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Traditionen und Bräuche: Warum sie heute wichtiger denn je sind

Traditionen und Bräuche gehören zur menschlichen Natur. Sie prägen das gesamte gesellschaftliche Leben und zeugen von Kultur sowie formellen Regeln. Gleichzeitig sind Traditionen und Bräuche aber auch wandelbar, da sie verschiedene Generationen miteinander vernetzen. Dieser Beitrag begibt sich auf “Spurensuche” und zeigt, warum Bräuche und Traditionen heute noch immer wichtig sind.

Warum sind Traditionen und Bräuche für die Gesellschaft so bedeutsam?

Bräuche gehören für die meisten Menschen zum Alltagsleben dazu. Sie spiegeln die gesellschaftlichen Wünsche und Probleme wider und knüpfen sich vielfach an bestimmte Orte oder Daten. Auch Traditionen geben Überzeugungen, Werte oder Handlungsmuster an andere Menschen weiter. Zudem haben Traditionen einen bestimmten (praktischen) Nutzen. Sie erleichtern Dinge, hinterfragen die Welt und leiten an, Neues zu lernen. Insgesamt sind sie aus vielen unterschiedlichen Gründen für den gesellschaftlichen Zusammenhalt wichtig:

 

  • Traditionen und Bräuche vermitteln den Menschen ein Gefühl von Stabilität und Sicherheit. Gleichzeitig sorgen traditionelle Rituale für Zusammenhalt innerhalb eines Kulturkreises. Als wichtiges “Fundament” erinnert uns eine Tradition an vergangene Zeiten. An Menschen, die früher gelebt und unsere Identitäten maßgeblich (mit)geprägt haben.
  • Bestimmte Rituale und Bräuche geben dem Alltag eine feste Struktur. Gemeinsame Mahlzeiten oder die “Gute-Nacht-Geschichte” vor dem Einschlafen sind wichtige Faktoren für das Familienleben.
  • Mit Ritualen wird eine Gemeinschaft hergestellt, in der das Individuum Teil eines größeren Ganzen ist. Solche gemeinschaftsstiftenden Bräuche sind keineswegs nur auf den engsten Kreis der Familie beschränkt. Vielmehr finden sie sich in nahezu allen Lebensbereichen wieder. Selbst in scheinbar dynamischen Bereichen, die zahlreichen Veränderungen unterliegen, gibt es über Jahrhunderte erhaltene Bräuche. Ein Beispiel dafür sind die Volkstrachten, die im erfindungsreichen 19. Jahrhundert in Ostbayern entstanden. Sie sind heute im gesamtdeutschen Raum verbreitet und werden zu besonderen Anlässen getragen. Dirndl, aber auch Trachtenmode für Damen symbolisieren Heimatgefühle und drücken Verbundenheit zu Volksfesten aus. Während die damaligen Trachten Aufschluss über die soziale Schicht gaben, sind die heutigen Festgewänder salonfähig “in Mode”. Allerdings gehören die Volkstrachten in Deutschland mittlerweile nur noch in Bayern zum Alltag. In allen anderen Bundesländern heben sich die Menschen diese Tradition für besondere Feierlichkeiten auf.
  • Traditionen und Bräuche etablieren eine Atmosphäre der Besonderheit. Sie sind außergewöhnlich und ermöglichen es den Menschen, zeitweise aus dem normalen Alltag auszusteigen. Ein gutes Beispiel dafür ist die Geburtstagsfeier mit Familie und Freuden, die nur einmal jährlich stattfindet. Oder auch der berühmte Sketch “Dinner for one”, der für die meisten Deutschen inzwischen zum Silvesterfest dazugehört. Der Kult-Sketch um die alte Dame Miss Sophie und ihren Butler James wurde vor 60 Jahren erstmals ausgestrahlt. Seit den 70 Jahren ist der Sketch in mehr als 20 Ländern zu sehen und überaus erfolgreich.
  • Traditionen waren und sind eng mit den verschiedenen Weltreligionen verknüpft. Ob Ostern, Ramadan oder Pessach: Jede Religion hat ihre eigenen Traditionen, die sich teilweise über Jahrtausende erhalten haben.
  • Traditionen, Bräuche und Rituale ermöglichen einen Perspektivwechsel. Teilweise tritt dieser bereits nach Jahren automatisch ein – etwa, wenn Großeltern, die einst Eltern waren, nicht mehr ihren Kindern, sondern den Enkeln vorlesen.
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pixabay.com © elenaolesik (CC0 Creative Commons) Traditionen sind ein wichtiger Beitrag in der Kindererziehung. Sie vermitteln Werte, welche die Persönlichkeit formen. Später entscheiden die Kinder selbst, welche Traditionen sie weiterführen möchten.

