Technik

Russlands Aufhebung des New-Start-Vertrags: Was sind die Folgen?

In einer Rede an die Nation kündigte Wladimir Putin an, dass Russland seine Teilnahme am New-Start-Vertrag aussetzt. Dieser sicherte die Kontrolle und Begrenzung von Atomwaffen. Handelt es sich hierbei erneut um eine drohende Eskalation in Richtung eines Atomkriegs?

In seiner Rede an die russische Nation am Dienstag, dem 21. Februar, in Moskau beschränkte sich Vladimir Putin im Wesentlichen auf seine übliche Erzählung, in der er die Invasion in der Ukraine und sein Misstrauen gegenüber dem Westen, den er für moralisch dekadent hält, rechtfertigte. Es gab nichts wirklich Neues, außer einer Nachricht, die Aufmerksamkeit erregte: die Aussetzung des New-Start-Vertrags über die Kontrolle strategischer Atomwaffen.

Eine Nachricht, die zweifellos darauf abzielte, erneut eine nukleare Bedrohung zu suggerieren, um den Eindruck einer Eskalation zu erwecken. Eine Rede, die von der internationalen Presse ausführlich wiedergegeben wird und dazu dient, die westliche Bevölkerung vor einem potenziellen Atomkrieg zu ängstigen. Dies ist eine der bewährten Methoden des Kreml, um die Unterstützung des Westens für die Ukraine abzuschwächen. Wenn darüber gesprochen wird und die Menschen Angst haben, funktioniert es!

Wozu dient New Start?

New Start ist ein Erbe des Kalten Krieges. Der Vertrag wurde 2010 unterzeichnet und trat 2011 in Kraft. Sein Ziel ist es, die Anzahl der eingesetzten Atomsprengköpfe auf 1.550 Stück auf beiden Seiten zu begrenzen. Eine weitaus geringere Menge als sein Vorgänger, Start-I, der eine Reduzierung der Bewaffnung auf 6.000 Sprengköpfe zum Ziel hatte. Die Unterzeichner verpflichten sich außerdem, Benachrichtigungen über Testabschüsse im Vorfeld zu versenden. Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass russische und US-amerikanische Teams in die beiden Unterzeichnerstaaten reisen, um die Standorte zu inspizieren.

Das Abkommen hatte eine Laufzeit von zehn Jahren und lief 2021 aus. In einem bereits angespannten Umfeld konnten Joe Biden und Vladimir Putin den Vertrag um weitere fünf Jahre verlängern. Eine Absicht, die damals auf eine Verbesserung der Beziehungen schließen ließ. Letztendlich sollte der Vertrag 2026 auslaufen.

Eine allmähliche Verschlechterung der Beziehungen 

Doch unabhängig davon, ob Wladimir Putin beschließt, die Teilnahme Russlands an diesem Vertrag auszusetzen, werden die Dämme der Atomwaffenkontrolle seit Jahren allmählich schwächer. Bereits Anfang August 2019 waren die USA unter Donald Trump aus einem anderen Vertrag ausgestiegen: dem INF-Vertrag. Dieser war auf nukleare Mittelstreckenwaffen ausgerichtet. Dabei handelt es sich um Sprengköpfe mit einer Reichweite von 500 bis 5.500 km. Der Vertrag hatte Europa von den amerikanischen Pershing-Raketen und der Bedrohung durch russische SS20-Raketen befreit.

Die USA entschieden sich 2019 für diesen Vertrag, weil sie der Ansicht waren, dass Russland nicht mitspielte, indem es Raketen bereithielt, die zwar unter den Vertrag fielen, für die sie aber Beweise dafür hatten, dass sie in Wirklichkeit eine viel größere Reichweite hatten. Im Zuge dieser Entscheidung setzte der Kreml auch seine Teilnahme am Vertrag aus, wodurch dieser de facto beendet wurde. Eine Entscheidung, die bereits ein neues Wettrüsten einleiten konnte, mit einem Akteur, der immer weniger in Vergessenheit gerät: China.

DER KREML DROHT REGELMÄSSIG MIT DER NUKLEAREN DROHUNG, INDEM ER SEINE TESTABSCHÜSSE VON ATOMAR BESTÜCKTEN RAKETEN, WIE DER BERÜCHTIGTEN SATAN 2, HERVORHEBT. DIESE STRATEGIE SOLL DER WESTLICHEN BEVÖLKERUNG ANGST MACHEN. ER KOMMUNIZIERT WENIGER ÜBER FEHLGESCHLAGENE VERSUCHE DIESER ART, WIE ES JETZT DER FALL WAR. ©MODRU

 

Im Fall von New Start gab es bereits starke Spannungen insbesondere hinsichtlich der Umsetzung der Inspektionen der Standorte. Im August 2022, d. h. als der Konflikt in der Ukraine bereits im sechsten Monat war, kündigte Russland an, dass die Amerikaner die Inspektionen russischer Standorte aussetzen würden. Das Land begründete den Stopp damit, dass die Reisebeschränkungen der Verbündeten der Ukraine die Arbeit der russischen Teams bei der Inspektion amerikanischer Standorte sehr erschwert hätten. Diese Information wurde von den USA dementiert. Um die Streitigkeiten beizulegen, sollten Ende November Gespräche stattfinden. 

Am Vortag hatte Russland angekündigt, dass es die Gespräche, die auch die Zukunft von New Start nach 2026 skizzieren sollten, verschieben wolle.

Eine politische Haltung des Kreml

Putins Ankündigung, die Gespräche auszusetzen, ist also nicht nur eine symbolische Erinnerung an die Botschaft über die nukleare Bedrohung, sondern auch eine Reaktion auf diese Abfolge von Beeinträchtigungen. Dies bedeutet jedoch nicht, dass es keinen Dialog mehr gibt.

Zu den Überbleibseln des Kalten Krieges gehören die Benachrichtigungen über Abschüsse, die mit New Start in Kraft waren. Auch das berühmte rote Telefon, das weder rot noch ein Telefon ist, bleibt aktiv. Diese Information wurde übrigens von Moskau bestätigt. Das Land erklärt auch, dass es nicht vorhabe, über 1 550 Atomsprengköpfe hinauszugehen, was ohnehin schon eine wahnwitzige Menge ist.

Daher ist diese Entscheidung letztlich wieder einmal eher eine politische Haltung des Misstrauens gegenüber den USA. Letztere werden von Wladimir Putin als Anführer eines dekadenten Westens betrachtet. Sie ermöglicht es ihm auch, mit dem Finger auf die Mitverantwortung der Amerikaner für das Ende der Atomwaffenkontrolle zu zeigen.

Bis 2026 und vielleicht bis zum Ende des Krieges in der Ukraine dürfte die Aussetzung des Vertrags in nächster Zeit keine großen Auswirkungen haben. Die Obergrenze dürfte unverändert bestehen bleiben, die Notifikationen werden beibehalten. Nur die Sorge um die Inspektionen wird ausgesetzt. Es bleibt abzuwarten, ob ein neuer Vertrag der gleichen Art, diesmal jedoch unter Einbeziehung der chinesischen Macht, nach 2026 in Betracht gezogen werden kann.

 

Redaktion: Futura, verfasst von Louis Neveu.

Titelbild:© arsenypopel, Adobe Stock-In seiner Rede an die Nation am 21. Februar wurde das Narrativ des Kreml über den Kampf gegen einen Westen mit dekadenten Werten fortgesetzt. Die wichtigste Ankündigung war die Aussetzung des New-Start-Vertrags 

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