Gesundheit

Hausmittel: wirksame Helfer aus Küche und Garten

Die heilende Wirkung von Pflanzen ist dem Menschen schon lange bekannt. Die Selbstmedikation mit Wirkstoffen aus Küche und Garten kann eine wertvolle Ergänzung zur medizinischen Betreuung sein. Das setzt jedoch den richtigen Umgang voraus.

Der Ursprung der Hausmedizin

Unter dem Begriff „medicina domestica“ verstanden bereits die Römer die Behandlung von Beschwerden mit Mitteln aus dem eigenen Haushalt. Der Senator Marcus Porcius Cato der Ältere erwähnte Hausmittel bereits in seinem Werk „de agri cultura“ (über die Landwirtschaft) aus dem Jahre 150 vor Christus. Hier finden sich beispielsweise Beschreibungen über die heilenden Eigenschaften von Kohl. In der chinesischen Medizin wurden Krankheiten sogar noch früher mit Kräutern, Salben und Tinkturen kuriert. Der Ursprung der Heilkunde-Methode „Shennong Bencaojing“, die auf der Wirkung von Heilpflanzen basiert, wird auf circa 3.000 vor Christus geschätzt. Auch außerhalb Chinas scheint das Wissen um die heilende Wirkung der Natur zu dieser Zeit bereits vorhanden gewesen zu sein. Beim ältesten Mumienfund der Welt, dem „Ötzi“, wurden Birkenporlinge gefunden. Der Pilz hat eine antibiotische und entzündungshemmende Wirkung. Forscher vermuten, dass er als Wundauflage oder zum Fiebersenken benutzt wurde. Die Selbstmedikation mit Pflanzen ist ein Phänomen, das sogar in der Fauna dokumentiert wurde. Tiere scheinen genau zu wissen, welche Kräuter sie bei bestimmten Problemen fressen müssen. Auch deren Dosierung können sie einschätzen. Wissenschaftler gehen davon aus, dass dieses Wissen nicht erlernt, sondern angeboren ist.

Wann macht der Einsatz von Hausmitteln Sinn?

Die Selbstmedikation mit natürlichen Mitteln kann besonders zur Vorbeugung von Krankheiten sinnvoll sein – wie das Trinken eines Tees bei den ersten Anzeichen eines grippalen Infekts. Besonders bei Schnupfen oder einer Erkältung können Hausmittel die Beschwerden lindern und sich positiv auf den Genesungsprozess auswirken. Die Selbstmedikation zu Hause kann und soll eine professionelle fachmedizinische Behandlung jedoch niemals ersetzen. Mediziner verfügen nicht nur über eine breite Palette an Medikamenten, die sie gezielt einsetzen. Sie besitzen darüber hinaus ein fundiertes Fachwissen und können daher Symptome richtig zuordnen und so eine optimale Behandlung gewährleisten. Denn die Wirkung von Tees oder Wickeln stößt schnell an ihre Grenzen, und wenn sie die Erkrankung verschlimmern, weil sie den Gang zum Arzt unnötigerweise hinauszögern, schlägt der vermeintliche Nutzen schnell ins Gegenteil um. Zudem gibt es zahlreiche Hausmittel-Irrtümer, die nicht nur ineffektiv sind, sondern vorhandene Probleme eventuell sogar noch verschlimmern.

Wirkstoffe aus Pflanzen und Kräutern

wirkstoffe aus pflanzen und krautern 300x200 - Hausmittel: wirksame Helfer aus Küche und Garten

Das Wissen um die heilende Wirkung von Kräutern ist so alt wie die Menschheit selbst. stockadobe.com, © chamillew

Es gibt viele Heilpflanzen, deren Wirkung erwiesen ist und die bis heute als Hausmittel zur Linderung von verschiedenen Symptomen genutzt werden. Die Anwendung kann sowohl innerlich (als Tee, Inhalation oder Rachenspülung) als auch äußerlich (in Form von Wickeln, Salben oder Badezusätzen) erfolgen. Heilende Wirkstoffe sind in Blüten, Blättern, Wurzeln, Rinden, Früchten oder Samen enthalten – und deren Einsatzgebiete sind vielfältig:

