Verhütung für den Mann: Eine wirksame Pille ohne Nebenwirkungen, die sich bei Mäusen bewährt hat

Heute liegt die mentale Belastung durch Verhütung in der Mehrheit der heterosexuellen Paare fast ausschließlich bei den Frauen. Morgen könnte sich das ändern! Die Pille für den Mann könnte nämlich schon in absehbarer Zeit auf den Markt kommen.

Die erste Antibabypille für Frauen wurde 1956 entwickelt. Es dauerte weitere vier Jahre, bis die Pille 1960 in Deutschland legal verschrieben werden konnte. Damals stellte die Pille einen Notfall dar, sowohl aus gesundheitlicher als auch aus gesellschaftlicher Sicht. Frauen litten unter den Folgen von Abtreibungen oder ungeplanten Geburten. Sie hatten den starken Wunsch, ihre Fruchtbarkeit zu kontrollieren. Da Männer de facto viel weniger in ungewollte Schwangerschaften involviert waren, ging die Forschung an der Pille für den Mann viel langsamer voran… Die Gesellschaft hat sich jedoch weiterentwickelt und die Männer sind nun bereit, ihren Teil zur Kontrolle der Fruchtbarkeit eines Paares beizutragen.

Warum gibt es immer noch keine Pille für den Mann?

Abgesehen von den Problemen der Akzeptanz der Behandlung durch die Männer hatte sich die Forschung zur Pille für den Mann bislang auf das Testosteron konzentriert. Wenn dieses Hormon in großen Mengen im Körper vorhanden ist, hemmt es nämlich die Produktion von Spermien. Es erzeugt aber auch zahlreiche Nebenwirkungen, wie Gewichtszunahme, psychische Störungen (Depressionen) und ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Obwohl einige argumentierten, dass diese Nebenwirkungen mit denen der Antibabypille für Frauen identisch seien, wurde die Entwicklung eines Verhütungsmittels auf Testosteronbasis nie erfolgreich abgeschlossen.

Eine Pille, die zu 99 % wirksam ist

Ein Forscherteam veröffentlichte am 23. März 2022 einige sehr interessante Ergebnisse, aus denen hervorgeht, dass sie eine neue Verhütungspille für Männer entwickelt haben (wollen). Das Konzept ist originell, da es nicht auf Hormonen beruht. Das Molekül zielt auf ein Protein, den RAR-alpha für Retinsäure-Alpha-Rezeptor. Dieser ist an der Bildung von Spermien beteiligt.

Experimente an Mäusen haben gezeigt, dass die Männchen unfruchtbar werden, wenn der Rezeptor gehemmt wird. Die Ergebnisse waren spektakulär. Bei Mäusen, die vier Wochen lang behandelt wurden, ging die Spermienproduktion drastisch zurück und 99 % der Schwangerschaften wurden im Vergleich zu einer Kontrollgruppe verhindert. Es wurden keine Nebenwirkungen beobachtet. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, dass die empfängnisverhütende Wirkung reversibel ist. Nach dem Absetzen der Behandlung waren die Mäuse wieder fruchtbar.

Bis zur Vermarktung dieser Pille für den Menschen ist es noch ein weiter Weg. Es müssen klinische Studien am Menschen durchgeführt werden, um die Sicherheit und anschließend die Wirksamkeit des Medikaments zu bewerten. Dennoch könnte es schnell gehen: Versuche am Menschen sind für Ende 2022 geplant.

Urhebender Autor: Stéphanie Le Guillou