
Das Gürteltier – Verbreitung, Arten und Lebensweise
Übergeordnet: Xenarthra
Ordnung: Cingulata
Familie: Dasypodidae
Die Dasypodidae werden in drei Unterfamilien eingeteilt:
- die Dasypodinae mit nur einer Gattung: Dasypodus;
- die Euphractinae mit den Gattungen Calyptophractus, Chaetophractus, Chlamyphorus, Euphractus und Zaedyus;
- die Tolypeutinae mit den Gattungen Tolypeutes, Cabassous und Priodontes.
Gürteltiere gehören mit 21 noch lebenden Arten zu einer der artenreichsten Gruppen der Xenothrier. Sie variieren in Größe und Verhalten, aber alle haben eine gemeinsame Konstante, nämlich einen charakteristischen Panzer aus Hornplatten, der als Abwehrpanzer dient, wenn sie sich zu einer Kugel zusammenrollen, um einer Gefahr zu entgehen.
Beschreibung des Gürteltiers
Das Neunbinden-Gürteltier
Das Neunbinden-Gürteltier ist das bekannteste der Gürteltiere, weshalb wir an dieser Stelle näher auf dieses Exemplar eingehen. Seine Bekanntheit hat mehrere Gründe. Erstens: Es gehört zu den am meisten verbreiteten seiner Gattung. Zweitens: Es ist am besten erforscht und drittens: Es ist das einzige Gürteltier, dass auch in Nordamerika zu Hause ist. Falls ein Gürteltier einmal durch einen Hollywood-Streifen läuft (z. B. in Tin Cup mit Kevin Costner) ist es darum (auf US-Boden) immer ein Neubinden-Gürteltier.
Der Name lässt vermuten, dass die Bänder seiner Rückenpanzerung genau 9 betragen. Doch das ist nicht immer der Fall. Tatsächlich können es zwischen 7 und 11 Bänder sein. Neunbinden-Gürteltiere erreichen etwa eine Länge von 28 bis 55 cm (ohne Schwanz) und wiegen etwa 2,5 bis 6,5 kg.
Neunbinden-Gürteltiere können viele bemerkenswerte Dinge. Sie graben sich unterirdische Bauten, von bis zu 7 Metern Länge. Hierfür kann es bis zu 6 Minuten lang die Luft anhalten. Ihr “Schlafzimmer” polstern sie mit Gras oder Blättern aus. Oft bewohnen mehrere Gürteltiere einen Bau zusammen, wobei die gepanzerten Säugetiere Wert auf Geschlechtertrennung legen. Es leben (in der Regel) nur Männchen oder nur Weibchen zusammen. Manchmal gibt es allerdings auch Mitbewohner anderer Spezies, wie Beutelratten oder Stinktiere.
Den Tag verbringen die Gürteltiere in ihrem Bau, wobei sie ca. 16 Stunden lang schlafen. In der Nacht suchen sie nach Nahrung. Diese besteht in erster Linie aus Insekten wie Ameisen und Käfern. Es isst aber auch Vogeleier, kleine Wirbeltiere und Aas. Ab und an nascht es Früchte und Beeren.
Bei der Nahrungssuche verlassen sie sich überwiegend auf ihren Geruchssinn. Mit ihrer langen Rüssel-Nase schnüffeln sie den Boden ab und können Käfer und andere Kleintiere sogar 20 cm unter der Erde riechen.
Dafür können Gürteltiere sehr schlecht sehen. Forscher der Universität Riverside in Kalifornien gehen aufgrund des Erbguts und dem Aufbau der Augen davon aus, dass das Neunbinden-Gürteltier einen schwachen Sehsinn hat. Es ist farbenblind, sieht alles nur verschwommen und ist extrem lichtempfindlich. Bei hellem Tageslicht ist es fast blind.
Interessant ist, dass sich das Neunbinden-Gürteltier bei Gefahr nicht auf seinen Panzer verlässt. Stattdessen sucht es Heil in der Flucht. Es flüchtet schnell in seinen Bau und verschließt den Höhleneingang mit dem Beckenpanzer. Manchmal buddelt es sich auch ein. Nur als letzte Möglichkeit rollt es sich zusammen. (Im Gegensatz zum Kugel-Gürteltier)
Eine weitere Fähigkeit vom Neunbinden-Gürteltier ist das Schwimmen. Während es durch flache Gewässer einfach hindurchwatet, pumpt es für größere Gewässer Luft in den Verdauungstrakt und überquert sie schwimmend.
