativen zum russischen Öl sind nicht attraktiv

Russland ist mit einem Fünftel des Weltmarktes der zweitgrößte Erdölexporteur der Welt. Außerdem verfügt es über mehr als 40 Prozent der weltweit bekannten Erdgasreserven. Letztlich ist es das Wichtigste, dass die Welt ihre Abhängigkeit vom Öl verringert. Einerseits aus Gründen des Umweltschutzes, aber auch, weil die Alternativen zu Russland nicht attraktiv sind: Andere große Erdölländer sind die Diktaturen Saudi-Arabiens und Venezuelas, letztere hat große Reserven, aber wenig Exporte. Kanada verfügt zwar ebenfalls über große Reserven, allerdings in Form von Ölsanden, die unter Klimagesichtspunkten besonders kritisch zu sehen sind. Norwegens Ölvorräte gehen zur Neige.

Wie auch immer man es betrachtet, neben den Schäden, die der Ukraine-Krieg an Menschen, ihren Seelen und an Gebäuden hinterlässt, schadet er der gesamten globalisierten Welt und zeigt Abhängigkeiten auf, die schnellstens aufgebrochen werden müssen. Insofern bietet dieser Konflikt auch großes Potenzial zum Umdenken und Reflektieren diverser Ist-Situationen in der Wirtschaft und der Versorgung mit Ressourcen.

Urhebender Autor: Jürgen Will

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