Geschichte

Die Geschichte der Fotografie

So gut wie jeder kennt Thomas Edison, Alexander Graham Bell, Albert Einstein oder Johannes Gutenberg oder hat von ihnen gehört. Ohne deren Erfindungen wäre die Welt bedeutend ärmer. In der Riege berühmter Erfinder ist auch der Name Joseph Nicéphore Niepce zu finden – nur haben vermutlich die wenigsten von ihm gehört oder seinen Namen vielleicht wieder vergessen. Dabei machte der Franzose als Entdecker der Fotografie der Welt ein großes Geschenk, das nach wie vor nichts von seiner Faszination eingebüßt hat.

Am Anfang war die Camera obscura

geschichte fotografie 300x169 - Die Geschichte der FotografieDank der Digitalisierung ist es heute möglich, dreidimensionale fotografische Ansichten des Alten Roms zu bestaunen. Begonnen hatte alles mit der Camera obscura, dem Vorläufer der modernen Fotografie. Schon im 11. Jahrhundert kannten die Menschen dieses Verfahren, bei der Lichtstrahlen durch ein kleines Loch auf eine Fläche projiziert werden und ein seitenverkehrtes, auf dem Kopf stehendes Bild erzeugen. Im Jahr 1550 wurde die Linse neu entdeckt, 1685 dann der Ablenkspiegel, der es ermöglichte, ein Bild auf ein Stück Papier zu zeichnen. Es sollte noch Jahrhunderte dauern, bis die Laterna magica, Diorama und Panorama aufkamen und Niepces Stunde schlug.

Anfänge der Fotografie: Niepce und Daguerre

Niepce brauchte mehrere Anläufe und mehrere Jahre, um haltbare Motive herzustellen. Die ersten Fotos, die er im Jahr 1816 unter Verwendung einer Camera Obscura schließlich auf Chlorsilberpapier bannte, waren nach kurzer Zeit verblasst. Zehn Jahre später erst erfand er eine Technik, die er Heliografie nannte und die es ermöglichte, haltbare Fotos anzufertigen. Wohlhabend hat ihn seine Erfindung nicht gemacht, jedoch wurde in seinem Wohnort Saint-Loup-de-Varennes eine Straße nach ihm benannt. Auch seine erste Fotografie ist bis heute erhalten. Als Niepce im Jahr 1833 starb, übernahmen sowohl sein Cousin Claude Felix Abel Niepce de Saint Victor und Luis Daguerre unabhängig voneinander Niepces Idee und entwickelten sie weiter. So entstand die nach Daguerre benannte Daguerreotypie – ein weiterer Meilenstein innerhalb der Geschichte der Fotografie. Schließlich war da noch der Engländer William Henry Fox Talbot, der einige Jahre später das Negativ-Positiv-Verfahren entdeckte.

Stillleben, Portraits und zeitgenössische Motive

Meilenstein deshalb, weil dieses Verfahren eine kommerzielle Nutzung erlaubte. Träger der Fotografie waren polierte Metallflächen, bei denen es sich in erster Linie um Kupferplatten handelte, die mit einer Silberschicht überzogen wurden. Gerade die Möglichkeit, mit einer Daguerreotypie Portraits anfertigen zu können, sorgte für Begeisterung unter der damaligen Bevölkerung. Daneben entstanden zum Beispiel auch Stillleben, Aktmotive oder Reiseaufnahmen sowie zeitgeschichtliche fotografische Dokumente, die in Zeitungen veröffentlicht wurden. Geheimnis dieser Technik war neben der Verwendung von Silberhalogeniden zur Verbesserung der Lichtempfindlichkeit unter anderem auch eine deutlich kürzere Belichtungszeit durch den Einsatz von Quecksilberdämpfen, mit denen die Fotoplatten behandelt wurden. Das Experimentieren zahlte sich aus: Im Sommer benötigte Daguerre schließlich vier Minuten Belichtungszeit für ein Bild, im Winter waren es 15 Minuten. Nach und nach jedoch lösten die Aufnahmen die damals üblichen gemalten Miniaturen ab. Es dauerte nicht lange, und die Daguerreotypie ging um die Welt. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts war deren Beliebtheit in Europa ungebrochen, und es entstanden die ersten Fotoateliers. Eine Abbildung von sich selbst, von berühmten Persönlichkeiten oder zeitgenössischen Ereignissen hatte es noch nie gegeben. Wohl jeder, der es sich leisten konnte, stellte sich mit seiner Familie im Fotostudio auf oder schmückte seine Wände mit Portraits zeitgenössischer Persönlichkeiten oder Postkartenmotiven.  Als die Reisefotografie entdeckte wurde, bescherte sie den Menschen zum ersten Mal Einblicke in ferne, faszinierende Welten; Bildbände wie „The Peoples of India“ sorgten für großes Aufsehen innerhalb der Bevölkerung.

Neue Verfahren lösten Daguerreotypie ab

Parallel wurden andere Verfahren entwickelt, um noch bessere Ergebnisse zu erzielen. Frederick Scott Archer und Gustave Le Gray machten sich ein Negativ-Verfahren mit einer fotografischen Platte zunutze, um Fotografien zu erzeugen. „Nasses Kollodiumverfahren“ wird diese Technik genannt. Um dieselbe Zeit wurden auch Aufnahmen auf Albuminpapier hergestellt. Ein damals gebräuchliches Kopierpapier, das Louis Désiré Blanquart-Evrard 1850 vorstellte. Vorteil dieser Methode war, dass sie wesentlich günstiger war als andere Verfahren und der Detailreichtum auf den Aufnahmen größer. Hochglanzbilder ließen sich mit einem Überzug aus Eiweiß erreichen, matte Motive entstanden durch die Verwendung von Stärke auf der Bildoberfläche.