Das Kugel-Gürteltier
Als einziges Gürteltier kann sich das Kugel-Gürteltier bei Gefahr vollständig einkugeln. Es klappt dafür Kopf, Schulter, Beckenschild, Panzerbänder und den dreieckigen Schwanz zusammen und wird zu einem gepanzerten Ball. Durch diese sehr effektive Verteidigungs-Methode hat es (außer dem Menschen) nur wenige Feinde.
Kugel-Gürteltiere werden auch Dreiband-Gürteltiere genannt und sind deutlich kleiner als Neunbinden-Gürteltiere. Sie werden etwa 20 bis 30 cm lang (ohne Schwanz) und wiegen zwischen 1 und 2 kg.
Es gibt das nördliche und das südliche Kugel-Gürteltier und sie leben in Südamerika. Im Gegensatz zum Neunbinden-Gürteltier sind Kugel-Gürteltiere schlechte Gräber. Sie legen trotzdem eigene Bauten an, nutzen aber auch vorhandene Bauten (anderer Tiere) oder schlafen in der dichten Vegetation.
Das Verhalten des Gürteltiers
Vermehrung des Gürteltiers
Die Trächtigkeit selbst dauert etwa vier Monate, aber die Gesamtzeit zwischen dem Beginn der Trächtigkeit und den Geburten kann bis zu 300 Tage betragen. Die Jungtiere sind nach dem dritten Monat emanzipiert, erreichen die Geschlechtsreife im Alter von etwa zwei Jahren und erreichen ihre endgültige Größe am Ende des vierten Jahres.
Ernährung des Gürteltiers
Die Nahrung des Gürteltiers besteht je nach Art aus Insekten, Krebstieren, Würmern, Eiern, Larven und verschiedenen Insekten, Pilzen und kleinen Reptilien, sogar zu Boden gefallene Beeren, aber es ernährt sich auch von Pflanzen, Früchten, Blüten und Knospen. Es ist auch in der Lage, sich von Aas zu ernähren. Seine Vorliebe für menschliche Leichen macht es bei der südamerikanischen Bevölkerung besonders unbeliebt, wenn es in der Nähe von Friedhöfen gefangen wird.
Bedrohungen für das Gürteltier
In der Tat erkennt das Gürteltier die Gefahr zu spät und springt in die Luft, um den Angreifer einzuschüchtern (diese Haltung funktioniert auch bei einem Hund oder Kojoten), wobei es am Kühlergrill oder an der Stoßstange getroffen wird, während es, wenn es flach auf dem Boden liegen würde, eine Chance zur Flucht hätte. Der Bestand vieler Arten ist lokal durch die Jagd nach ihrem Fleisch bedroht, und ihre Schalen werden in der lokalen Handwerkskunst verwendet.
Haben Sie das gewusst?
Trotz des Risikos einer Ansteckung durch die Einnahme des Fleisches des Tieres oder dem bloßen Umgang mit ihm, und obwohl diese Gefahr offiziell anerkannt ist, gibt es keine Vorschriften, die den Verzehr von Gürteltieren in den Vereinigten Staaten verbietet, wo kürzlich Fälle von Lepra aufgetreten sind. Dabei handelt es sich um einen einheimischen Lepra Stamm, der von der durch die frühen europäischen Siedler eingeschleppten Lepra abstammt, und es ist nicht bekannt, wie sich Gürteltiere damit anstecken. Die Ergebnisse der Forschung wurden im April 2011 im New England Journal veröffentlicht.
Quellen:
- https://www.abenteuer-regenwald.de/wissen/tiere/guerteltiere
- https://www.tierchenwelt.de/nebengelenktiere/131-guerteltier.html

Marlene ist seit 25 Jahren Fotografin und Künstlerin. Ihre Leidenschaft für Sprachen und interkulturelle Kommunikation entwickelte sie durch internationale fotojournalistische Arbeiten. Heute nutzt sie ihre weitreichende Erfahrung auch als Korrekturleserin und übersetzt journalistische Artikel vom Französischen ins Deutsche. Marlene stellt sicher, dass jeder Text seine Authentizität bewahrt und an die sprachlichen sowie kulturellen Besonderheiten des deutschsprachigen Publikums angepasst wird.