  • Kümmel, Löwenzahn oder Enzian können zum Beispiel Darmbeschwerden lindern.
  • Baldrian, Johanniskraut oder Weißdorn gelten als natürliche Beruhigungsmittel und sind gut gegen Stress.
  • Aloe Vera, Arnika oder Calendula eignen sich zur Behandlung von Hautproblemen.
  • Schafgarbe, Ingwer oder Chili haben eine antibakterielle Wirkung.

Die Liste von Heilkräutern und deren Wirkung ist lang. Da sie in fast jedem Haushalt vorkommen, zählen sie zu den am weitesten verbreiteten Hausmitteln, die zur Behandlung ganz unterschiedlicher Probleme genutzt werden. Pflanzliche Wirkstoffe verfügen zudem über wirklich erstaunliche Kräfte: So haben Forscher zum Beispiel kürzlich die krebslindernde Wirkung von Spinat beschrieben.

Tee

Aufgussgetränke aus Kräutern wie Pfefferminze, Salbei, Kamille oder Fenchel sind beliebte Hausmittel und können bereits bei ersten Erkältungsanzeichen eingenommen werden. Dabei hat nicht nur der Wirkstoff des Tees, sondern auch die Zufuhr der heißen Flüssigkeit eine wohltuende Wirkung. Bei einer Erkältung ist ein Aufguss aus frisch geschnittenem Ingwer ebenfalls wohltuend für den Körper. Die ätherischen Öle wirken entzündungshemmend, steigern die Produktion von Gallensaft und regen die Durchblutung an. Der Effekt kann durch die Zugabe von Chili noch verstärkt und mit Vitamin C aus der Zitrone und der beruhigenden Wirkung von Honig erweitert werden. Wie bei jedem Hausmittel kommt es aber auch bei Tees darauf an, wie stark die Beschwerden sind und wie lange sie bereits auftreten. Eine leichte Magenverstimmung zunächst mit einem Kamillentee zu behandeln kann sinnvoll sein. Halten die Schmerzen aber länger an oder verschlimmern sich, ist der Besuch beim Arzt die bessere Wahl. Für stillende Mütter haben Tees eine besondere Bedeutung, denn die können einen Einfluss auf die Milchproduktion ausüben. Kümmel-, Brennnessel- oder Fencheltee regen die Milchbildung an, Pfefferminze und Salbei verringern sie. Mit heißem Wasser aufgebrühtes Eisenkraut ist unter Schwangeren zudem als natürliches wehenförderndes Mittel bekannt. Für sie ist die Verträglichkeit dieser Hausmittel ebenfalls ein sehr großer Vorteil, da sie in der Auswahl an Medikamenten stark eingeschränkt sind.

Stärkende Brühen und Suppen

starkende bruhen und suppen 300x200 - Hausmittel: wirksame Helfer aus Küche und Garten

Eine Suppe gibt Kraft durch ihre Inhaltsstoffe sowie die Flüssigkeits- und Wärmezufuhr. stockadobe.com, © New Africa

Eine kräftige Brühe ist reich an Vitaminen, Zink und Aminosäuren. Diese Stoffe hemmen Neutrophile – die weißen Blutkörperchen, die für die Erkältungssymptome verantwortlich sind. Sie können bei Appetitlosigkeit oder Entkräftung gut konsumiert und der Körper so mit wichtigen Nährstoffen versorgt werden. Scharfe Suppen, wie man sie vor allem aus dem asiatischen Raum kennt, haben ebenfalls eine wohltuende Wirkung, denn Chili ist reich an Vitamin C und regt die Durchblutung sowie das Schwitzen an. Der enthaltene Wirkstoff Capsaicin wird als Salbe bei Nervenschmerzen oder Durchblutungsstörungen eingesetzt und hat, wie Ingwer, eine entzündungshemmende Wirkung. Der Wirkstoff der Chili-Pflanze spielte auch eine große Rolle für die diesjährigen Gewinner des Medizin-Nobelpreises.

