Archäologie

Diese Höhlenmalereien in Südafrika enthüllen seltsame Kreaturen, die 250 Millionen Jahre alt sind!

Die indigenen Völker schöpfen reichlich aus der Natur um sie herum, um ihre Kultur und ihre Mythen zu bereichern. Bis zu dem Punkt, dass sie Tiere integrieren, die seit Hunderten von Millionen Jahren ausgestorben sind? Genau das legt eine neue Studie nahe, die sich mit der Darstellung eines seltsamen Tieres befasst, das vor 200 Jahren vom San-Volk in Südafrika gemalt wurde. Die Tafel „Der gehörnte Schlange“ stellt eine bekannte Felsmalereien-Sammlung in Südafrika dar. Im Karoo-Becken gelegen, soll sie zwischen 1821 und 1835 von den San, einem indigenen Volk Südafrikas, gemalt worden sein. Unter den mit Ocker auf die Wand gezeichneten vertrauten Tieren zieht jedoch eines sofort alle Aufmerksamkeit auf sich, dank seiner seltsamen Form, die an… ein Walross erinnert! Der längliche Körper, die kurzen Beine und der kleine Kopf mit nach unten gebogenen Stoßzähnen erinnern tatsächlich an die Silhouette des Meerestiers, das in dieser Buschlandschaft und an den Küsten dieser Region Afrikas keinerlei Platz hat!

Ein reales Tier als Inspirationsquelle… aber nicht unbedingt lebendig!

Tatsächlich wirft die Präsenz dieses Tieres in diesen vor 200 Jahren entstandenen Malereien schon lange Fragen bei Wissenschaftlern auf. Wovon könnte es wohl die Rede sein? Auf die Nachfrage erklärt das San-Volk, dass es sich um ein imaginäres, spirituelles Wesen handelt. Dennoch schöpft die Felskunst dieses Volkes stets ihre Inspiration aus der Natur, selbst für fantastische Elemente. Der Ursprung der Muse bleibt jedoch ein Rätsel. Für Julien Benoit von der Universität Witwatersrand (Südafrika) gäbe es tatsächlich ein Tier, das als Inspirationsquelle im Karoo-Becken gedient haben könnte. Aber es lohnt sich nicht, in der Landschaft danach zu suchen, denn es existiert seit 250 Millionen Jahren nicht mehr!

Eine Fülle von Fossilien in der Region

Um zu verstehen, was den Forscher auf diese Spur gebracht hat, muss man klarstellen, dass das Karoo-Becken für seine fossile Fülle bekannt ist. Der Boden enthält in der Tat einen beeindruckenden Schatz an Fossilien von Arten, die in dieser Region zwischen Perm und Jura lebten. Somit ist die Region ideal für das Studium des Auftretens, der Diversifikation und des Endes der Therapsiden, die den Dinosauriern vorausgingen, aber man findet auch reichhaltige Zeugnisse über die Herkunft der Säugetiere, Schildkröten, Dinosaurier und Eidechsen. Die Qualität der Fossilienkonservierung, die leicht zu finden sind, verbunden mit der Tatsache, dass die Region seit Zehntausenden von Jahren bewohnt ist, wirft eine Frage auf: Was, wenn die indigenen Völker sich von diesen fossilisierten Überresten inspirieren ließen, um die imaginären Kreaturen ihrer Mythen zu erschaffen?

Eine Malerei, inspiriert von Dicynodonten-Fossilien?

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EIN SPÄTER PERM-DICYNODONT, DESSEN FOSSILIEN IN SÜDAFRIKA GEFUNDEN WURDEN. © DMITRY BOGDANOV, WIKIMEDIA COMMONS, CC BY-SA 3.0

Für den Forscher, der einen Artikel in der Zeitschrift Plos One veröffentlicht hat, ist dies eine durchaus glaubwürdige Hypothese. Und man muss nur die Fossilien betrachten, die im Boden der Region freigelegt sind, um das Modell zu finden, das der seltsamen, walrossähnlichen Kreatur zugrunde liegt. Es handelt sich tatsächlich um den Dicynodonten. Diese pflanzenfressenden, vierbeinigen Therapsiden mit gedrungener Erscheinung und oft nach unten gebogenen Stoßzähnen weisen alle morphologischen Merkmale des im Gemälde dargestellten Tieres auf. Die Dicynodonten lebten vor den Dinosauriern, vom Perm bis zum Ende der Trias, und sind eines der äußerst häufig vorkommenden Fossilien im Karoo-Becken, insbesondere in unmittelbarer Nähe der Felsmalereien. Die erste Beschreibung wurde übrigens in Südafrika im Jahr 1845 vorgenommen. Wenn also die Hypothese von Julien Benoit zutrifft, würde die erste Beschreibung des Dicynodonten tatsächlich den San zugeschrieben werden, da die Malerei mindestens 10 Jahre älter ist als diese paläontologische Entdeckung. Ohne es zu wissen, wäre dieses indigene Volk somit das Erste, das von der früheren Existenz dieses vor 250 Millionen Jahren ausgestorbenen Tieres Kenntnis hatte. Weitere Forschungen könnten aufzeigen, inwieweit die indigenen Völker im Laufe der Zeit fossile Elemente in ihre Kultur integriert haben.

 

 

Autorin: Morgane Gillard

Titelbild: © Chris, Adobe Stock – In seinen Malereien stellt das Volk der San in Südafrika oft menschliche Figuren (wie hier Jäger) und Tiere aus dem Busch dar, aber auch geheimnisvollere Kreaturen.

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Team Futura
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Marlene

Marlene ist seit 25 Jahren Fotografin und Künstlerin. Ihre Leidenschaft für Sprachen und interkulturelle Kommunikation entwickelte sie durch internationale fotojournalistische Arbeiten. Heute nutzt sie ihre weitreichende Erfahrung auch als Korrekturleserin und übersetzt journalistische Artikel vom Französischen ins Deutsche. Marlene stellt sicher, dass jeder Text seine Authentizität bewahrt und an die sprachlichen sowie kulturellen Besonderheiten des deutschsprachigen Publikums angepasst wird.

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