Mediterran einrichten: 5 Tipps

Der gesamte Mittelmeerraum ist nicht nur eine bedeutende Wiege der Zivilisation, sondern schon seit sehr langer Zeit ein Sehnsuchtsort für sehr viele Mitteleuropäer und somit auch uns Deutsche. Doch selbst wenn bei uns weder das einzigartige Klima dieser Region herrscht noch die wenigsten hiesigen Menschen eine so entspannte Haltung dem Leben insgesamt gegenüber haben wie die Bewohner des Mittelmeerraumes, so gibt es dennoch viele, die das Mittelmeerleben nicht nur im Urlaub genießen möchten.

Sein Lebensumfeld mediterran einzurichten, ist diesbezüglich eine der naheliegendsten, umfassendsten und den Alltag am besten zum Positiven verändernden Möglichkeiten. Allerdings gibt es für eine echte mediterrane Einrichtung viel zu beachten.

Einen guten Mittelweg finden

Im Mittelmeer und um es herum liegen nicht weniger als 23 Nationen zwischen Algerien und Zypern. Jede davon hat im Laufe der Geschichte ihre ganz eigenen (innen-) architektonischen Details entwickelt – die sich teils beträchtlich voneinander unterscheiden.

Wer dementsprechend nicht vorhat, sich klar auf den Einrichtungsstil einer konkreten Nation zu fokussieren, der sollte sich besser den verbindenden Details widmen. Sie sind es, die einen neuzeitlichen Mittelmeerstil prägen. Der angenehme Nebeneffekt: Viele solcher allgemeingültigen Details sind viel einfacher auf dem Weg herkömmlicher Einrichtungshäuser und ähnlicher Händler zu finden. Dadurch ist der Stilwandel in den eigenen Wänden schneller zu vollziehen.

Mit der Küche beginnen

Es mag zwar für viele nicht allzu offensichtlich sein, tatsächlich ist die Küche jedoch der wichtigste Raum für eine mediterrane Gestaltung und damit derjenige mit dem unbedingt begonnen werden sollte – falls die Einrichtung nicht sowieso im Rahmen einer Komplettrenovierung auf das gesamte Haus beziehungsweise Wohnung ausgedehnt werden soll.

Doch was macht die Küche so besonders? Ganz einfach: Hier fließen besonders viele mediterrane Eigenheiten zusammen. Es gibt kein „mediterranes Schlafen“, auch kein solches „Entspannen vor dem Fernseher“. Wohl aber gibt es eine mediterrane Küche und eine so umfassende Esskultur, dass diese von der UNESCO zum immateriellen Weltkulturerbe erklärt wurde.

Neben den weiteren Details dieses Artikels sind hier vor allem die folgenden Einrichtungspunkte von Bedeutung:

• Wenn es überhaupt einen Ort für Terracotta-Fliesen gibt, dann hier. Im Zweifelsfall in Form optisch passender Vinyl-Bodenbeläge, besser jedoch als (handgefertigtes) Original. Alternativ ist Naturstein immer eine sehr gute Wahl – wie in der gesamten Fußbodenthematik.
• Es ist unbedingt mediterranes Geschirr aus Keramik notwendig und zwar möglichst vollständig für alle Einsatzzwecke. Eintönig weißes oder ähnliches modernes Geschirr wäre ein glatter Stilbruch.
• Was das Kochgeschirr anbelangt, sollten traditionelle Materialien zwischen Gusseisen, Kupfer und Emaille-Waren dominieren.
• Keine moderne Einbauküche, sondern besser ein stilistisch passendes System aus Unterschränken, die mit einer Stein- oder Holzarbeitsplatte bedeckt und darüber von offenen Regalbrettern ergänzt werden.
• Die Spüle sollte dringend in Form eines Spülsteines ebenfalls aus Steinzeug realisiert werden. Dieses Becken ragt an der Vorderseite aus dem Waschtisch-artigen Unterschrank heraus oder schließt bündig, aber sichtbar mit diesem ab. Eingelassene Edelstahlbecken, wie sie bei uns dominieren, passen stilistisch gar nicht.

Zudem kann in einer mediterranen Küche der Tisch nicht groß genug sein. Er ist einerseits ein wichtiger Arbeitsort für die Zubereitung der Speisen, andererseits ein bedeutender Aufenthaltsort für die ganze Familie – hier bitte bedenken, über welche Zeiträume sich mediterrane Speisen ausdehnen können. Dementsprechend kann es sogar besser sein, statt auf einzelne Stühle lieber auf Holzbänke zu setzen – so ist immer noch etwas Platz für einen weiteren Gast.

Übrigens darf die Küche sehr gerne mit entsprechenden Kräutertöpfen versehen sein. Sie bringen nicht nur den mediterranen Gedanken in den Kochtopf, sondern reichern die Raumluft mit passenden Gerüchen an.

