Medizinische Alltagshelfer: Mehr Mobilität und Lebensqualität – trotz Erkrankung
Für Menschen, die mit chronischen Erkrankungen oder körperlichen Einschränkungen leben, sind medizinische Alltagshelfer eine wertvolle Unterstützung. Sie fördern Mobilität, erhöhen die Lebensqualität und ermöglichen eine möglichst selbstständige Lebensführung. Von Hilfsmitteln für die Bewegung bis hin zu unterstützenden Technologien in der häuslichen Pflege gibt es eine Vielzahl von Lösungen, die den Alltag erleichtern.
Die Bedeutung von medizinischen Alltagshelfern
Chronische Krankheiten oder Behinderungen können die Lebensqualität erheblich einschränken. Schmerzen, eingeschränkte Bewegungsfreiheit und der Verlust von Selbstständigkeit belasten Betroffene oft psychisch und physisch. Laut einer Studie der Stiftung Gesundheitswissen haben 40 Prozent der Deutschen eine oder mehrere chronische Erkrankungen. Medizinische Alltagshelfer sind darauf ausgelegt, diese Herausforderungen abzumildern. Sie bieten Unterstützung bei grundlegenden Tätigkeiten wie Gehen, Essen, Atmen oder der Ausscheidung.
Medizinische Hilfsmittel
Wer mit einer chronischen Erkrankung oder Einschränkungen lebt, ist häufig auf Hilfsmittel angewiesen. Aus medizinischer Sicht gibt es größere und kleinere Alltagshelfer, die das Leben erleichtern können.
Katheter
Durch verschiedene Erkrankungen können wiederkehrende Pleuraergüsse oder Aszites auftreten, umgangssprachlich als Wasser in der Lunge oder Bauchwasser bekannt. Um die Mobilität der Patienten zu gewährleisten und häufige Krankenhausaufenthalte zu vermeiden, stehen spezielle Katheter- und Drainagesysteme zur Verfügung, die bequem von zu Hause aus genutzt werden können. Der fest implantierte Katheter wird bei Nichtbenutzung mit einem Folienverband abgedeckt, wodurch er diskret und angenehm unter der Kleidung getragen werden kann, ohne sichtbar zu sein. Dies ermöglicht Ihnen maximale Bewegungsfreiheit und erspart die wiederholten Punktionen in Kliniken sowie die damit verbundenen Beschwerden und den hohen Zeitaufwand.
Inkontinenzhilfen
Inkontinenzhilfen bieten Betroffenen vielfältige Möglichkeiten, den Alltag trotz Inkontinenz selbstbewusst zu bewältigen. Diskrete Inkontinenzeinlagen und -hosen sorgen für Komfort und Sicherheit, indem sie Flüssigkeit zuverlässig aufnehmen und Gerüche minimieren. Sie sind in verschiedenen Größen und Saugstärken erhältlich, angepasst an individuelle Bedürfnisse. Für Menschen mit eingeschränkter Mobilität stellen Toilettenstühle eine praktische Lösung dar. Diese können flexibel in Wohnbereichen platziert werden, um den Zugang zu erleichtern. Alternativ bieten Urinflaschen eine handliche Option für den Einsatz unterwegs oder in der Nacht. Diese Hilfsmittel fördern die Unabhängigkeit und helfen, peinliche Situationen zu vermeiden, wodurch die Lebensqualität gesteigert wird
Sauerstoff- und Atemhilfen
Für Menschen mit Atemwegserkrankungen wie COPD sind Sauerstoff- und Atemhilfen unverzichtbare Werkzeuge, um die Atmung zu erleichtern, die Sauerstoffversorgung zu sichern und die Lebensqualität zu verbessern.
Sauerstoffkonzentratoren entziehen der Umgebungsluft Sauerstoff, reichern ihn an und stellen ihn in konzentrierter Form zur Verfügung. Sie sind ideal für Menschen, die auf eine kontinuierliche Sauerstoffzufuhr angewiesen sind. Es gibt sie als stationäre Modelle, die in den eigenen vier Wänden für konstante Sauerstoffzufuhr sorgen, sowie als tragbare Modelle mit wiederaufladbarem Akku, die mehr Mobilität und Freiheit bieten. Alternativ oder ergänzend zu Konzentratoren können Sauerstoffflaschen eingesetzt werden. Sie bieten eine hohe Sauerstoffkapazität und sind oft als Reservegerät verfügbar.
