Spektakuläre Bilder vom Start der ersten im 3D-Druckverfahren hergestellten Rakete.

Dem US-amerikanischen Unternehmen Relativity Space ist es gelungen, seine erste im 3D-Druckverfahren hergestellte Orbitalrakete abzuheben. Dies ist ein Novum in diesem Bereich, auch wenn der Flug aufgrund eines Problems mit der Oberstufe abgebrochen werden musste.

In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag unternahm eine kleine Rakete den ersten Versuch eines Orbitalflugs. Der Testflug scheiterte aufgrund eines Problems mit der Zündung der zweiten Stufe. Das Unternehmen wertet den Flug dennoch als Erfolg, da die Trägerrakete mehrere Zwischenstufen durchlaufen hat, darunter das „Max-Q“, den Moment des Fluges, in dem der aerodynamische Druck auf die Struktur der Trägerrakete am stärksten ist. Es befanden sich keine Satelliten an Bord.

OFFIZIELLER LIVESTREAM DES STARTS. START UM 1:21:45 UHR. EINIGE MINUTEN SPÄTER SIEHT MAN, DASS NACH DEM ABWURF DER ERSTEN STUFE (DIE IHREN JOB OFFENBAR PERFEKT GEMACHT HAT) DIE ZWEITE STUFE NICHT ZÜNDEN KANN. IM GEGENSATZ ZU VIELEN ANDEREN RAKETENTRIEBWERKEN VERWENDET DAS TRIEBWERK DER ZWEITEN STUFE EINE ZÜNDVORRICHTUNG, DIE MEHRERE VERSUCHE ZULÄSST. ABER OFFENSICHTLICH HAT ETWAS NICHT RICHTIG FUNKTIONIERT. RELATIVITY SPACE HAT SICH NOCH NICHT DAZU GEÄUSSERT, WIE ES ZU DER FEHLFUNKTION KAM, DIE DEN FLUG BEENDETE.© RELATIVITY SPACE

Ein halber Misserfolg für die erste 3D-gedruckte Rakete.

Willkommen im New Space im Jahr 2023, wo es nun möglich ist, eine Trägerrakete aus dem 3D-Drucker abzuheben. Ihr Name: Terran-1, entwickelt und betrieben von der amerikanischen Firma Relativity Space. Die Trägerrakete wird zu 85 % im 3D-Druckverfahren hergestellt. Diese Art der Bearbeitung wird bereits in der Raumfahrt und im Bereich der Trägerraketen eingesetzt. So werden beispielsweise die Triebwerke der kleinen Electron-Rakete von Rocket Lab, im 3D-Druckverfahren hergestellt. Bis heute ist die Electron-Rakete 35 Mal geflogen. Dies ist jedoch das erste Mal, dass es gelungen ist, eine Trägerrakete zu fliegen, die fast vollständig im 3D-Druckverfahren hergestellt wurde.

TIME-LAPSE DES 3D-DRUCKS DER STRUKTUR DER ZWEITEN STUFE DER TERRAN-1. DIESE SOLL BEIM NÄCHSTEN VERSUCH, DER VON DER NASA GESPONSERT WIRD, FLIEGEN.© RELATIVITY SPACE

© John Kraus -Ein weiteres wunderschönes Bild der Flamme beim Start. Die Hauptstufe wird von neun identischen Aeon-1-Triebwerken angetrieben.

Die Terran-1 ist eine Miniträgerrakete, die bis zu 1250 Kilogramm Nutzlast in eine niedrige Erdumlaufbahn bringen kann. Für Relativity Space ist sie jedoch vor allem ein Demonstrator. Das Unternehmen arbeitet am Design und der Entwicklung einer viel größeren, zu 100 % wiederverwendbaren Trägerrakete aus dem 3D-Drucker, die mit ihrer Kapazität in direkter Konkurrenz zur Falcon 9 von SpaceX stehen soll.

Die Terran-1 ist auch eine der orbitalen Trägerraketen, die im Wettlauf um die Umlaufbahn mit Methan als Treibstoff an vorderster Front stehen. Im vergangenen Jahr war eine andere chinesische Trägerrakete, die Zhuque-2, bei ihrem ersten Versuch gescheitert. Eine weitere Trägerrakete im Rennen ist das Starship, für das in Kürze ein erster Orbitalflugversuch geplant ist.

Redaktion: Futura, verfasst von Daniel Chrétien.

Titelbild:© Michael Baylor – Eine wunderschöne Flamme! Sie ist tatsächlich durchsichtig, wie es bei der Verwendung von Methan und Sauerstoff als Flüssigtreibstoffe der Fall ist.

2. Abbildung: © John Kraus