Keinesfalls vor Rustikalität zurückschrecken

Mediterranes Wohnen bedeutet, sich von schnelllebigem Denken und völlig übertriebenen Details zu verabschieden. Ein wirklich mit Fingerspitzengefühl eingerichtetes Wohnumfeld zeugt deshalb von einer entspannten Laissez-faire-Haltung:

• Je naturbelassener, desto besser. Also lieber ein Tisch aus glattgehobelten, nur mit Öl behandelten Bohlen als ein mattlackiertes Zierstück.
• Keine neuzeitlichen Materialien. Pressspan, gebürsteter Stahl und Ähnliches haben in einem mediterranen Heim nichts zu suchen.
• Bitte kein mitteleuropäisches Perfektionsstreben. Ein mediterraner Wandputz beispielsweise darf gerne etwas wellig sein und somit von seinem handgemachten Charme zeugen.
• Neu ist nicht immer optimal. Ein wirklich mediterranes Ambiente darf deshalb gerne mit altertümlichen Details versehen sein. Das gilt sowohl für wirklich alte Stücke als auch neuere, die jedoch althergebrachte Sprachen sprechen – beispielsweise Mosaike.

Die Kunst einer solchen Einrichtung ist es, sich vom Grundgedanken einer rustikalen, entspannten Gemütlichkeit leiten zu lassen. Das große Ganze macht den unvergleichlichen Charme dieses Stils aus, nicht bis in den letzten Millimeter perfektionistische Details.

Übrigens sollte man deshalb auch nicht davor zurückschrecken, immer wieder echte mediterrane Mitbringsel zu inkludieren. Selbst das entspricht hundertprozentig dem Stil, sind doch viele Heime am Mittelmeer tatsächlich das lebende Zeugnis mehrerer Generationen und ihrer etwaigen Reisen.

Das richtige Holz wählen

Generell setzt der Stil des Mittelmeers zu einem großen Teil auf natürliche Materialien. Holz spielt in diesem Denken eine äußerst wichtige Rolle für die Möblierung. Doch ist die Auswahl für die Einrichtung begrenzt. Der Grund dafür liegt sowohl in den klimatischen Eigenheiten des Mittelmeerraumes als auch der besonderen Bewirtschaftung aus land- und forstwirtschaftlicher Sicht.

Wenn Hölzer, dann sollten es unbedingt

• Eiche,
• Loorber
• Olive,
• Pinie oder
• Walnuss

sein. Idealerweise natürlich das Original, nötigenfalls aber wenigstens durch entsprechende Beizen auf diesen Look getrimmt. Ergänzend machen sich zudem Rattan- beziehungsweise Korb-Flechtwerke grundsätzlich sehr gut. An der Decke dürfen zudem, wenn es passt, (Fake-) Deckenbalken aus Holz gezogen werden.

Durch die Bank weg sollte das Holz jedoch eine naturbelassene Optik ohne Farbanstriche behalten. Mitunter sogar gerne etwas in die Jahre gekommen.

Die richtigen Farben und Techniken wählen

Es ist ein mitteleuropäischer Irrglaube, der sich jedoch hartnäckig hält: Mediterraner Stil wäre ausschließlich von verschiedenen Weißtönen bestimmt. Das mag zwar in Einzelfällen tatsächlich gelten, im Großen und Ganzen ist der Mittelmeerstil jedoch in Wirklichkeit äußerst farbenfroh.

Die einzige echte Limitierung, die es hier gibt, ist das Spektrum möglicher Farben. Der Mediterrane Stil setzt durch die Bank weg auf warme, erdige Töne. Weiß (-töne) spielt hierin insofern eine Rolle, als dass es als Basis genutzt werden kann. Allerdings a) immer in einem vom Reinweiß abweichenden Ton (Creme, sehr helles Beige, Altweiß etc.) und b) nach Möglichkeit um angrenzende Farben ergänzt. Beispielsweise durch eine Bordüre o. Ä. in einem völlig anderen Erdton.

Diesbezüglich sind

• Braun,
• Gelb,
• Ockergelb,
• Olivgrün,
• Orange,
• Petrol- und Azurblau sowie
• Terracotta

immer eine gute Wahl. Gerne dürfen diese Farben in pastelligen Tönen genutzt werden, um etwas verwitterten Charme anzudeuten.

Was die Techniken anbelangt, so ist die moderne, herkömmliche Farbrolle die schlechteste Wahl. Denn diese sorgt erneut für eine zu perfektionistische Oberfläche. Viel besser sind Struktur-Farbrollen sowie große Pinsel oder Quaste. Und wer es auf einen deutlich verwitterten Look abgesehen hat, der kann mit Wisch-, Wickel- und Rolltechniken, die auf Lappen basieren, äußerst gute Ergebnisse erzielen.

Dazu noch Möbel mit hellen Leinenstoffen, vielleicht eine Korb-Deckenlampe und viele Kerzen und das Leben kann sich selbst im nördlichsten Deutschland anfühlen wie irgendwo an den niemals kalten Gestaden des Mare Mediterraneum.

Urhebender Autor: Redaktion Futura