Der Rollfilm ersetzte die Fotoplatten

Der nächste Meilenstein war die Erfindung des Rollfilms: Weil die Fotoplatten unhandlich und schwer waren, und überdies für jedes Foto eine neue in die Kamera eingelegt werden musste, tüftelte der US-Amerikaner George Eastman an einer handlicheren Möglichkeit. Im Jahr 1889 präsentierte er der Welt den Rollfilm, der ein gutes Jahrhundert lang – bis zur Einführung der digitalen Fotografie – Standard wurde. Eastman war es auch, der gemeinsam mit seinem Partner Henry Strong ab 1888 die ersten industriell gefertigten Kameras herstellte – die Kodak Nr. 1 war geboren.

Brownie, Instamatic, Sucherkamera

brownie instamatic sucherkamera 300x199 - Die Geschichte der FotografieUnd nicht nur sie: Auch die Brownie und die Instamatic gingen auf das Konto der beiden Geschäftsmänner: Mit diesen einfach zu bedienenden Modellen brauchte es keinen Profi mehr, weshalb die Fotografie auch bei der Bevölkerung immer beliebter wurde. Unter dem Motto „You press the button, we do the rest“ weitete Eastman sein Betätigungsfeld aus, indem er die ersten Fotolabore gründete: Die Besitzer einer Kodak & Co schickten Eastman ihre Kamera, der die Filme belichtete und das mit einem neuen Rollfilm versehene Gerät samt der Abzüge an seine Kunden zurückschickte. Die Fotografie wurde massentauglich, verschiedene Kleinbildkameras kamen hinzu, insbesondere das erste Kleinstbildmodell, die Leica, eine Sucherkamera mit 50 Millimeter Brennweite, die 1905 von Oskar Barnack entwickelt wurde. Bis er das Modell der Welt vorstellen konnte, waren zunächst verschiedene Weiterentwicklungen nötig, und auch der Erste Weltkrieg sorgte dafür, dass die öffentliche Vorstellung des Modells erst 1925 gelang. Weil die Leica im Vergleich zu anderen Kameras deutlich bedienerfreundlicher war, wurden die Modelle unter der Avantgarde schnell beliebt: Neuartige Blickwinkel und eine moderne Bildästhetik galten als „Neues Sehen“ innerhalb der Kunstfotografie. Mit der Zeit erschienen viele weitere Modelle, bis der nächste Meilenstein der Fotografie – die Spiegelreflexkamera – den Markt eroberte. Bis dahin hatte sich auch die Farbfotografie etabliert, an der unter anderem schon Niépce de Saint-Victor forschte und die das Ende der Ära der Fotokoloration einläutete.  Das erste Farbfoto wurde 1861 vom schottischen Physiker James Clerk Maxwell gezeigt.

Ein weiterer Meilenstein: Die Spiegelreflexkamera

Das Prinzip, auf dem die Spiegelreflexkamera basiert, ist schon im 17. Jahrhundert bekannt gewesen. Bis das erste Modell der Öffentlichkeit präsentiert wurde, dauerte es noch mehrere hundert Jahre lang. Die erste Kleinbild-Spiegelreflexkamera, die Kine Exakta der Firma Ihagee, wurde in Dresden von dem Mechaniker Karl Nüchterlein entwickelt und auf der Leipziger Frühjahrsmesse vorgestellt. Eine Sensation, die jedoch noch nicht ausgereift war. Erst im Jahr 1943, nach der Erfindung des Dachkantenprismas, konnten zum ersten Mal befriedigende Ergebnisse erzielt werden. An dieser Entwicklung war auch der Ungar Jenö Dulovits beteiligt. Auf sein Konto geht die erste 35-Millimeter-Spiegelreflexkamera „Duflex“ mit Rückschwingspiegel.

Digitale Fotografie: Technische Revolution

Die Digitalisierung sorgte für eine der größten Revolutionen in der Geschichte der Fotografie. Noch nie war Fotografieren einfacher: Wenn das Motiv nicht gefällt, wird es kurzerhand gelöscht. Sollten dagegen direkt mehrere Bilder zusagen oder ein bestimmter Zeitraum festgehalten werden, kann man seine persönliche Auswahl an Fotos bequem online bestellen. Der erste Prototyp, eine „portable all electronic still camera“ wurde von Steven Sasson (Kodak) entwickelt und 1975 vorgestellt, konnte sich jedoch noch nicht durchsetzen. Die erste digitale Kamera, die Ur-Digitalkamera „Mavica“ stammt aus dem Hause Sony. 1981 vorgestellt, arbeitete das Modell noch mit einem Magnetband; digitale Daten konnten also nicht gespeichert werden. Für andere Kamerahersteller ein Anlass, die Entwicklung weiter voranzutreiben – bis der US-Firma Dycam1991 mit der „Model 1“ der erste große Wurf gelang. Auch wenn die Auflösung des Modells, mit dem lediglich Schwarzweiß-Aufnahmen möglich waren, für heutige Verhältnisse gering war, begeisterte „Model 1“ als überaus innovative Entwicklung. Nur ein Jahr später waren fast alle namhaften Kamerahersteller mit eigenen Modellen auf der photokina vertreten. Der Durchbruch der digitalen Fotografie erreichte jedoch Kodak gemeinsam mit Nikon und dem Modell DCS-100 im gleichen Jahr. In Deutschland setzte das Interesse an digitalen Aufnahmen zwei Jahre später ein. Die erste digitale Spiegelreflexkamera, die RD-175 von Minolta, kam 1995 auf den Markt. Für Otto Normalverbraucher waren die Modelle zu Beginn jedoch kaum erschwinglich, rund 1600 Euro (rund 2000 Mark) kosteten damals die ersten Digitalkameras.

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