
Das Faultier – Verbreitung, Arten und Lebensweise
- Übergeordnet: Xenarthra
- Bestellung: Pilosa
Es gibt zwei Gattungen, die noch leben:
- die Bradypodidae, zu denen die Gattung Bradypus gehört. Seine verschiedenen Arten, die gemeinhin Aïs genannt werden, haben Hände mit drei Krallen und neun Halswirbel;
- die Megalonychidae, zu denen die Gattung Choloepus gehört. Ihre Mitglieder, die gewöhnlich Unaus genannt werden, haben nur zwei Krallen an jeder Hand und sechs Halswirbel.
Beschreibung des Faultiers
Die Gattung Bradypus umfasst die folgenden Arten:
- Braunes Kehlfaultier (Bradypus variegatus);
- Dreizehenfaultier (Bradypus tridactylus);
- Mähnenfaultier (Bradypus torquatus);
- Zwergfaultier (Bradypus pygmaeus).
Die Gattung Choloepus umfasst die folgenden Arten:
- Hoffmanns Faulpelz (Choloepus hoffmanni);
- Zweizehenfaultier (Choloepus didactylus).
Lebensraum des Faultiers
Das Faultier ist in verschiedenen Umgebungen zu finden, aufgrund seiner Fortbewegungsart jedoch hauptsächlich in bewaldeten Gebieten. Es bewohnt das Kronendach tropischer und subtropischer Wälder, sogar überschwemmter Ebenen, sowie das von trockenen oder feuchten Bergwäldern, je nach Art bis zu 2.400 m über dem Meeresspiegel. Das Faultier kommt nur in Süd- und Mittelamerika vor.
Faultiere im Amazonas
Von den 4 Arten der Dreifingerfaultiere leben 2 im Amazonas Regenwald: das Braune Kehlfaultier (Bradypus variegatus) und das Kragenfaultier (Bradypus torquatus). Das Braune Kehlfaultier ist das am weitesten verbreitete Faultier überhaupt.
Das Kragenfaultier gilt hingegen als bedroht. Laut dem “Brazilian Journal of Medical and Biological Research” gehört es zu den am stärksten vom Aussterben bedrohten Säugetieren Südamerikas.
Während der Amazonas Regenwald mit 5,36 Millionen km² etwa 15 Mal so groß ist wie Deutschland (60 Prozent davon befinden sich in Brasilien), lebt das Kragenfaultier nur noch auf kleinem Raum. Laut Greenpeace ist ihr Lebensraum nur etwas größer als Berlin. Durch Rodungen wird der Lebensbereich immer weiter zersplittert.
Kragenfaultiere lassen sich nicht in Zoos halten
Während Zweifingerfaultiere auch Obst und Gemüse essen (und sogar gekochte Eier), ernähren sich Dreifingerfaultiere wie das Kragefaultier fast ausschließlich von Blättern. Und zwar nur von denen des südamerikanischen Regenwalds! Aus diesem Grund sind in deutschen Zoos ausschließlich Zweifingerfaultiere zu finden.
Es ist allerdings schon gelungen, einige Individuen innerhalb von Brasilien in Schutzgebiete umzusiedeln. So sind Kragenfaultiere heute in der Nähe von Rio de Janeiro im Nationalpark “Poco das Antas” und im Bundesstaat Espirito Santo im Nationalpark “Augusto Ruschi” zu finden.
Schwer zu züchten
Zoo-Faultiere haben an der Paarung kein besonderes Interesse. Die typischen Einzelgänger bereiten Züchtern echtes Kopfzerbrechen. Das verrät das europäische Zuchtbuch der Faultiere. Es könne ganze 10 Jahre dauern bis Nachwuchs kommt – oder auch gar nicht klappen. In der freien Natur können sich Faultiere immerhin alle 2 Jahre paaren.
Der Lebensraum der Faultiere ist bedroht
Da die Faultiere im Amazonas sehr an diese Region gebunden sind, ist der Schutz des Regenwalds der beste Schutz für das Faultier. Als 2019 riesige Waldflächen des Amazonas brannten, rückte die Bedeutung des Regenwalds in die Weltöffentlichkeit. Doch der Brand war nicht der einzige Grund. Zwischen August 2019 und Juli 2020 wurden über 11.000 km² des Amazonas durch verschiedene Ursachen zerstört.
Laut dem Berliner Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung gab es ursprünglich über 100 Faultierarten. Die meisten verschwanden bereits vor über 10.000 Jahren zum Ende der letzten Eiszeit.
Im Amazonas lebten damals auch die bereits erwähnten Riesenfaultiere. Um dieses ranken sich bis heute Geschichten. Am bekanntesten hierzu ist der Jugend-Roman “Stadt der Götter” von Isabel Allende.