Traditionen und Bräuche werden unterschiedlich gelebt

Traditionen sind in bestimmten Fällen höchst persönlich, da sie auf verschiedene Weisen fortgeführt und gelebt werden. Wie einheitlich und doch individuell diese sein können, führt einem vor allem die Weihnachtszeit vor Augen. Viele weihnachtliche Traditionen werden von Familien unterschiedlich gehandhabt. Während die einen echte Tannenbäume aufstellen, geben sich andere mit künstlichen Bäumen zufrieden. Während auf manchen Tischen Kartoffelsalat mit Würstchen stehen, gibt es bei anderen die traditionelle Weihnachtsgans. Einige Familien beschenken sich jährlich am Heiligen Abend, während andere damit bis zum Morgen am ersten Weihnachtstag warten. Gemeinsam haben diese Bräuche aber zumindest einen gemeinsamen Nenner. Noch unterschiedlicher sind die wöchentlichen oder täglichen, kleinen Rituale, von denen “die Außenwelt” mitunter nichts mitbekommt. Was jedoch nicht heißt, dass sie weniger wichtig sind.

Warum es heute wichtig ist, Traditionen zu bewahren

Traditionen sind wandelbar und alles andere als in Stein gemeißelt. Sie ändern sich, genauso wie die Menschheit es tut. Auch hier lässt sich das Weihnachtsfest als Beispiel für den Wandel der Bräuche heranziehen: Während früher die meisten Familien in die Kirche gingen, gehört der Besuch des Gottesdienstes heute nicht zwingend zum Weihnachtsfest. „Früher war mehr Lametta“, stellt auch der Sketch von Loriot fest. Die traditionsreichen Glitzerstreifen am Weihnachtsbaum haben in vielen Haushalten ebenfalls ausgedient. Doch wann sollte man an Traditionen festhalten? Die Antwort ist erschreckend einfach: Dann, wenn sie Freude bereiten und dem Leben einen Sinn geben. Es ist im Übrigen auch niemals zu spät, neue Traditionen einzuführen. Ein gutes Beispiel sind die romantischen Liebesschlösser, die sich inzwischen als romantisches Liebesbekenntnis an so manchen Brücken finden. Was außerdem für den Erhalt der Traditionen spricht: Die damit verbundenen, schönen Momente voller Erinnerungen, die einen teilweise bis ins hohe Alter begleiten.

Warum es gut ist, Traditionen auch mal auf den Prüfstand zu stellen

Nicht jede Tradition funktioniert für alle Generationen. Deshalb ist es wichtig und richtig, Traditionen abzuschaffen, die nicht (mehr) funktionieren. Denn nicht jeder Brauch bringt automatisch nur positives mit sich. Man schaue sich zum Beispiel das alljährliche Silvesterfeuerwerk an. Seit vielen Jahrzehnten erfreuen sich die Deutschen an Feuerwerkskörpern zum Jahreswechsel. Längst haben Studien ergeben, dass diese Feuerwerkskörper nicht nur Wild- und Haustiere traumatisieren, sondern auch umweltschädlich sind. Auch angesichts des Klimawandels kann es in diesem Fall sinnvoll sein, den Erhalt dieser Tradition verantwortungsbewusst abzuwägen. Auch bei anderen Beispielen darf ein stupides “das machen die Menschen eben schon immer so” nicht unbegrenzt gelten. Nur wenn alte Gewohnheiten regelmäßig hinterfragt werden, kann man sie weiter voranbringen und anpassen. Traditionen können und müssen fortschrittlich sein und mit der Zeit gehen, damit sie für die Gesellschaft gewinnbringend sind – und bleiben.

 

Beitrag  verfasst von Sabine Kerscher.

Titelbild: pixabay.com © pexels (CC0 Creative Commons)-Einer der wichtigsten mexikanischen Feiertage ist der „Día de los Muertos“. Hier kommen die Familien traditionell bei einem bunten und schillernden Volksfest zur Ehrung der Verstorbenen zusammen.

2. Abbildung: pixabay.com © elenaolesik (CC0 Creative Commons)-Traditionen sind ein wichtiger Beitrag in der Kindererziehung. Sie vermitteln Werte, welche die Persönlichkeit formen. Später entscheiden die Kinder selbst, welche Traditionen sie weiterführen möchten.

 

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