Wikinger nahmen ihre Lieblingstiere mit auf ihre Eroberungszüge
Eine Studie legt nahe, dass die Wikinger, die Ende des 9. Jahrhunderts an der britischen Küste landeten, nicht allein gekommen wären. Sie hätten nämlich einige ihrer Tiere, an die sie gebunden sein mussten, mit an Bord genommen, darunter Hunde und Pferde.
Waren die Wikingerkrieger so sehr mit ihren Tieren verbunden, dass sie sie überall hin mitgenommen hätten? Diese neue Studie, die in der Fachzeitschrift Plos One veröffentlicht wurde, legt genau das nahe.
Die Wikinger sind dafür bekannt, dass sie ein Volk von unverbesserlichen Eroberern waren. Spuren ihres Durchzugs finden sich tatsächlich überall in Europa, insbesondere in England. Die Angelsächsische Chronik, die die Geschichte des angelsächsischen Volkes ab dem 9. Jahrhundert detailliert beschreibt, berichtet von der Landung der Großen Wikingerarmee an der britischen Küste im Jahr 865. Die Wikingerkrieger, die zunächst auf der Suche nach Reichtümern waren, ließen sich schließlich dauerhaft nieder und besetzten das Land, das sie in den Schlachten mit den verschiedenen Königreichen gewonnen hatten.
Es gibt einen besonderen Ort, der die Anwesenheit dieser skandinavischen Krieger belegt. Es handelt sich um Heath Wood in Derbyshire. Hier entdeckten Archäologen die Überreste eines Wikingerfriedhofs, auf dem die Einäscherung (ein typischer Brauch dieses Volkes) praktiziert wurde. Unter mehreren Grabhügeln vergraben, wurden zahlreiche Knochen gefunden. Darunter befanden sich nicht nur menschliche, sondern auch tierische Überreste.
Geografische Spuren in Knochen und Zähnen
Laut der Angelsächsischen Chronik soll die Große Wikingerarmee im Jahr 873 in der Region angekommen sein und dort überwintert haben. Dieses Datum wurde durch eine Radiokohlenstoffdatierung, die an der Fundstelle durchgeführt wurde, bestätigt. Forscher wollten jedoch wissen, woher genau die Männer kamen, deren Überreste in Heath Wood beigesetzt wurden.
Dazu verwendeten sie eine Untersuchungsmethode, die auf den Isotopen von Strontium (Sr) basiert. Dieses chemische Element kommt in Pflanzen und Wasser in einem Isotopenverhältnis vor, das für jede Region der Welt spezifisch ist. Nach dem Verzehr von Nahrungsmitteln durch Tiere und Menschen geht es in die Zusammensetzung von Knochen und Zähnen ein. Durch den Vergleich des Isotopenverhältnisses von Sr in den Knochen eines Individuums mit dem von Pflanzen in einer bestimmten Region kann man also feststellen, wo das Individuum aufgewachsen ist.
Ein Mann, sein Hund und sein Pferd, die alle aus Skandinavien stammen.
Als die Wissenschaftler diese Methode auf die verkohlten Überreste anwendeten, die sie auf dem Friedhof von Heath Wood gefunden hatten, erlebten sie eine große Überraschung. Die Ergebnisse zeigten zwar, dass der getestete erwachsene Mensch aus Skandinavien (Norwegen oder Schweden, Region des skandinavischen Schildes) stammte und kurz nach seiner Ankunft gestorben war, aber die Daten zeigten auch, dass die Überreste der Tiere neben ihm aus demselben Ort stammten.
Dies wäre somit der erste Beweis dafür, dass die Wikingerkrieger die Nordsee mit ihren eigenen Tieren überquert haben. In diesem Fall handelt es sich um einen Hund und ein Pferd, die wahrscheinlich zum Zeitpunkt des Todes ihres Besitzers, der eine wichtige Persönlichkeit gewesen sein muss, geopfert wurden. Das Privileg, seine Tiere mit dem Schiff zu transportieren, dürfte in der Tat nicht jedem zugestanden haben.
Während die angelsächsische Chronik die Wikinger als Pferdediebe beschreibt, zeigt dieser Fund, dass sie ihre Tiere auch direkt aus Skandinavien importierten. Sie wirft auch die Frage auf, wie wichtig bestimmte Tiere für die Wikinger gewesen sein könnten und welche Bindung zwischen ihnen bestanden haben könnte.
Redaktion: Futura, verfasst von Morgane Gillard
Titelbild: © Óscar CR, Pixabay – Bei ihrer Eroberung Englands sollen die Wikinger ihre eigenen Tiere aus Skandinavien mitgenommen haben
2.Abbildung:© Nejron, Fotolia
3.Abbildung:© Löffelmann et al., 2023, Plos One, CC by-sa 4.0
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