Eine mysteriöse mittelalterliche Tafel, die in Deutschland entdeckt wurde, enthüllt eine vergessene religiöse Geschichte aus Pommern
Eine archäologische Entdeckung im Nordosten Deutschlands: Ein Stein mit einem Porträt eines hochrangigen Kirchenvertreters aus dem 12. Jahrhundert
Im Nordosten Deutschlands, nicht weit von der polnischen Grenze entfernt, wurde kürzlich eine außergewöhnliche archäologische Entdeckung gemacht. Archäologen gruben in der kleinen Gemeinde Klotzow, im Vorfeld von Bauarbeiten, einen rund eine halbe Tonne schweren Stein aus. Was diesen Stein besonders macht? Er trägt ein rudimentäres Porträt eines hochrangigen katholischen Geistlichen aus dem 12. Jahrhundert, einer Zeit, in der die Christianisierung der Region ihren Lauf nahm.
Der Stein, der in der Nähe des kleinen Dorfs Klotzow gefunden wurde, gibt Einblick in eine bislang wenig bekannte Epoche der Geschichte Pommerns. Auf einer Kalksteinplatte, die mit einem relativ einfachen Symbol graviert ist, erkennt man das Bild einer menschlichen Gestalt. Historiker konnten anhand einiger Details die Identität dieser Person bestimmen: Es handelt sich vermutlich um einen bedeutenden Vertreter der katholischen Kirche in der Region im Mittelalter.
Der Architekt der Christianisierung Pommerns auf einer Steinplatte
Obwohl die Darstellung in der Gravur archaisch wirkt, entsprechen die dargestellten Kleidungsstücke den typischen Insignien eines Geistlichen. Die Figur trägt auf der Brust ein Band mit einem christlichen Kreuz, was die religiöse Bedeutung der Darstellung untermauert. Erste Datierungen des Steins legen nahe, dass er aus dem 12. Jahrhundert stammt. Mit den Maßen von einem Meter in der Höhe, 60 Zentimetern in der Breite und 40 Zentimetern in der Tiefe, dürfte die Platte ursprünglich als dekoratives Objekt gedient haben. Es wird vermutet, dass sie eine Erinnerungsstein war, jedoch nicht zwangsläufig auf einem Friedhof errichtet wurde.
Die große Frage bleibt jedoch: Wer war die Person, die auf diesem Stein abgebildet ist? Wenn es sich tatsächlich um einen Geistlichen handelt, muss seine Funktion eine gewisse Bedeutung besessen haben, um auf einem Erinnerungsstein in der alten Pommern verewigt zu werden. Angesichts der Entstehungszeit des Steins könnte es sich um den Bischof Otto von Bamberg handeln. Diese zentrale Figur der christlichen Geschichte, die 1189 heiliggesprochen wurde, war derjenige, der Pommern missionierte. Pommern, das große Gebiet, das sich zwischen Deutschland und Polen erstreckt, war bis zum 12. Jahrhundert ein heidnisches Land, in dem sich der christliche Glaube erst allmählich etablierte.
Vom Heidentum zum Christentum in Pommern
Bis zum Jahr 1121 war Pommern eine weitgehend heidnische Region, die nicht in die mittelalterliche europäische Ordnung integriert war, die rund um den Vatikan und die regionalen Machtspiele entstanden war. Im Jahr 1121 unterwarf der polnische Herzog Boleslaw III. Pommern seinem Gesetz. Der Herzog beauftragte den Bischof Otto von Bamberg damit, die slawische Region zu bereisen. Das Ziel des Bischofs war es, so viele Heiden wie möglich zu taufen und zum Christentum zu bekehren. Als Otto 1139 starb, war seine Missionsarbeit ein Erfolg: Viele Slawen wurden getauft, und die heidnischen Praktiken verboten.
Ein wertvoller Fund für die Geschichtsforschung
Die Entdeckung der Platte ist für Historiker ein Glücksfall, stammt sie doch aus einer gut dokumentierten, aber nur spärlich mit Artefakten belegten Zeit. Insgesamt wurden weniger als zehn Steine dieser Art an verschiedenen Fundorten in Pommern entdeckt. In den kommenden Wochen könnten weitere Archäologen in Klotzow tätig werden, um möglicherweise noch mehr mittelalterliche Artefakte und Stätten zu entdecken. So haben Archäologen bereits Überreste einer Kapelle in der Nähe ausgemacht.
Titelbild: © OpenArt.ai – KI-generiertes Bild eines Bischofs, der vor einer Kirche eine Predigt hält.
2. Abbildung: © CHRISTIAN MOELLER, MINISTERIUM FÜR WISSENSCHAFT, KULTUR, BUNDES- UND EUROPÄISCHE ANGELEGENHEITEN MECKLENBURG-VORPOMMERN