Menschlicher Körper

Ist Masturbieren schädlich für die sexuelle Entwicklung?

Auch im Jahr 2019 gibt es noch immer viele Fragen rund um das Thema Masturbation. Grund dafür ist unter anderem ein Mangel an Sexualaufklärung. Dabei ist die Selbstbefriedigung ein inhärenter Bestandteil einer gesunden sexuellen Entwicklung und kann zur sexuellen Erfüllung beitragen. Bestimmte Grenzen sollten dabei nicht überschritten werden.

Masturbation oder Onanie ist eine Form der Solo-Sexualität. Sie kann jedoch auch in einer Partnerschaft ihren Platz finden, wenn der Wunsch danach besteht. Laut Larousse ist Masturbation „die manuelle Erregung der äußeren Genitalien mit dem Ziel, sexuelle Lust zu erzeugen“. Diese Definition ist seit dem Aufschwung der Sexspielzeuge etwas veraltet und berücksichtigt nicht die verschiedenen Möglichkeiten der Masturbation, die nicht unbedingt nur äußerlich sein muss. Aber das Ziel bleibt bei jeder Definition dasselbe: sexuelles Vergnügen.

Eine Ifop-Umfrage aus dem Jahr 2017 ergab, dass 95 % der Männer und 74 % der Frauen im Laufe ihres Lebens schon einmal masturbiert haben. 1970 waren diese Zahlen noch deutlich niedriger: In diesem Jahr gaben nur 19% der Frauen und zumindest 73% der Männer an, mastubiert zu haben.

Obwohl die Zahlen von Menschen steigen, die masturbieren, wird es oft missverstanden oder sogar tabuisiert. Trotz des Wandels der Sitten würden 45 % der Frauen ihrem Partner nie sagen, dass sie sich selbst streicheln. Daher bleiben viele Fragen offen, die oft auf einen Mangel an Aufklärung und Information zurückzuführen sind. Um diesen Mangel zu beheben, werfen wir einen Blick unter die Bettdecke der Masturbation.

Ist Masturbation ein Zeichen für sexuelle Unzufriedenheit?

definition von masturbieren 300x169 - Ist Masturbieren schädlich für die sexuelle Entwicklung?Nein. Ergebnisse einer Umfrage in Frankreich zeigen zwar, dass mehr Frauen, die bereits masturbiert haben, mit ihrem Sexualleben unzufrieden sind (89% nicht zufrieden und 64% sehr zufrieden). Doch der Vergleich mit anderen Ländern zeigt, dass diese Korrelation irreführend ist: In Frankreich haben sich drei Viertel der Frauen im Laufe ihres Lebens selbst berührt, während diese Zahl in den Niederlanden bei 91 % liegt. Niederländische Frauen sind im Bett zugleich aber erfüllter als Französinnen. Eine Ifop-Umfrage ergab, dass nur 24 % der Niederländerinnen mit ihrem Sexleben unzufrieden sind, während 31 % der Französinnen damit unzufrieden sind. Das zeigt: Unzufriedenheit mit dem eigenen Sexualleben bedeutet nicht, dass mehr masturbiert wird.

In der Ehe kann Masturbation eine Quelle der Angst oder sogar des Ekels sein. Der Partner, der bei der Selbstbefriedigung erwischt wird, kann sogar als Perverser angesehen werden. So sehen Sexualwissenschaftler in ihren Praxen immer wieder die Not von Menschen, deren Partner sich ohne sie befriedigen. Die Betroffenen glauben, die Wünsche ihres Partners nicht gut genug erfüllen zu können, oder fühlen sich durch die Masturbation des anderen betrogen.

Dabei ist dieser Akt völlig natürlich und gewöhnlich. Und vor allem nicht aussagekräftig für die sexuelle Erfüllung eines Paares. Wer Masturbation mag, wird sie auch weiterhin praktizieren, egal ob in einer Partnerschaft oder als Single. Menschen, die sie nicht mögen, wenn sie alleine sind, haben hingegen auch in einer Partnerschaft keine Freude daran. Eigentlich ganz einfach.

Ist Masturbation der Schlüssel zur sexuellen Erfüllung?

Einige Sexualwissenschaftler, darunter Philippe Arlin, gehen noch weiter. Wenn unsere Zuneigung zur Masturbation kulturell bedingt ist, wäre es ein Segen für die sexuelle Entfaltung, sich der Masturbation hinzugeben. Die Masturbation ermöglicht es, eine gesunde Beziehung zum eigenen Körper und den eigenen Bedürfnissen aufzubauen, weit entfernt von den Vorurteilen und Fantasien, die die pornografische Kultur vermittelt. Daher ist die Onanie eine große Chance für die Entwicklung einer gesunden Sexualität.

Einerseits drängt er dazu, den eigenen Körper zu entdecken. Das macht es einfacher, den Partner oder die Partnerin zu den eigenen bevorzugten erogenen Zonen zu führen und zu erklären, was einem selbst die größte Lust bereitet. Andererseits kann die Masturbation andere Bereiche der Sexualität kitzeln und wecken. Zum Beispiel bringt sie ungehemmt die Fantasien hervor, die am meisten erregen. Sind sie erst einmal aus ihrem Versteck hervorgeholt, warten sie nur darauf, erforscht zu werden. Außerdem hilft die Selbststimulation dabei, die Libido auch in schlechten Zeiten nicht erlöschen zu lassen.

Einige Punkte, auf die Sie achten sollten

In den meisten Fällen ist Masturbation eine gesunde Praxis. Es kann aber auch zu Problemen kommen, vor allem durch Pornografie. Übermäßiger Konsum von Pornofilmen kann die Grenze zwischen Realität und Fantasie verwischen und die Entwicklung der Sexualität stören. Sie können auch zu einer Sucht nach leichtem Vergnügen führen. Ein paar Klicks und der Orgasmus ist garantiert! Dies kann zusammen mit den von der Sexindustrie eingeimpften Leistungsängsten die Lust auf Sex mindern. In dieser Situation kann es sinnvoll sein, einen Spezialisten zu konsultieren.

Darüber hinaus kann Onanie in der Partnerschaft auch indirekt zu Schwierigkeiten führen. Wenn ein Mann beispielsweise entdeckt, dass seine Partnerin mit Sextoys masturbiert, kann er seine Fähigkeiten in Frage stellen. Schnell wächst die Befürchtung, dass er neben diesem unfehlbaren Objekt nicht gut genug ist. Frauen haben hingegen häufiger Angst, dass ihr masturbierender Partner Lust auf eine andere Person hat oder von der Häufigkeit ihres Geschlechtsverkehrs nicht befriedigt wird. Diese Bedenken sind auch bei gleichgeschlechtlichen Paaren zu beobachten, wenn auch in geringerem Maße.

Glücklicherweise sind diese Befürchtungen jedoch oft unbegründet. Sie beruhen auf einem Mangel an Informationen über die verschiedenen Bereiche der Sexualität. Und sie haben ihren Ursprung in einer kulturellen Scham gegenüber nicht-reproduktivem Vergnügen, die vor Jahrhunderten von der Kirche geprägt wurde.

Urhebender Autor: Éléonore Solé

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