Inhalationsgeräte oder Vernebler sind besonders bei Asthma oder akuten Atemwegsinfektionen hilfreich. Sie vernebeln Medikamente zu einem feinen Nebel, der direkt in die Atemwege gelangt und dort schnell wirkt. Kompakte, tragbare Geräte ermöglichen eine einfache Nutzung auch außerhalb des Hauses.
Wundversorgung
Die Hautpflege und Wundversorgung sind insbesondere für bettlägerige oder bewegungseingeschränkte Menschen von großer Bedeutung. Ohne entsprechende Maßnahmen können Druckgeschwüre (Dekubitus), Infektionen und andere Komplikationen auftreten. Antidekubitusmatratzen sind speziell entwickelt, um Druckstellen zu verhindern und den Druck auf gefährdete Körperstellen zu verteilen. Es gibt sie in verschiedenen Ausführungen:
- Weichlagerungsmatratzen: Aus Schaumstoff gefertigt, bieten sie eine gleichmäßige Druckentlastung.
- Wechseldruckmatratzen: Arbeiten mit wechselnden Luftkammern, die abwechselnd aufgepumpt und entleert werden und reduzieren den kontinuierlichen Druck auf bestimmte Stellen.
- Gel- oder Luftmatratzen: Bieten zusätzliche Flexibilität und können individuell angepasst werden.
Zur Wundversorgung gibt es verschiedene Wundauflagen. Hydroaktive Auflagen halten die Wunde feucht und unterstützen so eine schnellere Heilung. Sie sind besonders bei chronischen Wunden wie Druckgeschwüren oder diabetischen Fußgeschwüren wirksam. Antibakterielle Auflagen enthalten beispielsweise Silber als keimhemmende Substanz, um Infektionen vorbeugen.
Mobilitätshilfen: Bewegung trotz Einschränkungen
Mobilitätshilfen sind eine der häufigsten Kategorien medizinischer Alltagshelfer. Sie richten sich an Menschen mit orthopädischen Problemen, neurologischen Erkrankungen oder altersbedingten Einschränkungen.
Rollatoren und Gehstöcke
Rollatoren sind für viele Senioren und Menschen mit eingeschränkter Gehfähigkeit unverzichtbar. Sie bieten Stabilität, fördern das Gleichgewicht und reduzieren das Sturzrisiko. Moderne Modelle sind leicht, höhenverstellbar und mit zusätzlichen Funktionen wie Sitzflächen oder Körben ausgestattet. Gehstöcke bieten eine einfachere Unterstützung und eignen sich für Personen, die nur geringfügige Probleme beim Gehen haben.
Rollstühle und elektrische Mobilitätshilfen
Für Menschen, die dauerhaft auf Unterstützung angewiesen sind, sind Rollstühle oder elektrische Mobilitätshilfen eine wichtige Erleichterung. Elektrorollstühle bieten eine große Bewegungsfreiheit und eignen sich auch für längere Strecken. Innovative Entwicklungen wie Treppensteigrollstühle erweitern zukünftig den Einsatzbereich und ermöglichen es den Nutzern, barrierefrei zu leben.
Exoskelette
Ein relativ neues, aber revolutionäres Hilfsmittel sind Exoskelette. Diese robotergestützten Systeme unterstützen Menschen mit eingeschränkter Muskelkraft oder Lähmungen und ermöglichen ihnen, wieder aufzustehen oder zu gehen.
Alltagshilfen für die Pflege zu Hause
Neben Mobilitätshilfen und Technologien gibt es eine Vielzahl weiterer Alltagshelfer, die den Pflegealltag unterstützen. Sie richten sich sowohl an Pflegebedürftige als auch an pflegende Angehörige.
Pflegebetten und Hebehilfen
Pflegebetten gehören zu den wichtigsten Hilfsmitteln in der häuslichen Pflege. Sie sind speziell darauf ausgelegt, sowohl den Komfort der pflegebedürftigen Person zu erhöhen als auch die Arbeit der Pflegeperson zu erleichtern. Durch die elektrische Höhenverstellbarkeit erleichtern sie den Ein- und Ausstieg für Pflegebedürftige und reduzieren die Belastung für den Rücken der Pflegeperson. Seitengitter und Sicherheitsvorkehrungen bieten Schutz vor dem Herausfallen, insbesondere für Menschen mit unruhigem Schlaf oder Demenz. Moderne Pflegebetten verfügen oft über integrierte Aufrichthilfen oder Trapezstangen, die das selbstständige Aufsetzen oder Umlagern erleichtern.
