Forscher beweisen: Kommunikation während Traumvorgängen ist möglich
Sind wir im Schlaf völlig von der Welt abgeschnitten, wirklich abwesend von uns selbst und anderen, ohne Möglichkeit der Kommunikation mit unserer Umwelt? Die Forschungsarbeit schlägt jetzt neue Perspektiven vor, um die Aktivität des Gehirns während des Traumvorganges besser zu entschlüsseln.
Wenn wir träumen, sind wir auf den ersten Blick von der Welt abgeschnitten, unfähig, Informationen aus der Umwelt zu empfangen und auf sie zu reagieren. Eine Zusammenarbeit von Forschern des Inserm, der AP-HP, der Universität Sorbonne und des CNRS mit mehreren amerikanischen, deutschen und holländischen Gruppen zeigt zum ersten Mal, dass eine Zwei-Wege-Kommunikation, vom Experimentator zum Träumer und umgekehrt, während des Traums möglich ist. Diese Ergebnisse ebnen den Weg für ein besseres wissenschaftliches Verständnis von Träumen und Schlaf.
Doch warum träumen wir? Wovon genau träumen wir? Was passiert in unserem Gehirn während dieser mysteriösen Erfahrung? All das sind Fragen, die Neurowissenschaftler faszinieren und die besonders schwer zu beantworten sind. In der Tat basiert das wissenschaftliche Wissen über Träume heute hauptsächlich auf dem Bericht des Träumers, wenn er oder sie aufwacht. Erinnerungsverzerrungen, Selbstzensur oder gar das Treffen komplett falscher Aussagen sind daher möglich.
Um die Forschung voranzutreiben, haben sich die Wissenschaftler daher an „luzide Träumer“ gewandt, also an Personen, die sich beim Träumen bewusst sind, dass sie träumen, und die in der Lage sind, das Szenario ihres Traums zu beeinflussen. Insbesondere haben diese Studien gezeigt, dass die Träumer dank eines zuvor erlernten Augencodes in der Lage waren, über ihre Luzidität und damit über den Beginn und das Ende einer vordefinierten Aufgabe, die im Traum ausgeführt wurde (z.B. das Anhalten des Atems), zu informieren. Diese Kommunikation war jedoch einseitig, da nur der Träumer ein Signal senden konnte, dass er sich bewusst war, dass er träumte.
Das Traumbewusstsein
„Die Idee der Zwei-Wege-Kommunikation schien ein unerreichbares Ziel zu sein. Wie kommunizieren Sie mit jemandem, der schlafend ist? Aber wenn wir zeigten, dass es möglich ist, eröffneten sich faszinierende neue Wege für die Erforschung von Träumen“, erklärt Delphine Oudiette, eine Inserm-Forscherin am Institut für Gehirnforschung (Inserm, AP-HP, Sorbonne-Universität, CNRS).
Das Team rief zunächst einen luziden Träumer mit viel Erfahrung auf, um zu versuchen, diese doppelte Kommunikation herzustellen. Die Forscher verwendeten verschiedene Arten von Stimuli, wie z. B. offene, laut gestellte Fragen: „Mögen Sie dies oder das?“, taktile Reize (Antippen der Hand zum Zählen) oder semantische Diskriminationsaufgaben (Unterscheidung von einfachen Wörtern wie „oben“, „unten“…). Die schlafende Person wurde dann gebeten, diese Fragen zu beantworten, indem sie die Muskeln ihres Gesichts anspannte (z. B. indem sie lächelte, um „ja“ zu sagen, und die Stirn runzelte, um „nein“ zu sagen).
Die Ergebnisse dieser Experimente deuten darauf hin, dass die Versuchsperson in der Lage war, auf eine Reihe dieser Reize zu reagieren, während sie schlief. Beim Aufwachen berichtete er auch, dass die Stimme des Experimentators mitten in seinem Traum, in dem er mit Freunden feierte, wie eine „göttliche Stimme“ wirkte. „Wir hatten also einen ersten Beweis dafür, dass ein Dialog mit einem Träumer möglich ist. Wir stellten dann fest, dass mehrere andere Labors in der Welt ähnliche Experimente durchführten. In unserem Team führen wir unsere Studien mit narkoleptischen Probanden durch, weil ihr Zugang zum REM-Schlaf, in dem das luzide Träumen stattfindet, privilegiert ist, aber andere führen ihre Experimente an Probanden ohne Schlafstörungen durch“, fährt Delphine Oudiette fort.
Die Möglichkeit der bidirektionalen Kommunikation
Die verschiedenen Gruppen, die französische, die amerikanische, die deutsche und die niederländische, beschlossen daher, ihre Daten, die aus unabhängig voneinander durchgeführten Studien stammen, zusammenzuführen. Diese Zusammenarbeit ermöglichte es ihnen, mit zusätzlichen Daten zu bestätigen, dass es möglich ist, während des Traums eine Zwei-Wege-Kommunikation zu haben. In den verschiedenen Studien konnten die Probanden z.B. die Fragen der Experimentatoren (z.B. Kopfrechnen) durch einen Augencode oder die Kontraktion der Gesichtsmuskeln beantworten. Durch die Kombination dieser Aufgaben mit elektrophysiologischen Aufzeichnungen zeigten die Forscher, dass sich die Träumer bei der Beantwortung der Fragen immer im REM-Schlaf befanden.
Während es sich hierbei derzeit um den Beweis des Konzepts handelt, dass eine Zwei-Wege-Kommunikation möglich ist, sind die Implikationen für die Erforschung von Schlaf, Träumen oder sogar Bewusstsein groß.
Diese Arbeit stellt die Vorstellung in Frage, dass wir während des Schlafs völlig von der Welt abgeschnitten sind und keine Informationen an unsere Umgebung empfangen oder senden können. Die Möglichkeit, mit dem Träumer zu kommunizieren, eröffnet auch Perspektiven, physiologische Marker des Bewusstseins und des Träumens zu identifizieren und die Aktivität unseres Gehirns während des Traumerlebnisses zu entschlüsseln, um die Rolle des Träumens und des Schlafes besser zu verstehen.
Urhebender Autor: Insu
Marlene ist seit 25 Jahren Fotografin und Künstlerin. Ihre Leidenschaft für Sprachen und interkulturelle Kommunikation entwickelte sie durch internationale fotojournalistische Arbeiten. Heute nutzt sie ihre weitreichende Erfahrung auch als Korrekturleserin und übersetzt journalistische Artikel vom Französischen ins Deutsche. Marlene stellt sicher, dass jeder Text seine Authentizität bewahrt und an die sprachlichen sowie kulturellen Besonderheiten des deutschsprachigen Publikums angepasst wird.