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In China häufen sich die Friedhöfe für neue Elektroautos: Wir erklären Ihnen, warum.

In China tauchen riesige „Friedhöfe“ für Elektroautos auf, die die Kehrseite des rasanten Erfolgs der Industrie offenbaren. Tausende von Neufahrzeugen stapeln sich, verlassen auf abgelegenen Feldern. Wie konnte es dazu kommen? Ein Blick hinter die Kulissen einer Industriepolitik mit unerwarteten Folgen.

China: Der globale Elektroauto-Marktführer mit einem überraschenden Paradoxon

China, das sich innerhalb weniger Jahre zum unangefochtenen Weltmarktführer für Elektrofahrzeuge entwickelt hat, steht vor einem überraschenden Dilemma. Während seine Verkaufszahlen explodieren und seine Ingenieurskunst neidische Blicke auf sich zieht, entstehen am Rande der Städte riesige Friedhöfe mit neuen Elektroautos. Dieses Phänomen offenbart die Schwächen einer ehrgeizigen, aber manchmal schlecht kontrollierten Industriestrategie.

Der rasante Aufstieg der chinesischen Elektroauto-Industrie

Anfang der 2010er-Jahre vollzog China einen radikalen Kurswechsel in der Automobilbranche. Vom Nettoimporteur wurde das Land zum Produktionsriesen für Elektrofahrzeuge. Dieser Wandel basierte auf:

  • massiven staatlichen Investitionen,
  • einer Flut an Subventionen für Unternehmen,
  • der Entstehung hunderter Start-ups.

Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Im Jahr 2022 produzierte China fast sechs Millionen Elektro- und Hybridfahrzeuge. Heute stammen sechs von zehn Elektroautos weltweit aus dem Reich der Mitte. Hersteller wie BYD oder NIO konkurrieren mittlerweile auf Augenhöhe mit westlichen Giganten auf den internationalen Märkten.

Die Kehrseite: Verlassene Automeere am Stadtrand

Hinter diesem offensichtlichen Erfolg verbirgt sich jedoch eine düstere Realität. In den Randgebieten chinesischer Städte stapeln sich hunderte, manchmal tausende verlassene Elektrofahrzeuge. Diese „Friedhöfe“ sind Ausdruck einer Industriepolitik mit erheblichen Nebenwirkungen:

Ursachen Folgen
Übermäßige, wenig gezielte Subventionen Vermehrung von Billigmodellen
Rasanter Innovationsdruck Prototypen werden schnell obsolet
Unternehmenspleiten Unverkaufte Fahrzeugbestände

 

Diese verlassenen Fahrzeuge, überwuchert von Pflanzen und Wind und Wetter ausgesetzt, sind ein Symbol für eine staatlich orchestrierte Ressourcenverschwendung. Hunderte Milliarden Euro an Fördergeldern haben zwar ein dynamisches Industrie-Ökosystem geschaffen, zugleich aber auch Instabilität gefördert.

Ein Paradoxon mit komplexen Ursachen

Wie lässt sich das Phänomen der gigantischen Autohalden erklären, obwohl die chinesische Elektroauto-Industrie weltweit führend ist? Mehrere Faktoren spielen eine Rolle:

  1. Eine durch Subventionen begünstigte Überproduktion.
  2. Billigmodelle, die den Erwartungen der Verbraucher nicht entsprechen.
  3. Ein gnadenloser Wettbewerb, der viele Unternehmen in den Bankrott treibt.
  4. Batterien mit geringer Reichweite, die schnell durch neue Technologien ersetzt werden.

Trotz dieser Rückschläge hält die chinesische Regierung an ihrer Strategie fest. Im Juni 2023 wurde ein neues Steuerpaket in Höhe von 66 Milliarden Euro angekündigt, um die Nachfrage nach „grünen“ Fahrzeugen und Motoren anzukurbeln. Doch diese Politik wirft Fragen nach ihrer langfristigen Nachhaltigkeit und Wirksamkeit auf.

Ein Weg zu einer nachhaltigeren Industrie?

Angesichts dieser Herausforderungen steht die chinesische Elektroauto-Industrie an einem Wendepunkt. Um die Entstehung weiterer Autohalden zu verhindern, werden mehrere Lösungsansätze diskutiert:

  • eine gezieltere Regulierung der Subventionen, die Qualität statt Quantität fördert,
  • der Aufbau von Recycling-Systemen für verlassene Fahrzeuge,
  • strengere Umweltauflagen in der Produktion.

Die Aufgabe ist enorm: Der scheinbare Erfolg muss in einen nachhaltigen Triumph umgewandelt werden – sowohl ökonomisch als auch ökologisch. Das Schicksal dieser gigantischen Elektroautofriedhöfe könnte zum Prüfstein für Chinas Fähigkeit werden, die Herausforderungen der Energiewende zu meistern.

 

Titelbild: © Qilai Shen, Bloomberg – In China stagnieren Tausende von Elektrofahrzeugen, soweit das Auge reicht, und warten auf einen Käufer.

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Marlene

Marlene ist seit 25 Jahren Fotografin und Künstlerin. Ihre Leidenschaft für Sprachen und interkulturelle Kommunikation entwickelte sie durch internationale fotojournalistische Arbeiten. Heute nutzt sie ihre weitreichende Erfahrung auch als Korrekturleserin und übersetzt journalistische Artikel vom Französischen ins Deutsche. Marlene stellt sicher, dass jeder Text seine Authentizität bewahrt und an die sprachlichen sowie kulturellen Besonderheiten des deutschsprachigen Publikums angepasst wird.

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