Ist es gefährlich, seinen Cousin oder seine Cousine zu heiraten?
Wenn das Gesetz die Heirat zwischen Cousins ersten Grades erlaubt, ist diese Praxis dann riskant für die zukünftigen Kinder? Es ist nämlich bekannt, dass Inzucht das Risiko von Geburtsfehlern, genetischen Krankheiten und Kindersterblichkeit erhöht. Eines der bekanntesten Beispiele für extreme Inzucht in der Geschichte sind die Habsburger: Um ihre Herrschaft zu sichern, heiratete man über Generationen hinweg innerhalb der eigenen Familie – zu einem hohen Preis.
Was haben Ludwig XIV., Königin Victoria, Charles Darwin und Albert Einstein gemeinsam? Die Inzucht. Sie alle haben ihre Cousins oder Cousinen ersten Grades geheiratet, d. h. sie haben die gleichen Großeltern. Im 18. Jahrhundert war dies noch relativ üblich. Heute ist dies ziemlich selten, auch wenn es gesetzlich erlaubt ist. So dürfen in Deutschland Cousins und Cousinen aller Grade einander heiraten.
Warum ist Inzucht gefährlich?
Aber ist Inzucht deshalb auch gefährlich für die Nachkommen? Es scheint so: Laut einer 2013 in The Lancet veröffentlichten Studie, die in einer pakistanischen Gemeinde (in der Inzuchtehen häufig vorkommen) in England durchgeführt wurde. Daraus geht hervor, dass das Risiko eines Geburtsfehlers doppelt so hoch ist, wenn die Eltern Cousins sind, auch wenn es recht gering bleibt (6 % statt 3 %). Laut einer anderen amerikanischen Studie ist das Risiko, ein Kind mit einer geistigen oder körperlichen Behinderung zu bekommen, bei Paaren, die Cousins ersten Grades sind oder von ihnen abstammen, um 50 % erhöht.
Eine erhöhte Wahrscheinlichkeit, zwei defekte Gene zu tragen
Aber warum erhöht die Heirat zwischen Cousins das Risiko der Inzucht? Hier kommen die Genetik und Statistik ins Spiel: Unsere Chromosomen enthalten Allele in zweifacher Ausführung, eines von der Mutter und eines vom Vater. Wenn ein Allel defekt ist (z. B. Träger der Sichelzellenanämie), bleibt es in der Regel unbemerkt, wenn es rezessiv ist. Das bedeutet, dass es nicht genutzt wird und die Krankheit damit nicht zum Vorschein kommt. Denn es gibt rezessive und dominante Gene. Existieren eine dominante und eine rezessive Version eines Gens, setzt sich die dominante durch. Rezessive Gene zeigen sich nur, wenn sie keine dominante “Konkurrenz” haben. Sind also beide Allele defekt, kommt die Krankheit zum Vorschein.
Bei genetisch nahen Verwandten ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass beide diese rezessiv mutierten Gene tragen, die sie von einem gemeinsamen Vorfahren geerbt haben. Das Risiko ist umso größer, je näher die Erzeuger miteinander verwandt sind. Bei Cousins ersten Grades bleibt es also begrenzt, da man nur gemeinsame Großeltern hat. Dennoch bleibt ein Risiko bestehen.
Ein genetischer Test zur Früherkennung
Wenn man sich dazu entschließt, seinen Cousin zu heiraten, empfiehlt es sich daher, einen Bluttest durchzuführen. So kann man prüfen, ob die Gene, die für die häufigsten genetischen Krankheiten wie Mukoviszidose oder spinale Muskelatrophie verantwortlich sind, vorhanden sind. Katholiken benötigen zusätzlich eine päpstliche Ausnahmegenehmigung, um eine kirchliche Trauung durchführen zu können.
Urhebender Autor: Céline Deluzarche
Marlene ist seit 25 Jahren Fotografin und Künstlerin. Ihre Leidenschaft für Sprachen und interkulturelle Kommunikation entwickelte sie durch internationale fotojournalistische Arbeiten. Heute nutzt sie ihre weitreichende Erfahrung auch als Korrekturleserin und übersetzt journalistische Artikel vom Französischen ins Deutsche. Marlene stellt sicher, dass jeder Text seine Authentizität bewahrt und an die sprachlichen sowie kulturellen Besonderheiten des deutschsprachigen Publikums angepasst wird.