Rechte Gehirnhälfte oder linke Gehirnhälfte: Was sind die Unterschiede?
Das Gehirn besteht aus zwei Hemisphären, der rechten und der linken. Gibt es einen bedeutenden Unterschied in der Funktionsweise dieser beiden Teile des Gehirns? Tatsächlich ist die Vorstellung, dass manche Menschen eine Gehirnhälfte mehr nutzen als die andere, eher ein Mythos.
Sind Sie eher ein Links- oder Rechtshirn-Typ? Vielleicht haben Sie den Test schon einmal in einer Zeitschrift oder auf einer Psychologie-Website gemacht… Diese Frage bezieht sich auf die Idee, dass eine Gehirnhälfte die andere dominiert, was die Persönlichkeit der Individuen erklären würde. Ursprünglich konnten Forscher bei der Untersuchung des Gehirns eine Spezialisierung der Gehirnbereiche feststellen. So beschrieben im 19. Jahrhundert Paul Broca und Karl Wernicke Zonen in der linken Gehirnhälfte, die an der Sprache beteiligt sind: das Broca-Areal und das Wernicke-Areal. Diese Entdeckungen inspirierten die Idee einer Asymmetrie des Gehirns. Die Gesichtserkennung hingegen wird eher von einem Bereich in der rechten Gehirnhälfte kontrolliert.
Die sensorischen und motorischen Funktionen werden von beiden Gehirnhälften getragen. Die Muskeln der linken Körperseite werden von der rechten Gehirnhälfte gesteuert und umgekehrt, was den Eindruck erwecken kann, dass die beiden Hemisphären unabhängig voneinander arbeiten. Aber tatsächlich kommunizieren sie miteinander, um komplexe Aufgaben zu erfüllen.
Ein in der Psychologie fest verankerter Mythos
Oft wird die linke Gehirnhälfte mit logischem und rationalem Denken assoziiert, während die rechte Gehirnhälfte eher intuitiv und emotional ist. Es gäbe also Persönlichkeiten, die eher „linkshirnig“ oder „rechtshirnig“ sind und eine Seite des Gehirns mehr nutzen als die andere. Diese Vorstellung ordnet sogar häufiger die linke Gehirnhälfte den Männern und die rechte den Frauen zu, die als intuitiver gelten… Ebenso würden Künstler, die stärker auf Kreativität ausgerichtet sind, ihre rechte Gehirnhälfte mehr nutzen!
Aber dies ist ein Mythos, der nicht auf gesicherten wissenschaftlichen Erkenntnissen beruht: Es ist nicht möglich, Persönlichkeiten durch eine Spezialisierung einer Gehirnhälfte zu definieren, die die andere überwiegt. Wir nutzen tatsächlich beide Gehirnhälften, unabhängig von unserer Persönlichkeit.
Titelbild: © iztverichka, Adobe Stock – Die CT-Scan- oder MRT-Technik, die einen nicht-invasiven Blick auf das Innere des Körpers ermöglicht, wurde 1977 vom britischen Physiker Peter Mansfield entwickelt.