Verhalten des Faultiers
Er ist sowohl am Tag als auch in der Nacht unterwegs und verbringt zwischen 14 und 16 Stunden am Tag im Ruhezustand. Um seinen Nahrungsbedarf zu sichern, muss sein Territorium mindestens zwei Hektar groß sein. Soziale Interaktionen zwischen Faultieren sind relativ selten, abgesehen von den Brutzeiten, die durch charakteristische Schreie unterbrochen werden, die dem „ay“-Laut ähneln, von dem das Faultier seinen Namen hat. Das Tier ist daher in der Regel Einzelgänger. Obwohl es nur selten auf den Boden geht, wo es ein schlechter Läufer ist (seine übermäßigen Krallen sind hinderlich), ist es ein ausgezeichneter Schwimmer, obwohl es nur selten ins Wasser geht.
Der Magen des Faultiers ist unterteilt, um Zellulose besser zu assimilieren. Seine Verdauung ist daher sehr langsam. Diese Besonderheit bedeutet, dass das Tier nur alle drei bis acht Tage an Land geht, um zu urinieren und zu defäkieren. Durch die Ausscheidung seiner Exkremente verliert er ein Drittel seines ursprünglichen Gewichts. Allerdings ist seine Position in dieser Zeit unangenehm, denn das Tier ist jedem vorbeiziehenden Raubtier ausgeliefert. An Land sind diese Raubtiere hauptsächlich Raubkatzen wie der Jaguar, Ozelot oder Puma und im Laub der Baumwipfel der Harpyienadler. Dieser Raubvogel ist die größte Bedrohung für das Faultier.
Das Faultier lebt in einer Art Symbiose mit einer Vielzahl von Algen, die sich in seinem Vlies ansiedeln und ihm ein grünliches Aussehen verleihen. Dieses Aussehen soll bei der Tarnung helfen, aber es scheint, dass die Algen auch Spurenelemente und Nährstoffe liefern, die das Tier nicht in seiner Nahrung findet. Diese Algen sind hauptsächlich Chlorophyten, Cyanophyceen und Rhodophyten.
Fortpflanzung des Faultiers
Faultier-Ernährung
Das Faultier ernährt sich hauptsächlich von zähen Blättern, deren Zellulose es nur sehr langsam verdaut, aber es frisst auch Früchte und Blüten. Es stillt seinen Durst nicht auf herkömmliche Weise, sondern findet das nötige Wasser in den Pflanzen, die es zu sich nimmt.
Bedrohungen für das Faultier
Abgesehen von der Subsistenzjagd, die immer noch von einigen Gruppen von Indianern praktiziert wird, ist die Hauptbedrohung für das Faultier die Abholzung der Wälder und die Fragmentierung des Lebensraums. Da sich das Tier hauptsächlich innerhalb des Kronendachs bewegt, würde das Verschwinden seiner Umgebung zum Verlust seines Lebensraums führen. Die Entwicklung der Bergbau- und Ölindustrie sowie der Bau von Straßen und riesigen Staudämmen gehören zu den Hauptursachen für diese Gefährdung. Die meisten Arten sind aufgrund ihrer weiten geographischen Verbreitung derzeit nicht sehr stark betroffen, aber einige andere, deren Lebensräume eher lokal begrenzt sind, sind stärker gefährdet.
Haben Sie das gewusst?
Pathologen interessieren sich sehr für das Faultier, da es auch als Reservoir für einige tropenspezifische Viren dienen kann, die für die menschliche Bevölkerung gesundheitliche Probleme verursachen können. Das Tier ist ein gesunder Träger von Viren bestimmter Formen von Enzephalitis oder hämorrhagischen Fiebern. Durch die Untersuchung der Fähigkeit des Faultiers, diese Viren ohne Schaden zu tolerieren, hoffen die Wissenschaftler, die Methoden zur Vorbeugung, Erkennung und Behandlung dieser Krankheiten zu verbessern.
Quellen:
- https://www.abenteuer-regenwald.de/wissen/tiere/faultiere
- https://www.swr.de/wissen/artikel-faultiere-100.html

Marlene ist seit 25 Jahren Fotografin und Künstlerin. Ihre Leidenschaft für Sprachen und interkulturelle Kommunikation entwickelte sie durch internationale fotojournalistische Arbeiten. Heute nutzt sie ihre weitreichende Erfahrung auch als Korrekturleserin und übersetzt journalistische Artikel vom Französischen ins Deutsche. Marlene stellt sicher, dass jeder Text seine Authentizität bewahrt und an die sprachlichen sowie kulturellen Besonderheiten des deutschsprachigen Publikums angepasst wird.

