Gendrift – Was ist das? Eine Definition
Als Gendrift bezeichnet man, dass sich die Häufigkeit bestimmter Allele im Genpool einer Population verändert. Allele sind dabei verschiedene Varianten eines Gens. Ein Beispiel für Allele ist die Farbe von Blüten: Während ein Allel die Blüten weiß sein lässt, sorgt ein anderes in derselben Pflanzenart für rote Blüten.
Genetische Drift ist einer der Mechanismen der Evolution, der zur Entstehung neuer Arten aus Populationen von Individuen führt. Dieser Mechanismus funktioniert über eine zufällige Variation der Allelfrequenzen innerhalb einer Population und im Laufe der Generationen. Jede isolierte Population ist nämlich durch ein spezifisches Genom gekennzeichnet, das sich von dem anderer Populationen der gleichen Art durch die Häufigkeit oder sogar die Existenz bestimmter Allele und Gene unterscheidet.
So unterscheidet sich beispielsweise das Genom zweier verschiedener Zebraherden, zwischen denen kein Kontakt besteht. Zwar handelt es sich in beiden Fällen um Zebras derselben Art, aber man kann an Genom der Tiere ablesen, zu welcher von beiden Herden sie gehören.
Ein solcher Unterschied kann beispielsweise entstehen, wenn eine neue Population aus wenigen Exemplaren einer Art entsteht. Wenn beispielsweise aus einer Zebraherde wenige Tiere in ein neues Reservat gebracht werden, wo sie zu den Stammeltern einer neuen Herde werden, ist die Chance groß, dass in ihrem Genpool bestimmte Genvarianten übermäßig repräsentiert sind. Im Laufe der Generationen entsteht so ein Genpool, in dem eben diese Allele sehr häufig vorkommen, während sie in der ursprünglichen Herde deutlich seltener sind.
Ist eine Population von anderen ihrer Art isoliert, führt dies zudem dazu, dass sich die Allelfrequenzen im Laufe der Zeit durch Mutationen und Umbau des Genoms sowie durch die zufällige Weitergabe der Allele und dieser Veränderungen verändern.
Der genetische Flaschenhals
Die Anhäufung von Genomveränderungen durch genetische Drift kann zur Verarmung der genetischen Vielfalt führen und das Aussterben einer Population oder sogar einer Art verursachen.
Man spricht vom “genetischen Flaschenhals”: Nur wenige Exemplare einer Art werden zu den Stammvätern der gesamten Art. Die genetische Vielfalt ist dadurch extrem eingeschränkt, weshalb die Organismen sich sehr ähnlich und kaum anpassungsfähig sind. Die Folgen ähneln im Extremfall sogar denen der Inzucht: Die Nachkommen sind krankheitsanfällig, weisen Deformationen auf und die Fruchtbarkeit sinkt drastisch.
Ein sehr gutes Beispiel sind Geparden. Zwar gibt es drei Populationen, die sich genetisch voneinander unterscheiden. Dennoch gehen Experten davon aus, dass Geparden seit zehntausenden Jahren von Inzucht betroffen sind, da ihr Genpool sehr klein ist.
Statt eine Art auf diese Weise zu gefährden, können die Veränderungen im Genpool aber auch eine neue Art hervorbringen.
Urhebender Autor: Redaktion Futura
Marlene ist seit 25 Jahren Fotografin und Künstlerin. Ihre Leidenschaft für Sprachen und interkulturelle Kommunikation entwickelte sie durch internationale fotojournalistische Arbeiten. Heute nutzt sie ihre weitreichende Erfahrung auch als Korrekturleserin und übersetzt journalistische Artikel vom Französischen ins Deutsche. Marlene stellt sicher, dass jeder Text seine Authentizität bewahrt und an die sprachlichen sowie kulturellen Besonderheiten des deutschsprachigen Publikums angepasst wird.