Haushalt

Aufbewahren oder wegwerfen: Wie gelingt endlich das Aussortieren?

Die Deutschen lieben es auszumisten und daher entledigt sich rund 21 % der Bevölkerung mindestens einmal pro Jahr nicht mehr gebrauchter Gegenstände. Was in der Theorie einfach klingt, erweist sich in der Praxis aber schnell als Herausforderung. Denn die alles entscheidende Frage ist: Wann ist ein Gegenstand reif für die Tonne und wann darf er im Haushalt bleiben?

Eine pauschale Antwort gibt es nicht. Für Bekleidung gelten andere Regeln als für Technikartikel, ideelle Werte und Sammlerstücke. Der nachfolgende Überblick hilft Freunden des Ausmistens genauso wie Aufräum-Muffeln dabei, endlich Platz in den eigenen vier Wänden zu schaffen.

Kleidung unter der Lupe: Müll oder seltene Kostbarkeiten?

Den Kleiderschrank auszumisten ist nicht so einfach wie gedacht. Hier findet sich oft ein Sammelsurium aus mehreren Jahren, das mit vielen Erinnerungen verbunden ist. Das alte Abi T-Shirt, das Kleid von der Tauffeier des Neffen und die Jeans aus den 80ern sind Erinnerungsstücke, die nicht so einfach in der Tonne landen sollten.

Im Schrank nehmen sie aber Platz weg und das wird zum Problem. In speziellen Lagerräumen lässt sich Kleidung trocken und sicher lagern, ohne dass der Platz in den eigenen vier Wänden knapp wird.

Das lohnt sich vor allem für Kleidungsstücke, die den folgenden Kategorien zuzuordnen sind:

  • Nicht mehr tragbar, aber mit vielen Erinnerungen verbunden
  • Seltene Nutzung nur zu besonderen Anlässen
  • Saisonale Bekleidung (Skiausrüstung etc.) mit geringer Nutzung
  • Kinderkleidung, die für den nächsten Nachwuchs aufbewahrt wird

Nicht nur bei Bekleidung ist Outsourcing beim Ausmisten hilfreich. Es gibt einige Dinge, die niemals auf dem Müll landen sollen, aber trotzdem im Zuhause zu viel Platz wegnehmen. Die Tagebücher aus den Jugendzeiten, alte Fotoalben, die längst digitalisiert wurden oder auch die Lieblingsspielzeuge aus längst vergangenen Jahren gehören dazu. Um überhaupt ans Outsourcen zu denken, braucht es aber zunächst ein Inventar.

Inventarliste erstellen: Was sind Sammlerstücke und was braucht niemand mehr

Was besitze ich eigentlich alles? Diese Frage stellt sich so mancher beim Umzug in ein neues Zuhause. Plötzlich tauchen die unterschiedlichsten Dinge wieder auf, ganz besonders schlimm sieht es auf dem Dachboden und im Keller aus. In den meisten Fällen sind 30 % aller gesammelten Gegenstände längst nicht mehr in Benutzung. Grundsätzlich gilt die Faustregel:

Was ein Jahr nicht genutzt oder vermisst wurde, ist in 90 % der Fälle obsolet.

Um Ordnung in den Haushalt zu bekommen, braucht es zunächst eine Inventarliste. Die lässt sich erstellen, indem man alle Dinge an einem Ort sammelt und dann Stück für Stück sortiert. Um das Chaos übersichtlich zu halten, gilt es das Hab und Gut in Rubriken einzuteilen. Pro Kategorie braucht es etwa zwei bis vier Stunden Zeit, um Ordnung zu schaffen.

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Adobe Stock / Robert Kneschke / 373643005

Praktisch ist eine Aufteilung in folgende Rubriken:

  • Bekleidung und Textilien
  • Erinnerungsstücke mit ideellem Wert
  • Sammlerstücke
  • Technische Gegenstände
  • Möbel
  • Dekorationen

Tipp: Man sollte nicht alle Kategorien an einem Tag durcharbeiten, denn spätestens dann gibt es Stress. Besser ist es, Schritt für Schritt vorzugehen und so schon wieder Platz für Neues zu schaffen.

Der Unterschied zwischen Erinnerungen und Resten

Die Unterscheidung zwischen einer lieb gewonnenen Erinnerung und Müll fällt vielen Menschen beim Aussortieren schwer. Da sind die alten Briefe aus der Schulzeit und die defekte Armbanduhr des geliebten Großvaters. In der nächsten Schublade liegt noch der Schlüssel zur ersten eigenen Wohnung und die gemalten Kunstwerke der längst studierenden Kinder sind auch noch da. Würden Menschen all solche Erinnerungen aufheben, wäre der Bedarf an Wohnraum vermutlich nicht mehr zu decken.

Wer effektiv ausmisten möchte, muss sich klarmachen, dass Erinnerungen nicht in Form von defekten Gegenständen bestehen, sondern im Herzen. Die kaputte Uhr vom Opa darf also auf den Müll, ohne dass der Großvater an Bedeutung verliert. Auch die Gemälde der Kinder sind irgendwann reif für den Schredder, außer der Nachwuchs möchte die Studentenbude damit schmücken.

