Wissenschaft

Entdeckung eines seit 8000 Jahren versunkenen Dorfes – das älteste Pfahlbaudorf Europas.

Im Westen Europas, in Albanien, haben Forscher in den Tiefen des riesigen Ohridsees ein versunkenes Dorf entdeckt. Die auf Stelzen errichteten Häuser, die vor 8000 Jahren gebaut wurden, beherbergten mehrere Jahrzehnte lang eine sesshafte Gemeinschaft und sind damit das älteste Pfahlbaudorf, das auf dem Kontinent entdeckt wurde. 

Die Archäologen brauchten vier Jahre, um die Überreste eines kleinen prähistorischen Dorfes am Ohridsee an der Grenze zwischen Albanien und Nordmazedonien auszugraben. Bei Ausgrabungen in den Gewässern des Sees sollen die Forscher Artefakte aus der Jungsteinzeit geborgen haben, die anschließend im Labor datiert wurden. Der Ohridsee, einer der ältesten Seen der Welt, der vor über einer Million Jahren entstand, soll eine sesshafte Gemeinschaft beherbergt haben. Neben Spuren von Pfahlbauten entdeckten Archäologen auch Verteidigungsstrukturen, mit denen die Siedlung verteidigt werden konnte.

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© Adnan Beci-Ein Taucher durchsucht den Grund des Ohridsees, um die Spuren eines vor 8000 Jahren errichteten Pfahlbaudorfes auszugraben.

Die älteste Pfahlbaugemeinschaft

In den letzten Jahren wurden in Europa die Überreste mehrerer Dörfer entdeckt, die auf dem Wasser von Seen oder Sümpfen errichtet worden waren. Insbesondere im Jahr 2021 hatte eine Expedition die Existenz einer Pfahlbausiedlung an den Ufern des Vierwaldstättersees in der Nähe der Stadt Luzern in der Schweiz aufgedeckt. Eine relativ große Konzentration dieser prähistorischen Gemeinschaften hat sich um die Seen in den Alpen und in Mitteleuropa angesiedelt.

Dennoch entpuppen sich die in den Tiefen des Ohridsees gefundenen Strukturen als die ältesten bislang auf dem Kontinent gefundenen Pfahlbausiedlungen. Anhand von Kohlenstoff-14-Analysen des versteinerten Holzes, das bei den Ausgrabungen gefunden wurde, schätzten die Wissenschaftler, dass das Dorf zwischen 6000 und 5800 v. Chr. bestanden haben könnte. Etwa 200 bis 500 Menschen könnten zusammen gelebt haben. Neben den wahrscheinlichen Wohnstätten fanden die Archäologen auch 100.000 Holzstücke, die als Spieße dienten und um das Dorf herum aufgestellt waren, und brachten sie wieder zum Vorschein. Dieser Wall aus Spießen diente somit der Verteidigung der Gemeinschaft. Interessanterweise bestand der Großteil der Holzstücke aus Eichenholz. Ein Glücksfall für Wissenschaftler, die das Lebensmuster rund um den See rekonstruieren wollen.

Das Leben im Neolithikum verstehen dank … Eichenholz

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© Wikimedia Commons- Die prähistorischen Siedlungen am Ohridsee hätten fast 500 Menschen beherbergt, so die Archäologen.

Die im See gefundenen Eichenholzfragmente werden also noch einen weiteren Nutzen für die Wissenschaftler haben. Durch die Datierung und detaillierte Untersuchung der Schichten der Artefakte hoffen sie, das Leben der Bewohner des Ohridsees zu verstehen. 

 Adrian Anastasi, ein Mitarbeiter der Ausgrabungsstätte, sagte gegenüber France 24, dass „der Bau des Dorfes auf Pfählen wahrscheinlich eine komplexe, sehr schwierige Aufgabe war und dass es für die Forscher wichtig ist, die Gründe für solche Entscheidungen zu verstehen“. Wie andere Pfahlbaugemeinschaften in Europa könnte auch das prähistorische Dorf am Ohridsee seinen Alltag auf Fischfang und Ackerbau an den Ufern des Gewässers aufgebaut haben. 

In Albanien gehen die Forschungen weiter, um die Tiefen des Sees auszugraben. Aufgrund seines Durchmessers werden die Archäologenteams noch viele Monate lang an der Arbeit sein. Letztendlich wollen die Historiker jedoch die Fragen rund um die Pfahlbausiedlungen und das Leben in der Jungsteinzeit klären, in der es noch keine Schrift gab.

 

 

 

 

Redaktion: Futura, verfasst von Dorian De Schaepmeester.

Titelbild: © Niederkasseler, Wikimedia Commons -Rekonstruktion einer neolithischen Pfahlbausiedlung in der Nähe der Stadt Ledro, Italien. 

2. Abbildung: © Adnan Beci

3. Abbildung:© Wikimedia Commons

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