Wickel

Tücher aus Leinen oder Wolle, getränkt mit einer Flüssigkeit oder als Träger einer eingeschlagenen Masse, werden an einer bestimmten Stelle des Körpers oder als Ganzkörperwickel angewandt. In Deutschland und der Schweiz gibt es staatlich anerkannte Fortbildungen zu dieser alternativpflegerischen Methodik. Die Behandlung setzt warme oder kalte Reize und regt damit die Durchblutung an und beeinflusst den Stoffwechsel. Sie haben zudem auch einen psychologischen Effekt: Durch das Auflegen der nassen Tücher sind die Betroffenen dazu gezwungen, eine Schonhaltung einzunehmen. Wickel gibt es in den unterschiedlichsten Formen:

  • feucht-heiß (bei Muskelverspannungen oder zur Durchblutungssteigerung)
  • feucht-körperwarm (in Kombination mit ätherischen Ölen zur Entspannung oder Befreiung der Nebenhöhlen)
  • kalt (zur Reduzierung von Blutungen, Behandlung von Schwellungen oder Fiebersenkung)

Man kann Tücher nicht nur in Flüssigkeiten tränken, sondern auch eine Masse in ihnen einschlagen. Bekannte Beispiele sind:

  • Fangopackungen

Mineralschlamm wird in ein Tuch eingeschlagen und bei Muskelrheumatismus, Nackenschmerzen, Sehnenscheidenentzündungen oder Menstruationsbeschwerden angewandt.

  • Kartoffelwickel

Gekochte Kartoffeln werden gestampft und als warme Masse eingeschlagen. Diese feucht-heiße Masse speichert Wärme besonders lange und eignet sich zur Behandlung von Husten- und Halsschmerzen oder Muskelverspannungen.

  • Zwiebelwickel

In Stücke geschnittene oder angedrückte Zwiebeln setzen ätherische Öle frei. Die sind wohltuend für die Atemwege, wirken lindernd bei Juckreizen durch Insektenstiche und haben einen positiven Effekt bei Ohrschmerzen.

Hausmittel in der Tierwelt

In der Natur wurde schon mehrfach beobachtet, dass sich Tiere selbst medikamentieren. Dieses Verhalten wird als „Zoopharmakognosie“ bezeichnet. Tiere behandeln Beschwerden eigenständig, indem sie spezielle Kräuter und Pflanzen essen. Ein natürlicher Instinkt scheint ihnen auch dabei zu helfen, die richtige Menge des Pflanzengifts einzunehmen. So fressen Hunde auf Wiesen ganz bestimmte Gräser oder Schimpansen bestimmte Sträucher, um sich gegen Parasiten zu schützen. Bei Vögeln wurde beobachtet, dass sie sich in einen Ameisenhaufen setzen und sich mit der Ameisensäure einreiben. Das soll sie vor Läusen schützen. Einige Vogelarten verwenden beim Bau ihres Nestes das Kraut der wilden Möhre. Damit schützen sie ihren Nachwuchs gegen Milben. Zigarettenstummel als Schutz vor Zecken kommen ebenfalls zum Einsatz. Schildkröten fressen kalziumhaltige Mineralien aus der Erde, um ihren Panzer zu stärken. Die Aufnahme von Erde als Lieferant von Mineralstoffen zur Neutralisierung von Alkaloiden wurde bei mehreren Tierarten beobachtet. Hausmittel werden also nicht nur von Menschen geschätzt, sondern sind auch ein elementarer Bestandteil im Gesundheitswesen unserer Fauna.

Teile diesen Beitrag:
CBD Öl – Was wir darüber wissen und was nicht

CBD Öl – Was wir darüber wissen und was nicht

Mehr erfahren
Risikobereitschaft – Woher kommt sie?

Risikobereitschaft – Woher kommt sie?

Mehr erfahren