Menschen neigen dazu, eine emotionale Bindung zu Gegenständen aufzubauen. Selbst das hässlichste Geschenk bekommt eine besondere Bedeutung, wenn der Schenker eine wichtige Rolle spielt. Spätestens in solchen Situationen kommt das schlechte Gewissen ins Spiel. Die gute Nachricht ist, dass es keine Aufbewahrungspflicht für Geschenke gibt. Entstehen beim Ausmisten große Schwierigkeiten, hilft es manchmal, Freunde oder Familienmitglieder um Hilfe zu bitten. Sie haben einen objektiveren Eindruck und können eher sagen, wobei es sich um Abfall handelt.

Nachhaltig ausmisten und anderen eine Freude machen

Was man selbst nicht mehr braucht, steht bei jemand anderem vielleicht gerade auf der Wunschliste. Im Sinne der Nachhaltigkeit entwickelt sich beim Schenken ein neues Konzept. Anstatt zu shoppen und immer neue Gegenstände zu kaufen, wird gebraucht geschenkt. Der Empfänger freut sich über ein gut gepflegtes Buch aus dem eigenen Bücherregal sicher genauso wie über einen Neukauf aus dem Buchhandel.

Wenn nicht genug Empfänger im Freundeskreis vorhanden sind, hat sich die „Verschenken-Box“ auf der Straße bewährt. Hier ist wichtig zu beachten, dass sie nicht als bequeme Form der Müllentsorgung dient. Illegales Müllablagern ist in Deutschland verboten und wird bestraft.

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Adobe Stock / Fiedels / 195606269

Um eine Verschenken-Kiste auf die Straße zu stellen, sind folgende Regeln zu beachten:

  • Was nicht mitgenommen wird, kommt nach 24 Stunden wieder rein
  • Kiste nur bei gutem Wetter und nicht bei Regen herausstellen
  • Gut sichtbares „zu verschenken“ Schild anbringen
  • Nur Dinge in die Kiste packen, die für andere noch einen Mehrwert haben
  • Keine FSK-18 Dinge verschenken (Rauchzubehör, Erotik, Schriften etc.)

Free your Stuff als Konzept für die Entsorgung

Ein sehr beliebtes Konzept beim Entrümpeln ist „Free your Stuff“. Das lohnt sich vor allem, wenn große und noch brauchbare Gegenstände ausziehen müssen. Ob gut erhaltene Möbel, ältere Technikgeräte oder Dekorationsartikel – bei irgendwem fehlt genau das, was man selbst gerade wegwerfen möchte.

Egal, ob Portale wie Kleinanzeigen oder Facebook als Social-Media-Plattform – das Angebot von Waren zum Verschenken ist kostenlos und bringt für beide Seiten Vorteile. Einerseits spart man sich den Weg zur Deponie und muss auch nicht die Müllabfuhr rufen, andererseits wird im Sinne der Nachhaltigkeit gehandelt. Das macht es für so manchen Menschen leichter, lieb gewonnene Dinge abzugeben und auszumisten.

Typische Ausreden beim Ausmisten und warum sie nicht zählen

Es gibt ein paar klassische Ausreden beim Ausmisten, denen Menschen immer wieder zum Opfer fallen. Ein typisches Beispiel ist: „Das werde ich irgendwann noch einmal brauchen“. Unter diese Rubrik fallen zahlreiche Dinge, von A wie Apfelausstecher bis Z wie Zündkerzen. Hinter der typischen Ausrede steckt oft die Angst davor, einen wichtigen Gegenstand zu entsorgen.

An dieser Stelle ist die Frage angebracht, wann der Gegenstand zum letzten Mal gebraucht wurde. Wie wahrscheinlich ist es, dass nach fünfjähriger Nichtnutzung plötzlich eine Bedeutung für das undefinierbare Kabel auftritt? Spätestens dann, wenn Gegenstände aus dieser Kategorie (kann man noch mal brauchen) zum zweiten Mal auf dem Ausmist-Stapel landen, gehören sie in den Müll.

Eine ebenso typische Ausrede ist: „Das war mal teuer.“ Beim Kauf waren viele Gegenstände teuer und umso schwerer fällt es, sie endgültig zu entsorgen. Hier schafft Verschenken Abhilfe, denn es entsteht das gute Gefühl, dass die nicht mehr benötigten Dinge weiterleben können.

Ein Verkauf lohnt sich übrigens in den meisten Fällen nicht, denn der Preisverfall bei gebrauchten Produkten ist hoch. Technik könnte über Refurbished-Händler noch den ein oder anderen Euro einbringen. Bei Möbeln, Dekorationen und Bekleidung macht es fast immer mehr Sinn, sie zu verschenken. Das geht schneller und ist mit deutlich weniger Stress verbunden.

Fazit: Ein klarer Plan hilft beim Ausmisten!

Wer in Kategorien denkt, mistet effektiver aus! Einer der größten Fehler beim Entrümpeln besteht darin, die Übersicht zu verlieren. Wenn es sich plötzlich anfühlt, als würden alle liebgewonnenen Dinge im Müll landen, macht sich Panik breit. Besser ist es, Stück für Stück zu arbeiten, denn so fällt die Trennung leichter. 

Beitrag verfasst von Cornelia Mohnen.

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