Das Umlagern oder Heben einer Person kann für Pflegepersonen physisch äußerst belastend sein. Mobile Patientenlifter helfen, pflegebedürftige Menschen vom Bett in einen Rollstuhl, auf einen Duschstuhl oder zurück zu bewegen. Sie arbeiten meist elektrisch und schonen die Kraft der Pflegeperson. Festinstallierte Deckenlifter sind besonders geeignet, wenn häufige Umlagerungen nötig sind, und bieten eine sichere und platzsparende Lösung.
Hilfsmittel für die Körperpflege
Die tägliche Körperpflege ist ein zentraler Bestandteil der Pflege. Duschstühle bieten einen sicheren Sitzplatz in der Dusche und verhindern ein Ausrutschen auf glatten Böden. Viele Modelle lassen sich an die individuelle Körpergröße anpassen. Einige Duschstühle verfügen über Rollen, sodass sie auch als Transportmittel genutzt werden können.
Für Menschen, die Schwierigkeiten beim Ein- und Aussteigen in die Badewanne haben, sind elektrische Badewannenlifte eine große Hilfe: Der Lift senkt die Person sanft in die Wanne ab und hebt sie nach dem Bad wieder heraus. Meist erfolgt die Steuerung per Fernbedienung. Zusammenklappbare Modelle lassen sich einfach verstauen.
Einweg-Waschhandschuhe ermöglichen eine schnelle und hygienische Reinigung, insbesondere bei bettlägerigen Personen. Langstielige Bürsten erleichtern das Waschen von schwer erreichbaren Körperstellen, etwa für Personen mit eingeschränkter Beweglichkeit.
Ess- und Trinkhilfen
Viele pflegebedürftige Menschen kämpfen mit eingeschränkter Feinmotorik, Zittern oder Kraftverlust in den Händen. Spezielle Ess- und Trinkhilfen fördern die Selbstständigkeit und machen die Nahrungsaufnahme angenehmer.
Besteck mit ergonomischen und rutschfesten Griffen sorgen dafür, dass Pflegebedürftige dennoch selbstständig essen können. Gewichtetes Besteck hilft bei Personen mit Zittern, etwa durch Parkinson, und sorgt für eine ruhigere Handführung. Winkelbesteck ist speziell geformt, um das Essen ohne größere Armbewegungen zu ermöglichen.
Spezielle Becher mit Auslaufschutz eignen sich besonders für Personen mit unkontrollierten Bewegungen. Es gibt Modelle mit einer speziellen Aussparung, so dass Patienten trinken können, ohne den Kopf zu stark nach hinten neigen zu müssen.
Psychosoziale Unterstützung durch medizinische Hilfsmittel
Neben der körperlichen Unterstützung tragen viele Alltagshelfer auch zur psychischen Stabilität bei. Der Verlust von Autonomie oder die Konfrontation mit einer Krankheit ist für viele Menschen ein emotionaler Einschnitt. Hier können Hilfsmittel helfen, das Selbstbewusstsein und die Lebensfreude zurückzugewinnen. Die Fähigkeit, Dinge selbstständig zu erledigen, stärkt das Selbstwertgefühl. Mobilitätshilfen und Alltagshelfer ermöglichen es Betroffenen, wieder am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Die Gewissheit, im Notfall gut versorgt zu sein, reduziert Ängste und Sorgen.
Medizinische Alltagshelfer als Schlüssel zu einem erfüllteren Leben
Medizinische Alltagshelfer sind mehr als nur technische Hilfsmittel; sie sind Schlüssel zu mehr Freiheit, Mobilität und Lebensfreude. Von einfachen Mobilitätshilfen über digitale Lösungen bis hin zu sensiblen Hilfsmitteln wie Kathetern gibt es für nahezu jede Einschränkung eine passende Unterstützung. Der richtige Einsatz dieser Helfer erfordert zwar manchmal eine Umstellung, doch die langfristigen Vorteile für die Lebensqualität sind unbestreitbar.
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Marlene ist seit 25 Jahren Fotografin und Künstlerin. Ihre Leidenschaft für Sprachen und interkulturelle Kommunikation entwickelte sie durch internationale fotojournalistische Arbeiten. Heute nutzt sie ihre weitreichende Erfahrung auch als Korrekturleserin und übersetzt journalistische Artikel vom Französischen ins Deutsche. Marlene stellt sicher, dass jeder Text seine Authentizität bewahrt und an die sprachlichen sowie kulturellen Besonderheiten des deutschsprachigen Publikums angepasst wird.