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Der Ukraine Krieg und die Folgen in der IT-Branche

Vom beliebten Facebook-Spiel bis hin zu Softwareentwicklung sowie Engineering für diverse Wirtschaftszweige: IT-Fachkräfte suchten auch deutsche Wirtschaftsbosse bisher zunehmend in der Ukraine. Insbesondere die Region rund um Kiew wuchs vor dem Krieg zu einer starken Tech-Metropole, von der private Anwender ebenso profitierten wie deutsche Unternehmen. Durch den Russland-Ukraine-Krieg kommt es nun zum Teil zu weitreichenden Folgen in der IT-Branche – auch hierzulande. Und nun?

Mit nahezu 5.000 IT-Unternehmen und über 200.000 ambitionierten Softwareentwicklern hat die Ukraine einiges in der IT-Branche zu bieten. Weltweit greifen Unternehmen via Nearshore auf diesen riesigen Pool an gut ausgebildeten IT-Spezialisten zurück.

Diese besondere Form des Outsourcings spielt dabei mittlerweile keineswegs nur für die jeweiligen Kostenersparnisse eine Rolle. Vielmehr geht es um die Verfügbarkeit von IT-Kräften, wie der Geschäftsführer der Scalors GmbH, Knut Rüffer gegenüber der Tagesschau äußerte. Denn in Deutschland gibt es beispielsweise nicht diese enorme Menge an fachkundigen IT-Mitarbeitern und IT-Mitarbeiterinnen, um die große Menge an Softwareentwicklungen zeitnah voranzutreiben.

Die Folgen des Russland-Ukraine-Krieges aber sind branchenübergreifend spürbar, denn der IT-Bereich findet sich auch in jenen Wirtschaftszweigen, die vordergründig mit einem gänzlich anderen Kerngeschäft beschäftigt sind. Deutsche Unternehmen, die den Nearshore-Standort Ukraine nutzen, um hochqualifizierte Fachkräfte für die eigenen Digitalprojekte einzusetzen, rechnen derzeit mit erheblichen negativ belasteten Geschäftsergebnissen.

Von Kollateralschäden bis zum Innovationsstau

ukraine krieg folgen it branche 300x169 - Der Ukraine Krieg und die Folgen in der IT-BrancheAlles scheint möglich in diesen Tagen. Dennoch sind die Folgen in der IT-Branche bis nach Deutschland spürbar. Plötzlich fehlen großen Konzernen wie Sixt, Bosch und anderen rund 1 Million Stunden, welche von ukrainischen IT-Spezialisten bisher in die Entwicklung investiert wurden. Start-up-Unternehmen hingegen stehen vor neuen Herausforderungen, da auch hier mit einer Produktivitätseinbuße von rund 35 Prozent zu rechnen ist. Innovationen lassen sich ergo zur Zeit nur mühsam und schwerfälliger entwickeln und umsetzen.

Während man ein derzeit nicht störungsfrei verlaufendes Onlinespiel eher als Kollateralschaden bezeichnen kann, wird es im Unternehmensbereich zu sehr viel stärkeren Auswirkungen kommen. Software kann möglicherweise nicht mehr ad hoc auf den neuesten Stand gebracht werden. Digitale Produkte werden vorerst durch weniger neue ersetzt werden können. Cyberangriffe auf die digitale Infrastruktur könnten zunehmen und größere Folgeschäden auch für deutsche Firmen erzeugen.

Die Gründe für die Folgen in der IT-Branche liegen auf der Hand. Viele der IT-Experten vor Ort sind derzeit mit anderen Aufgaben betraut, welche sie im Rahmen ihrer Fachkenntnisse meistern. Andere haben die Tastatur mit der Uniform getauscht und verteidigen ihr Land. Auch wenn den meisten ukrainischen IT-Mitarbeitern aktuell das gewohnt entspannte Arbeitsumfeld fehlt: Es gibt durchaus Lichtblicke.

Besondere Herausforderungen und der Wille, weiterzumachen

Deutsche Unternehmen sind in gewisser Weise abhängig von den Fachkräften aus der Ukraine, denn die Digitalisierung ist nach wie vor auf dem Vormarsch und steht im Fokus zahlreicher Unternehmensstrategien. Doch es scheint sich ein altes Sprichwort zu bewahrheiten: “Wo ein Wille, da ein Weg!”

Der Geschäftsführer der IT Ukraine Association, Konstantin Vasyuk sagte in einem Interview, dass derzeit rund 70 Prozent der IT-Spezialisten dennoch arbeiten können. Sie tun dies von sicheren Standorten aus. Der Qualität ihrer Arbeit tut es keinen Abbruch, wie auch Carsten Maschmayer letztens bestätigte. Dennoch blicken viele Unternehmen mit Sorge auf die zukünftige Entwicklung.

Darüber hinaus setzen deutsche Unternehmen dennoch auf Notfallpläne, um die Folgen des Russland-Ukraine-Krieges in der IT-Branche abzufedern. So gibt es zahlreiche Mitarbeitergespräche, um zu klären, von wo aus die Ukrainer weiterarbeiten wollen. Während einige sich auf den Weg nach Deutschland machen, bleiben die meisten im Westen der Ukraine oder in Polen an sicheren Orten.

Dennoch steht das Problem eines Innovationsstaus im Fokus. Viele Unternehmen setzen daher zusätzlich auf Recruitingmaßnahmen in Portugal, Polen, Rumänien und anderswo. Grundsätzlich muss man derzeit jedoch davon ausgehen, dass die Projekt- und Entwicklungskosten auch im IT-Bereich demnächst deutlich höher ausfallen als bisher.

In unserer digitalen Welt wird einmal mehr deutlich: Technischer Fortschritt schafft ungezählte Freiheiten. Und mindestens ebenso viele Abhängigkeiten. Bis vor ein paar Wochen hat sich kaum jemand Gedanken darüber gemacht, dass es aufgrund des Russland-Ukraine-Krieges plötzlich zu stärkeren Einschränkungen und größeren Problemen in der IT-Branche kommen könnte. Wenn digitale Steuerungen für Maschinen und Geräte, Software Updates von PC-Anwendungen bis modernen Fahrzeugen fehlen und die Cybersicherheit in Gefahr gerät, wird einem bewusst: Ohne geht nahezu nichts mehr! Zumindest scheint auch in puncto IT ein Umdenken erforderlich, um der Zeitenwende gut gewappnet gegenübertreten zu können.

Der Ukraine Krieg in Zahlen:

  • 1.651 tote Zivilistinnen und Zivilisten, darunter 142 Kinder (Stand 10. April 2022, Statista)
  • 12.420 russische Kampfpanzer in der Ukraine, 2.596 ukrainische (Stand 24.03.2022, Statista)
  • 30.122 russische gepanzerte Kraftfahrzeuge, 12.303 ukrainische
  • 7.571 russische geschleppte Artillerie, 2.040 ukrainische
  • 53 % der in Deutschland offenen Stellen für IT-Fachkräfte können nicht besetzt werden (Stand Februar 2022, Handelsblatt)

Urhebender Autor: Manuela Schneider

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