Wissenschaft

Christoph Kolumbus war nicht der, für den er gehalten wurde: DNA-Test stellt alles in Frage!

Er gehört allen – oder zumindest versuchen es viele zu behaupten. Rund 25 Länder beanspruchen die Herkunft von Christoph Kolumbus für sich. Bislang galt Italien, insbesondere die Stadt Genua, als die wahrscheinlichste Heimat des berühmten Seefahrers. Doch ein neuer Dokumentarfilm, der die Ergebnisse einer bahnbrechenden Studie präsentiert, stellt diese Annahme infrage. Basierend auf DNA-Analysen wird suggeriert, dass Kolumbus möglicherweise in Spanien in einer sephardisch-jüdischen Familie geboren wurde.

Eine Herkunft, die nie ernsthaft bezweifelt wurde

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Trotz seiner Berühmtheit ist über das Leben von Christoph Kolumbus und insbesondere über seine Herkunft nur sehr wenig bekannt. © Ridolfo del Ghirlandaio, Wikimedia Commons, Public Domain

Zu seinen Lebzeiten und über Jahrhunderte nach seinem Tod zweifelte kaum jemand an der Herkunft von Christoph Kolumbus. Geboren 1451 in Genua, Sohn des lombardischen Tuchwebers Domenico Colombo, schien seine italienische Herkunft unumstritten. Diese Annahme wurde 1931 durch die Veröffentlichung von handschriftlichen Dokumenten Kolumbus’ gestützt. In einem Schreiben vom 22. Februar 1498 betont er, dass sein Besitz in Genua in der Familie bleiben solle, da er dort geboren sei. Mit diesem schriftlichen Beleg schien die Diskussion um seine Herkunft abgeschlossen. Doch in den letzten Jahren kamen neue Zweifel auf. Könnte es sein, dass Kolumbus uns in die Irre geführt hat?

Umstrittene Herkunft: Viele Länder erheben Anspruch

Es gibt Hinweise, die die genuesische und somit auch katholische Herkunft von Kolumbus infrage stellen. Dieses Rätsel führte zu zahlreichen alternativen Theorien. So wird behauptet, Kolumbus könnte aus Portugal, Spanien, Mallorca, Korsika, Schweden, Griechenland oder sogar Schottland stammen. Bisher fehlten jedoch stichhaltige Beweise für diese Annahmen. Am 12. Oktober wurde ein Dokumentarfilm ausgestrahlt, der auf einer über 20 Jahre laufenden Untersuchung basiert und für Aufsehen sorgt. Wissenschaftler der Universität Granada behaupten darin, dass Kolumbus nicht italienischer Abstammung war, sondern sephardisch-jüdischer Wurzeln aus Spanien.

DNA-Analyse deutet auf sephardische Herkunft hin

Die Theorie, dass Kolumbus jüdischer Herkunft sein könnte, ist nicht neu. Bislang basierte sie jedoch vor allem auf der Interpretation bestimmter Ausdrücke in seinen Briefen, die auf jüdische Einflüsse hindeuten könnten. In Spanien war zudem der Name „Colon“ häufig in jüdischen Familien zu finden. Die neue Studie liefert jedoch konkretere Hinweise: Sie basiert auf DNA-Analysen des unvollständigen Skeletts von Kolumbus, das in der Kathedrale von Sevilla bestattet ist. Diese wurden mit Proben von Giacomo, einem seiner Brüder, sowie von Ferdinand, seinem zweiten Sohn, verglichen. Die Ergebnisse deuten auf eine sephardisch-jüdische Abstammung hin. Warum jedoch sollte Kolumbus selbst seine genuesische und katholische Identität betonen, wenn er jüdischer Abstammung war?

Schutz vor Verfolgung: Der historische Kontext

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© L. Prang & Co, Boston, Wikimedia Commons, Public Domain – Die Reisen von Christoph Kolumbus nach Amerika wurden im Auftrag des Königreichs Spanien unternommen.

Die Antwort könnte im politischen und religiösen Kontext des ausgehenden 15. Jahrhunderts liegen. Spanien befand sich damals unter dem Einfluss einer religiösen Vereinigungspolitik, bei der das katholische Christentum zur alleinigen Staatsreligion erklärt wurde. Jüdische und muslimische Gemeinschaften wurden verfolgt, zur Konversion gezwungen oder ins Exil gedrängt. Wer sich weigerte, riskierte, der Inquisition zum Opfer zu fallen. Im Jahr 1492 begann Kolumbus, im Auftrag der spanischen Krone Reisen über den Atlantik zu unternehmen. Könnte er seine jüdische Herkunft verschleiert und eine katholische Identität angenommen haben, um sich vor Verfolgung und Vertreibung zu schützen? Diese These wird im Dokumentarfilm als plausibel dargestellt.

Wissenschaftliche Kritik und offene Fragen

Trotz dieser spektakulären Enthüllungen zeigt sich die wissenschaftliche Gemeinschaft skeptisch. Erstens wurden die Ergebnisse bislang nicht in einer wissenschaftlichen Fachzeitschrift veröffentlicht und somit auch nicht von unabhängigen Experten überprüft. Zudem äußerte Antonio Salas, Professor für Genetik, in der spanischen Zeitung El País Bedenken. Er argumentiert, dass „es kein Y-Chromosom gibt, das eine sephardisch-jüdische Herkunft eindeutig und exklusiv nachweisen könnte“. Der Ursprung von Christoph Kolumbus bleibt somit vorerst ein ungelöstes Rätsel – und ein spannendes Thema für Historiker und Wissenschaftler gleichermaßen.

 
 
 
Autorin : Morgane Gillard
 
Titelbild: © HKTR-atelier, Adobe Stock (mit KI erzeugtes Bild) – Die Ursprünge von Christoph Kolumbus sind immer noch sehr rätselhaft.
 
2. Abbildung: © Ridolfo del Ghirlandaio, Wikimedia Commons, Public Domain-Trotz seiner Berühmtheit ist über das Leben von Christoph Kolumbus und insbesondere über seine Herkunft nur sehr wenig bekannt.
 
3. Abbildung: © L. Prang & Co, Boston, Wikimedia Commons, Public Domain – Die Reisen von Christoph Kolumbus nach Amerika wurden im Auftrag des Königreichs Spanien unternommen.
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Marlene

Marlene ist seit 25 Jahren Fotografin und Künstlerin. Ihre Leidenschaft für Sprachen und interkulturelle Kommunikation entwickelte sie durch internationale fotojournalistische Arbeiten. Heute nutzt sie ihre weitreichende Erfahrung auch als Korrekturleserin und übersetzt journalistische Artikel vom Französischen ins Deutsche. Marlene stellt sicher, dass jeder Text seine Authentizität bewahrt und an die sprachlichen sowie kulturellen Besonderheiten des deutschsprachigen Publikums angepasst wird.

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