Ist die Wim-Hof-Methode wissenschaftlich?

Wim Hof ist ein Holländer, der für seine extreme Wellness-Methode weltberühmt ist. Er ist der Erfinder eines Ansatzes, der es erlaubt, mit Hilfe von Kälte, Atemübungen und Meditation Stress abzubauen und gesund zu bleiben. Doch gibt es wissenschaftliche Beweise für diese Vorteile?

Wim Hof ist ein 60-jähriger Holländer, der auch den Spitznamen Iceman trägt. Er ist berühmt für die nach ihm benannte, ziemlich extreme Wim-Hof-Methode. Nach dieser Methode sind Meditation, spezielle Atemübungen und lange, eiskalte Bäder die ideale Mischung, um Stress abzubauen und gesund zu bleiben. Wenn ein 60-Jähriger mehrere Stunden in mit Eiswürfeln gefüllten Badewannen verbringt oder in kurzen Hosen im Schnee meditiert, kann man sich zu Recht fragen, ob solche Praktiken nicht gesundheitsschädlich sind. Basieren die Vorteile der Wim-Hof-Methode auf wissenschaftlichen Erkenntnissen?

Die von Sportlern genutzte Kältetherapie

Kälte wird seit langem als therapeutische Behandlung eingesetzt, insbesondere im Profisport. Sportler führen Kältetherapien durch, um Ermüdungserscheinungen und Muskelschmerzen zu verringern. Dementsprechend beziehen sich die wissenschaftlichen Veröffentlichungen vor allem auf ganz bestimmte Personen: sportlich aktive Menschen.

9 unabhängige Studien, die zwischen 2005 und 2017 veröffentlicht wurden, wurden zu einer systematischen Analyse zusammengefasst. Diese deutet darauf hin, dass eine Kältetherapie im Anschluss an eine körperliche Anstrengung Muskelschmerzen wirksamer lindert als eine herkömmliche Ruhezeit. Demnach hat das Eintauchen in Wasser mit einer Temperatur zwischen 10 und 15 °C für etwa 10 Minuten eine sofortige und lang anhaltende positive Wirkung auf Muskelschmerzen.

Eine zweite Studie kommt zu demselben, ähnlichen Ergebnis. Diese Studie wurde 2015 in Plos One veröffentlicht und untersuchte die Auswirkungen von Kälte auf körperlich eher aktive Männer und Frauen. Ihren Ergebnissen zufolge hat Kälte bis zu zwei Tage nach der körperlichen Anstrengung eine positive Wirkung auf Muskelschmerzen. Über vier Tage nach der körperlichen Anstrengung hinaus gibt es keinen Unterschied zu einer einfachen Ruhezeit.

Eine potenziell gefährliche Atemtechnik

Der zweite Schwerpunkt der Methode von Wim Hof ist die Atmung. Der Niederländer stellt eine ganz bestimmte Technik vor, die darin besteht, in kurzer Zeit 30 bis 40 Atemzüge hintereinander zu machen und dann den Atem mit gefüllten und dann entleerten Lungen anzuhalten. Auf diese Weise zu atmen ist unnatürlich, es handelt sich um eine sogenannte Hyperventilation. Dadurch kann es theoretisch aber zum Hyperventilationssyndrom kommen. Dieses Syndrom ist nicht auf die leichte Schulter zu nehmen.

Bei der Hyperventilation sinkt der CO2-Partialdruck im Blut unter den Normalwert. Man spricht dann von einer Hypnokapnie (PaCO2). Dies kann zu Effekten wie Euphorie, aber auch Bewusstlosigkeit führen. Auf seiner Website warnt Wim Hof übrigens davor, dass seine Atemtechnik dazu führen kann, dass man die Kontrolle über Bewegungen oder das Bewusstsein verliert.

Der Iceman verspricht, dass diese Hyperventilationssitzungen unter anderem dazu beitragen, Stress abzubauen, besser zu schlafen oder den Geist zu beruhigen. Es gibt keine wissenschaftlichen Studien, die die positiven Auswirkungen der Hyperventilation auf gesunde Menschen beschreiben. Im Gegenteil, es handelt sich um eine chronische oder akute Krankheit, die 6-10 % der Bevölkerung betrifft.

Achtsamkeit und mentale Stärke

Meditation und Achtsamkeit sind schließlich die letzte Säule der Wim-Hof-Methode. Laut dem Niederländer ist es die Kontrolle über seinen Geist, die es ihm ermöglicht, manchmal über eine Stunde lang in einer mit Eiswürfeln gefüllten Badewanne zu bleiben. In einer 2017 erschienenen systematischen Studie stellte eine Gruppe von Forschern Studien zusammen, die den Zusammenhang zwischen Achtsamkeit und chronischen Schmerzen, depressiven Syndromen und der Lebensqualität untersuchten. Demnach verringert Achtsamkeitsmeditation chronische Schmerzen und depressive Verstimmungen. Allerdings sind diese Beweise nicht voll belastbar.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Wim-Hof-Methode eine radikale Methode ist, die nicht unerhebliche Gesundheitsrisiken bergen kann. Während die therapeutische Wirkung der Kälte auf die Muskeln erwiesen ist, gibt es für andere angebliche Vorzüge Wim-Hof-Ansatzes keine wissenschaftliche Grundlage. Wenn Sie diese Methode zur Schmerzlinderung ausprobieren möchten, sollten Sie vorher Ihren Arzt konsultieren.

Urhebender Autor: Redaktion Futura